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Grosses Wachstum, kleiner Marktanteil

Fussball-Trikots aus China: Wurden bei der Produktion ethische Prinzipien eingehalten? swissinfo.ch

Beteiligungen an Firmen, welche sich der Achtung der Menschenrechte und Umwelt verschrieben haben, stossen bei Schweizer Anlegern auf immer mehr Interesse.

Die Branche steckt aber noch in den Kinderschuhen: Der Anteil ethischer Anlagen macht weniger als 1% des Marktes aus.

Das Volumen nachhaltiger Anlagen hat in den vergangenen fünf Jahren rund 240% zugelegt. Ende 2005 betrug es 10,6 Milliarden Franken. Allerdings befinden sich nachhaltige Anlagen noch immer auf niedrigem Niveau.

Nachhaltig investierte Vermögen machten anteilsmässig weniger als 1% des investierten Gesamtvermögens aus, heisst es in einer am Dienstag veröffentlichten Markterhebung. Diese war von der Anlagestiftung Ethos, den Vermögensverwaltern SAM und Swisscanto sowie den Banken Sarasin, UBS und ZKB in Auftrag gegeben worden.

Weiteres wichtiges Fazit: Nachhaltige Anlagen weisen im Vergleich zu konventionellen Anlagen keine Performance-Nachteile auf.

Verhaltener Optimismus

Experten äusserten sich trotz schleppender Entwicklung verhalten positiv. “Die Investoren beginnen, die Folgen der Globalisierung zu erkennen”, sagte Ivo Knoepfel, Direktor der Studienverfasserin onValues. Er erwähnt den Klimawandel, welcher enorme ökonomische Auswirkungen auf einzelne Branchen haben könne.

“In den Zeitungen finden sich beispielsweise Inserate, in denen für Investitionen in erneuerbare Energien wie Biomasse geworben wird”, so Knoepfel. In einzelnen Sektoren liessen sich bereits sehr gute Renditen erzielen.

Auch Erol Bicelen vom Marketing der Bank Sarasin sieht einen Silberstreifen am Horizont. “Es sieht zwar noch nicht rosig aus, aber es gibt immerhin einige Unternehmen, die nach ökologischen und solidarischen Grundsätzen wirtschaften.”

Handlungsbedarf dagegen ortete Andreas Missbach von der Erklärung von Bern (EvB). Vor allem die Pensionskassen hätten noch keine grossen ethischen Aktivitäten entwickelt.

Institutionelle legen zu

Getrieben wird das Wachstum bei den nachhaltigen Anlagen von institutionellen Anlegern. Grosse Vorsorge-Einrichtungen, insbesondere solche mit öffentlich-rechtlichem Charakter, hätten in den vergangenen Jahren in Europa immer mehr eine Vorreiterrolle bei den nachhaltigen Anlagen übernommen, hiess es.

Dabei gehe es nicht mehr um spezialisierte Vermögensverwaltungs-Mandate, sondern um eine sukzessive Integration von Nachhaltigkeits-Aspekten in die gesamte Vermögensverwaltung, in die Ausübung von Aktionärsrechten und in die Kommunikation mit Firmen.

Die globalen Investoren seien sich zunehmend bewusst, dass es in ihrem eigenen Interesse liege, gute Geschäftsführung (Corporate Governance) und ökologisch-soziale Standards zu propagieren.

Hauptsächlich in Aktien

77% aller nachhaltigen Anlagen in der Schweiz sind laut der Studie in Aktien angelegt. 12% sind Obligationen, 4% Private Equity (privates Beteiligungskapital) und andere Kategorien.

In der Schweiz machen die Kollektivanlagen mit 5,8 Mrd. Franken den grösseren Anteil aus, während auf nachhaltige Vermögensverwaltungs-Mandate 4,8 Mrd. Franken entfallen.

Die Entwicklung in der Schweiz entspreche dem positiven Trend nachhaltiger Anlagen im Ausland, schrieben die Autoren. Laut dem Institut für Ökologie und Unternehmensführung an der European Business School habe es Ende 2005 europaweit über 400 Nachhaltigkeitsfonds mit einem Volumen von umgerechnet rund 37,5 Mrd. Franken gegeben.

Die im deutschsprachigen Raum zum öffentlichen Vertrieb zugelassenen Nachhaltigkeitsfonds steigerten ihr Volumen gemäss Mitteilung letztes Jahr um etwa 6 Mrd. auf knapp 14 Mrd. Franken.

An der Markterhebung beteiligten sich insgesamt 19 Institutionen. Die Erhebung erfasste mit nachhaltigem Ansatz verwaltete Produkte von Schweizer Anbietern sowie in der Schweiz zum öffentlichen Vertrieb zugelassene Kollektivanlage- sowie strukturierte Produkte.

swissinfo und Agenturen

Die ersten ethischen Anlagen gab es in den 1920er-Jahren in angelsächsischen Ländern. Sie entstanden aus religiösen Gründen. Dort machen sie heute 8% der Investitionen aus, in der Schweiz sind es weniger als 1%.

Die Definition ist in den USA sehr weit gefasst: Dort gilt ein Fonds, der nicht in die Tabakindustrie investiert, bereits als ethisch. In der Schweiz müssen es Investitionen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung sein.

Laut der Studie werfen ethische Fonds etwa gleiche Erträge ab wie herkömmliche Geldanlagen.

In der Schweiz haben ethische Fonds die 10-Milliarden-Marke überschritten.
Trotz hoher Wachstumsraten ist der Anteil am Gesamtmarkt immer noch minim.
77% der nachhaltigen Anlagen in der Schweiz sind in Aktien angelegt, 12% in Obligationen und 4% sind privates Beteiligungskapital (Private Equity).

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