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Schweiz erhöht Erdbebenhilfe an Pakistan

Viele warten im Erdbebengebiet immer noch auf Hilfe. Keystone

Bis zum Jahresende will die Schweiz ihre Finanzhilfe für die Erdbebenopfer in Pakistan auf 10 Mio. Franken aufstocken.

Dies wurde am Vorabend der UNO-Geberkonferenz in Genf für die Erdbebenopfer in Pakistan und Indien angekündigt.

Walter Fust, Direktor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), sagte gegenüber swissinfo, dass die Konferenz ein Zeichen setzen solle für eine starke internationale Solidarität mit den Betroffenen der Erdbeben-Katastrophe in Pakistan.

“Ich hoffe, dass die finanzielle Unterstützung nicht nur angekündigt, sondern auch geleistet wird, und dass sie sich in der Rehabilitation der Verwundeten, im Aufbau der Infrastruktur und längerfristig gesehen in der Entwicklung der Region niederschlagen wird”, so Fust.

Die Vereinten Nationen haben um rund 400 Mio. Franken (300 Mio. Dollar) gebeten, um den Überlebenden des Erdbebens vom 8. Oktober zu helfen. Beim Beben starben mindestens 50’000 Menschen. Drei Wochen nach der Katastrophe sind weniger als ein Drittel der dringend benötigten Geldmittel vorhanden.

Appell von Annan

Am Mittwoch kommt UNO-Generalsekretär Kofi Annan nach Genf. Er wird dort einen weiteren Appell an die Vertreter der rund 65 Teilnehmer-Länder und etwa 300 Nichtregierungs-Organisationen richten, die finanzielle Hilfe für Pakistan zu erhöhen.

Im gebirgigen Katastrophengebiet wird bald der erste Schnee fallen, und so werden die Hilfsarbeiten zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Hilfswerke drängen deshalb auf eine Luftbrücke. Auf diese Weise könnten genügend Lebensmittel und Zelte rechtzeitig in das Gebiet gebracht und Hunderttausende vor dem Kältetod bewahrt werden.

“Unsere Botschaft ist klar und deutlich: Viele Leute müssen sterben, wenn die Hilfe nicht rechtzeitig ankommt”, sagt Christiane Berthiaume, Sprecherin des Welternähungs-Programms.

Grösseres Engagement

Wie Walter Fust, Leiter der Schweizer Delegation am Dienstag sagte, wird die Schweizer Regierung weitere 6 Mio. Franken bereitstellen und so die bereits gesprochenen 4 Mio. Franken aufstocken.

Laut dem DEZA-Direktor werden in den kommenden Jahren vermutlich weitere 10 Mio. Franken für die längerfristige Hilfe bereitgestellt. Die DEZA habe vor, 2,5 Mio. Franken aus dem regulären Entwicklungsprogramm 2006 für die Hilfe im Katastrophengebiet abzuzweigen.

Katastrophenjahr 2005

Wie Fust weiter sagte, verzögern mehrere Faktoren die Hilfe im Erdbebengebiet. Dazu gehöre auch, dass Pakistan lange Zeit kein klares Bild über das Ausmass der Katastrophe geliefert habe.

Zudem sei das Land schlecht auf ein solches Ereignis vorbereitet gewesen. Weiter habe das Beben weltweit nicht die gleiche Betroffenheit ausgelöst wie etwa der Tsunami in Südasien. Auch seien die Budgets der Geberländer am Ende des Jahres beschränkt.

“Das Erdbeben hat in einem ungünstigen Zeitpunkt zugeschlagen”, sagte Fust. “Die internationale Gemeinschaft kann wohl in einem Jahr nur auf eine bestimmte Zahl von Naturkatastrophen reagieren, und in dieser Beziehung war 2005 nun wirklich kaum zu fassen.”

Fust bedauerte weiter, dass Europa sich durch die allgemeine Vogelgrippe-Panik von der Erdbeben-Katastrophe ablenken lasse, “die nun wirklich viel mehr Leben gekostet hat.”

swissinfo, Adam Beaumont
(Übertragung aus dem Englischen: Urs Maurer)

Vertreter von 65 Ländern und rund 300 Nichtregierungs-Organisationen treffen sich am Mittwoch in Genf zur Geberkonferenz für die vom Erdbeben zerstörte Region Pakistans.

Die UNO hat nach dem Beben rund 300 Mio. Dollar erbeten, lediglich ein Drittel ist bisher bezahlt oder fest zugesagt worden.

Zur Verteilung von Wintervorräten für die Katastrophenregion bleiben nur noch fünf Wochen, sagt die UNO.

Die offiziell bestätigte Zahl der Erdbebenopfer liegt in Pakistan bei 51’382 Toten und 74’498 Verletzten. In Indien sind es mehr als 1600 Tote.

Die UNO spricht von 1 Mio. Menschen, welche Hilfe benötigen.

Immer noch werden in den Trümmern der schwer zugänglichen Gebiete zahlreiche Opfer vermutet.

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