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Hingis vom Platz gefegt

Martina Hingis fand kein Rezept gegen Serena Williams. Keystone

Die Schweizerin Martina Hingis war im Viertelfinal von Key Biscayne gegen das Powertennis von Serena Williams chancenlos. Sie verlor in weniger als einer Stunde 4:6, 0:6.

Vielleicht wäre die Partie anders verlaufen, wenn die Ostschweizerin zu Beginn des Startsatzes eine ihrer drei Breakchancen genutzt hätte. So schaffte Hingis das erste Break zum 4:2, bei 5:2 konnte sie auf 5:4 verkürzen, ehe sie ihr Aufschlagsspiel wiederum verlor und dann kein Game mehr gewann. Logisch, dass Hingis diesen Chancen nachtrauerte: “Es war frustrierend, ich habe so viele Möglichkeiten ausgelassen.”

Der zweite Satz erinnerte dann stark an eine sportliche Exekution, noch selten hat man Hingis derart unterlegen gesehen. Sie konnte ganze sechs Punkte für sich verbuchen, Serena Williams deren 23.

Allerdings tut man gut daran, auch diese Höchststrafe nicht zu überbewerten, denn Williams gelang alles und Hingis praktisch gar nichts: “Ich habe mich dann etwas zu schnell gehen lassen”, befand Hingis.

“Wie können sie so etwas fragen?”

Grund, die schmerzhafte Niederlage zu dramatisieren, besteht indes nicht. Hingis hatte bislang eine gemessen an ihren Standards gute bis sehr gute Saison (Bilanz 24:4), wenn sie den letzten Punkt gegen Jennifer Capriati in Melbourne gemacht hätte, wäre sie sogar herausragend.

Dementsprechend völlig deplatziert war die Frage eines südamerikanischen Journalisten an der Pressekonferenz, ob sie sich noch fähig fühle, wieder die Nummer eins zu werden und Grand-Slam-Turniere zu gewinnen. “Wie können Sie so etwas fragen? In Melbourne fehlte mir ein Punkt, das ist ja nicht allzu weit weg. Ich bin sehr zufrieden, wie ich in diesem Jahr gespielt habe. Gegen die Topspielerinnen muss ich mich einfach noch steigern und noch weiter an mir arbeiten.”

Ein altes Problem ist aber geblieben: Währenddem Hingis gegen fast alle Spielerinnen dank überlegener Technik, Antizipation und Strategie die Partien beherrscht, reicht dies gegen die hart schlagenden Topcracks nicht mehr, sie ist zumeist ab dem eigenen und gegnerischen Aufschlag in der Defensive.

Gegen ihre vier gefährlichsten Widersacherinnen (Capriati, Davenport und die Williams-Sisters) hat sie insgesamt nur zwei der letzten 16 Spiele gewonnen, gegen Serena Williams zuletzt dreimal verloren. Was fehlt Ihnen, damit Sie diese Spielerinnen wieder regelmässig schlagen können, Martina Hingis? “Ich muss wieder die wichtigen Punkte gewinnen und vor allem auch daran glauben.”

Und weiter arbeiten will sie schon bald: Nach dem Ende der Doppelkonkurrenz, wo sie mit Anna Kurnikowa favorisiert ist, kehrt die Ostschweizerin noch kurz nach Tampa zurück, dann wird sie in heimatlichen Gefilden die Vorbereitung auf die Sandsaison aufnehmen, die heuer Berlin, Hamburg, Rom und Paris umfasst. “Wenn nötig, auch indoor”, lachte sie in Anspielung auf die derzeitigen helvetischen Wetterbedingungen.

Sister Act VII

Im Halbfinal kommt es damit auf Key Biscayne zum Sister Act VII. Bislang führt Venus in der familieninternen Bilanz 5:1, die Partien waren zumeist fad und nicht wenige behaupten, dass der Ausgang oft von Vater Richard gesteuert sei. Im zweiten Halbfinal stehen sich Jennifer Capriati (6:2, 6:0 gegen Tatjana Panowa) und Monica Seles oder Kim Clijsters gegenüber.

Marco Keller (Si), Key Biscayne

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