Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

IKRK-Präsident besucht Erdbebenregion

Ein Zelt-Camp des UNHCR für Erdbeben-Opfer in Nordpakistan. Keystone

Jakob Kellenberger ist nach Pakistan gereist. Der IKRK-Präsident möchte erreichen, dass die Hilfe für die Erdbeben-Opfer vom 8. Oktober verstärkt wird.

Im Norden des Landes reicht die materielle und finanzielle Hilfe für die Millionen von Obdachlosen längst nicht aus.

“Ein weiteres Auseinanderbrechen des Gemeinschafts-Lebens würde das Trauma, das die Menschen der Region erlitten haben, noch verschlimmern”, erklärte der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jakob Kellenberger, vor seiner Abreise am Dienstag.

Es sei deshalb sehr wichtig, Nahrungsmittel und Unterkünfte für die Opfer des Erdbebens bereitzustellen, damit sie den Winter in der Nähe ihrer Häuser verbringen könnten, sagte Kellenberger.

Doch die bislang eingegangenen Spenden reichen bei weitem nicht aus, um den drei Millionen obdachlos gewordenen Menschen in Nordpakistan helfen zu können.

Kellenberger trifft Musharraf

Der IKRK-Präsident bleibt bis Donnerstag in Pakistan und trifft auch Präsident Pervez Musharraf.

Während seines Aufenthalts besucht Kellenberger laut IKRK-Angaben ein Spital in Muzaffarabad und fliegt per Helikopter in zwei vom Erdbeben schwer betroffene Täler.

In Pakistan und Indien starben insgesamt rund 60’000 Menschen nach dem Erdbeben am 8. Oktober. In Pakistan sind nach UNO-Angaben viele Obdachlose wegen mangelnder internationaler Hilfe vom Tod bedroht.

Zuwenig Geld – UNO “extrem beunruhigt”

Das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) hatte am Montag mitgeteilt, wegen Geldmangels könnte es gezwungen sein, Hilfsflüge einzustellen. Helikopter seien aber die einzige Möglichkeit, hunderttausende von Überlebenden zu erreichen.

Das WFP habe nur 10% der benötigten 100 Mio. Dollar erhalten. WFP-Regionaldirektor Amir Abdulla sagte: “Es ist extrem beunruhigend, dass die internationale Gemeinschaft, die nach dem Tsunami im Indischen Ozean so grosszügig war, bislang dabei versagt, angemessen auf diese Krise zu reagieren.”

Eile ist geboten

Wie der Generaldirektor der pakistanischen Meteorologiebehörde, Quammaruz Zaman, sagte, deutet alles auf einen ungewöhnlich kalten Winter in der Region hin.

Immer mehr Überlebende des Erdbebens sterben an eisiger Kälte – und an Tetanus (Starrkrampf). Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind bisher 44 Menschen an der Krankheit gestorben.

Schweizer Hilfswerke erhöhen Soforthilfe

Mehrere Schweizer Nichtregierungs-Organisationen (NGO) stockten ihre Hilfszusagen auf. Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS) erhöhte die Nothilfe auf eine Million Franken.

Damit werden Winterjacken und Decken für 16’000 Kinder sowie Notunterkünfte für 6000 Familien gekauft.

World Vision Schweiz will nach eigenen Angaben eine halbe Million Franken statt wie ursprünglich vorgesehen 200’000 Franken für Soforthilfe einsetzen. Mit dem Geld sollen Kinderzentren eingerichtet werden.

Das Hilfswerk SOS-Kinderdorf versucht derweil, getrennte Familien wieder zusammenzuführen. “Das Familiensystem in Pakistan ist sehr ausgedehnt und in den meisten Fällen lassen sich Verwandte finden”, heisst es in einem Communiqué.

swissinfo und Agenturen

Die Schweizer Glückskette hat ein eigenes Spenden-Konto für die Opfer des schweren Erdbebens in Kaschmir.

Konto-Nr. 10-15’000-6

Vermerk: Erdbeben Kaschmir

Man schätzt zur Zeit, dass das Erdbeben in Nordpakistan und Indien mehr als 57’000 Menschenleben gekostet hat.
Diese Bilanz ist am Dienstag vom pakistanischen Premier-Minister Shaukat Aziz bekannt gemacht worden.
Zudem sind 77’000 Verletzte und 3,3 Millionen Obdachlose zu beklagen.
Im indischen Kaschmir forderte das Erdbeben 1300 Menschenleben.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft