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In Bern legte Einstein den Grundstein

Die Wohnung von Albert Einstein ist wieder öffentlich zugänglich. Keystone

In seinem "Wunderjahr" 1905 lebte der Superstar in Bern. Nun ist das restaurierte Einstein-Haus, wo er die Grundlagen für seine Theorien erdachte, wieder offen.

Die weltweit aufwändigste und umfassendste Ausstellung über das Genie und ein Festival mit Musik und Theater sind weitere Eckpfeiler des Einstein-Jahres in Bern.

Die Unesco hat 2005 zum “Jahr der Physik” erklärt. Anlass dazu gaben der 50. Todestag und das “Wunderjahr” 1905, in dem Albert Einstein in Bern nicht nur die Relativitätstheorie erdachte, sondern auch die Existenz von Atomen bewies, die Quantenphysik einleitete und die berühmteste Formel der Welt veröffentlichte: E=mc2.

bErn=mc2 steht für die grossangelegten Aktivitäten in der Schweizer Hauptstadt zum Einstein-Jahr. Am 22. April wird das Einstein-Haus an der Kramgasse in der Berner Altstadt nach Restauration und Umgestaltung wiedereröffnet.

Sehen, wo das Genie lebte

In der Wohnung im zweiten Stock lebte Einstein im Jahr 1905 mit seiner damaligen Frau Mileva – “sie sorgt ausgezeichnet für alles, kocht gut und ist immer vergnügt” – und seinem ersten Sohn, dem 1904 geborenen Hans Albert.

Hier – inmitten der geblümten Tapeten – hat er seine bahnbrechenden Arbeiten geschrieben und damit den Grundstein zum Nobelpreis und seinem späteren Ruhm gelegt.

In einer Dauerausstellung sind Einsteins runder Arbeitstisch, das Arbeitspult aus dem Patentamt, sein Maturitäts-Zeugnis und sein Schweizer Pass ausgestellt. Daneben werden Wechselausstellungen zum Thema Physik gezeigt.

Von 1902 bis 1909 lebte Einstein an sieben verschiedenen Adressen in Bern, wo er als Beamter III. Klasse beim eidgenössischen Patentamt angestellt war. In Aarau holte er die Matura nach, in Zürich konnte er als Staatenloser an der ETH studieren und erhielt 1901 das Schweizer Bürgerrecht.

Lieber Bern als Zürich

“Aber in Bern hat die berühmteste Person des 20. Jahrhunderts ihr berühmtestes Jahr verbracht”, sagte der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät zur Eröffnung des Einstein-Jahres.

Die Beamten-Stadt Bern vermarktet das Jahr als Grossereignis, während sich die Wirtschaftsmetropole Zürich auf eine Ehrentafel für Mileva Einstein-Maric und einige Veranstaltungen im Rahmen des 150 Jahre-Jubiläums der ETH beschränkt.

“Das hat damit zu tun, dass Einsteins Verhältnis zu Zürich sehr ambivalent war. Selbst Zeitgenossen wie Wolfgang Pauli fiel auf, dass Einstein viel lieber über seine Zeit in Bern als über jene in Zürich sprach”, erklärt der Historiker Alexis Schwarzenbach die Zürcher Bescheidenheit und den Berne Hype.

Theorie spielerisch erfassbar machen

Zur grössten Attraktion der Berner Aktivitäten wird die grossangelegte Ausstellung “Einstein begegnen – Physik erleben” im Historischen Museum werden. Dabei handelt es sich um die weltweit grösste und umfassendste Einstein-Ausstellung und mit einem Budget von sieben Millionen Franken auch um eine der aufwändigsten Ausstellungen, die je in der Schweiz produziert worden sind.

Die Schau auf einer Fläche von 2500m2 will “das weite Spektrum von Einsteins Persönlichkeit” dokumentieren, den Menschen hinter dem Nobelpreisträger zeigen und die Zeitgenossen vorstellen, die sein Denken prägten und ihn begleiteten.

Zum Rahmenprogramm gehört der Erlebnispark Physik mit dem die Relativitätstheorie spielerisch begreif- und erfassbar gemacht werden soll.

Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler, des Bundespräsidenten der Schweiz Samuel Schmid und der Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey.

Die Verantwortung der Wissenschaften

Das Schweizerische Landesmuseum untersucht in einem Zyklus das Verhältnis zwischen der Literatur und den exakten Wissenschaften. Einer Installation liegt die Dürrenmatt-Rede zum 100. Geburtstag Einsteins zugrunde.

Friedrich Dürrenmatt war einer der wenigen Literaten, die sich intensiv mit dem Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaften und Philosophie auseinander gesetzt und die Verantwortung der Wissenschaften thematisiert haben (“Die Physiker”).

Im Herbst veranstaltet die Hochschule der Künste Bern ein Festival mit Musik-, Theater- und Kunstproduktionen, die in einem thematischen oder zeitbezogenen Zusammenhang mit Einstein und seiner Relativitätstheorie stehen.

swissinfo, Andreas Keiser

Bern feiert das Jubiläums-Jahr mit der weltweit umfassendsten Einstein-Ausstellung. (16. Juni 2005–17. April 2006)

Am 22. April wurde das Einstein-Haus an der Kramgasse in Bern nach einer sanften Renovation wieder eröffnet.

Die Wohnung Einsteins wurde von der Einstein-Gesellschaft gemäss dem Zustand von 1905 eingerichtet und ab 1979 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Bei der Renovation wurden vor allem der Eingang und das Treppenhaus erneuert.

Albert Einstein (1879-1955) lebte von 1902 bis 1909 in Bern.

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