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Guter Sommer für Schmetterlinge

Das heisse, trockene Wetter gefällt den Schmetterlingen - sie lieben den Sommer 2003. Keystone

Eine Sommerwiese, über Blumen und Gräsern tanzen farbige Schmetterlinge: Ein Bild, das man in der zersiedelten Schweiz normalerweise kaum mehr zu sehen bekommt.

Dank dem trockenen und heissen Wetter flattern dieses Jahr aber sehr viel mehr dieser zarten Tiere durch das Land.

Vor allem im Schweizer Mittelland sieht man heutzutage generell sehr viel weniger Schmetterlinge als früher. Seit 1945 sind nach Angaben der Umwelt-Organisation Pro Natura rund 90% der Magerwiesen verschwunden – und mit ihnen viele Tiere und Pflanzen.

Der lange, trockene Sommer 2003 beschert den Schmetterlingen nun ein Rekordjahr. Viele Arten konnten ihren Bestand markant vergrössern, wie die Pro Natura am Mittwoch mitteilte.

Trotzdem viele bedrohte Arten

Trotzdem sei die rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge immer noch lang. Über zwei Drittel der 196 Arten seien bedroht.

Besonders stark vermehrte sich in diesem Jahr der Distelfalter. Er sei schon im Mai in ausserordentlich grosser Zahl von Süden in die Schweiz gekommen und habe sich stark verbreitet. Auch seltenere Arten wie der Weisse Waldportier hätten von dem schönen Wetter profitiert.

“Vielerorts fliegt bereits die zweite Generation. Das ist eher ungewöhnlich, normalerweise gibt es nördlich der Alpen nur eine Generation pro Sommer” schreibt Christoph Vogel, Schmetterlings-Spezialist bei der Umwelt-Organisation.

Wieder Lebensräume schaffen



Trotz des Prachtjahres sei die rote Liste bei den Tagfaltern aber nach wie vor lang, ruft die Organisation in Erinnerung. Über zwei Drittel der knapp 200 Arten seien bedroht.

13 davon würden ohne Gegenmassnahmen in der Schweiz gar bald aussterben. Mit ihrer Kampagne “Mehr Platz für Schmetterlinge” will die Organisation daher wieder mehr und vernetzte Lebensräume für die zarten Geschöpfe schaffen.

Die intensive Landwirtschaft und die überbordende Bautätigkeit hätten die Lebensräume der Falter – magere Trockenwiesen, Feuchtgebiete, lichte Wälder oder stufige Waldränder – weitgehend zerstört. Abhilfe tue not, es brauche dringend mehr ökologische Ausgleichs-Flächen in Landwirtschafts-Zonen.

Sensibles Verhalten – von Interesse für Wissenschaft

Denn die Schmetterlinge seien nicht nur schöne Tiere, sondern wichtige Indikatoren für den Zustand der Natur. So reagierten sie viel schneller auf klimatische Veränderungen oder auf Luftverschmutzung als Pflanzen und seien daher auch für die Wissenschaft von grossem Interesse.

“Eine Welt ohne Schmetterling wäre nicht nur weniger bunt, sie wäre auch für andere Lebewesen weniger lebenswert”, heisst es bei Pro Natura.

Die Kampagne zur Schaffung von Lebensräumen für die bunten Tiere erhält einen Teil des Erlöses des diesjährigen “Schoggitaler”-Verkaufs (Aktion von Heimat- und Naturschutz).

Grillenzirpen wie in Griechenland

Der heisse Sommer lässt aber nicht nur die Zahl der Schmetterlinge steigen. Dieses Jahr kriechen und flattern zudem aussergewöhnlich viele Insekten durchs Land, auch solche, die sonst eher im Süden heimisch sind.

Und weil sich auch die Grillen so wohl fühlen, klangen die Nächte im Mittelland diesen Sommer oft wie jene in Südfrankreich oder in Griechenland: Die grosse Maulwurfsgrille, die Feldgrille und das Heimchen sind besonders aktiv und zirpen um die Wette.
swissinfo und Agenturen

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