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Gute “Ethik”-Noten für Schweizer Firmen

Ethos-Direktor Dominique Biedermann nimmt es auch mit den Grossen auf. Keystone Archive

An der Schweizer Börse kotierte Firmen haben ihre Transparenz weiter verbessert. Fortschritte machten sie vor allem beim Mitsprache-Recht von Aktionären.

Im ihrem diesjährigen Rating zur Corporate Governance ortete die Anlagestiftung Ethos aber noch Bereiche mit Nachholbedarf.

Gute Noten attestierte die Stiftung in ihrem am Mittwoch vorgestellten Bericht auch den Revisionsorganen und der Kapitalstruktur der Unternehmen.

Bei der Zusammensetzung des Verwaltungsrates und der Information bestehe jedoch noch Nachholbedarf, sagte Ethos-Direktor Dominique Biedermann vor den Medien.

Insbesondere in den Prüfungs-Ausschüssen seien zuwenig Vertreter mit finanziellen Kompetenzen vertreten.

Detaillierter informieren

Bei der Information für Aktionäre fordert die Anlagestiftung Details, die über die Erfordernisse der Richtlinie der Schweizer Börse (SWX) hinausgehen.

So sollten auch Angaben zur Struktur des Aktionariates veröffentlicht und die Maximalhöhe der Boni für das Kader festgesetzt werden.

Die Ethos-Stiftung untersuchte die Corporate Governance bei den 100 grössten, an der Schweizer Börse (SWX) kotierten Unternehmen zum dritten Mal in Folge.

“Ethische” Richtlinien

Unter Corporate Governance werden Regeln verstanden, die in einem Unternehmen die Rolle und die Machtverhältnisse zwischen der Geschäftsleitung, dem Verwaltungsrat, dem Kontrollorgan, den Aktionären und allen anderen Anspruchs-Gruppen bestimmen.

Ziel einer ausgewogenen Corporate Governance ist die nachhaltige Wertsteigerung eines Unternehmens für alle Anspruchs-Gruppen.

Grosse besser als kleine

Allgemein schnitten beim diesjährigen Test die Unternehmen im Swiss Market Index (SMI) besser ab als kleinere Firmen.

Festgestellt hat Ethos aber auch, dass Gesellschaften mit einem Grossaktionär, der mehr als ein Drittel hält, schlechter abschneiden als Unternehmen mit breit gestreutem Aktienbesitz.

Die besten Ergebnisse haben der Zahnimplantate-Hersteller Nobel Biocare, der Rückversicherungs-Konzern Swiss Re und die Grossbank UBS. Die besten Fortschritte haben die Immobiliengesellschaft Allreal, der Maschinen- und Fahrzeugbauer Bucher Industries sowie die Bank Julius Bär.

David gegen Goliath

Ins Rampenlicht war Ethos diesen Frühling geraten, als die Stiftung verhindern wollte, dass Nestlé-Konzernchef Peter Brabeck auch das Verwaltungsrats-Präsidium beim Nahrungsmittel-Multi übernimmt. Mit einem Achtungserfolg von 36% unterlag Ethos an der Generalversammlung.

Das sei für Nestlé ein Signal für Verbesserungen bei der Zusammensetzung von Ausschüssen sowie bei den Mitwirkungsrechten der Aktionäre gewesen, sagte Biedermann am Mittwoch weiter. Die Aktionärsrechte aktiv wahrzunehmen, bringe Resultate.

Gemäss Biedermann vertritt Ethos Schweizer Aktien im Umfang von rund 700 Mio. Franken. Dazu kämen noch mehrere Pensionskassen, die sich mit ihren Stimmen Ethos anschliessen, so dass das Gewicht der Anlagestiftung bedeutend grösser sei.

swissinfo und Agenturen

Die Anlagestiftung Ethos wurde im Februar 1997 von zwei Genfer Pensionskassen gegründet.

Heute gehören ihr 77 Pensionskassen aus der ganzen Schweiz an.

Die Stiftung verwaltet im Auftrag ihrer Mitglieder ein Vermögen von rund 1 Mrd. Franken nach finanziellen, ökologischen und sozialen Kriterien der nachhaltigen Entwicklung.

Sie investiert die Mittel in rund 250 Unternehmen, die nach Kriterien der Transparenz und der Corporate Governance geführt werden.

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