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In Dortmund ist Alex Frei ein Held – wenn er trifft

Alex Frei feiert sein Tor im Bundesligaspiel gegen Schalke 04 vom 12.05.2007. Keystone

Alex Frei wird auch in Dortmund als Fussballheld gefeiert. Seit einem Jahr spielt und trifft der Schweizer Torjäger beim deutschen Profiverein Borussia Dortmund. Nach einer langen Verletzungspause kämpft er sich zurück ins Kader.

Mehr als ein halbes Jahr musste Alex Frei wegen Operationen am Hüftgelenk und später am Wadenmuskel pausieren. Seit ein paar Wochen nimmt er wieder am Training des deutschen Bundesligisten Borussia Dortmund teil. In den Spielen kommt er derzeit meistens nur zu Teileinsätzen.

swissinfo: Sie sind in Dortmund wieder zurück auf dem Spielfeld, aber der Torerfolg ist noch nicht wieder eingetroffen. Sind Sie noch nicht 100 Prozent fit?

Alex Frei: Ich bin noch nicht auf dem Niveau vom Mai 2007. Aber ich fühle mich fit, 90 Minuten zu spielen. Mir fehlen ein bis zwei Prozent und ein Tor, damit ich wieder der Alte bin.

swissinfo: Alle erwarten Tore von Ihnen?

A.F.: Die Leute sagen, der Frei ist zurück, spielt auch gut, aber er hat noch kein Tor geschossen. Ich hatte aber bereits drei Assists in meinen kurzen Einsätzen der letzten Spiele. Nach einer 7-monatigen Verletzungspause ist das nicht schlecht. Aber ich weiss, dass die Ansprüche höher sind.

swissinfo: Heute haben Sie hier in Dortmund Besuch von Köbi Kuhn erhalten. Worüber will der Coach der Nationalmannschaft mit Ihnen sprechen?

A.F.: Das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

swissinfo: Herr Kuhn hat Sie kürzlich zum Captain der Schweizer Nationalmannschaft bestimmt, weil Sie sich jetzt vorbildlich verhalten?

A.F.: Ich bin Captain der Nati geworden, weil der Trainer der Meinung ist, dass ich der verlängerte Arm seiner Ideen auf dem Platz sein muss.

swissinfo: So viel Erfolg wie Köbi Kuhn hatte bisher noch kaum ein Coach der Nationalmannschaft. Was kann Herr Kuhn, das andern fehlt?

A.F.: Seine Stärken sind sicher, dass er jeden gleich behandelt, ob er 34 Jahre alt ist oder erst 16 – nämlich wie erwachsene Leute. Das ist nicht bei allen Trainern der Fall. Herr Kuhn findet einen Weg zwischen Zuckerbrot und Peitsche.

swissinfo: Und was kann Herr Kuhn nicht so gut?

Ich arbeite jetzt seit sieben oder acht Jahren mit ihm zusammen und hatte noch nie ein Problem. Ich nehme ihn, wie er ist, mit den Stärken und Schwächen.

swissinfo: In wenigen Wochen beginnen in der Schweiz die Spiele, die von Millionen Zuschauern verfolgt werden. Die Schweizer Mannschaft hat in den Vorbereitungsspielen einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Wie beurteilen Sie die Form der Nati?

A.F.:Ich weiss, dass wir eine gute, aber keine Weltklasse-Mannschaft haben. An einem guten Tag können wir alle schlagen.

swissinfo: Aber an einem schlechten Tag kann die Schweiz gegen alle verlieren?

A.F.: Das ist noch unser Problem. Das passiert Italien nicht und Deutschland auch nicht. Aber wir können trotzdem um den Titel spielen. Ich bin Kapitän dieser Mannschaft, ich möchte Europa-Meister werden; und ich laufe vorne weg und möchte die andern mitziehen. Ich wäre ein schlechter Kapitän, wenn ich mich nur mit Siegen in den Gruppenspielen begnügen würde.

swissinfo: Die Euro hat noch nicht angefangen, und schon redet man von der Zeit danach, weil der Nachfolger von Köbi Kuhn schon feststeht. Freuen Sie sich auf Othmar Hitzfeld?

A.F.: Er hatte grosse Erfolge gehabt, er liegt auch jetzt wieder mit Bayern München an der Spitze der deutschen Bundesliga. Das muss ein grosser Trainer sein. Im Moment zählt die Vorbereitung mit Herrn Kuhn auf die Euro 08. Und dann irgendeinmal werde ich Abschied nehmen müssen von einem grossartigen Menschen, von einem Trainer, der mich in der Zeit, in der ich gross geworden bin, immer begleitet hat. Aber dann werde ich mich auch auf eine Zeit freuen, um mit Herrn Hitzfeld nach Südafrika an die WM zu gehen. Aber das ist noch weit weg, was jetzt wichtig ist, ist die Euro 08.

swissinfo-Interview: Peter Siegenthaler

Alex Frei begann seine Karriere 1997 beim FC Basel, kam dort aber kaum zum Einsatz.

1998 wechselte er zum FC Thun, der damals noch in der Challenge-Ligue spielte.

Nach nur einem Jahr folgte er seinem Trainer André Egli zum FC Luzern.

Viel Erfolg hatte Frei 2001 bei Servette Genf.

Ein Jahr später unterschrieb er beim französischen Club Stade Rennes. In der Saison 2003/2004 wurde er Torschützenkönig in Frankreichs höchster Spielklasse.

2006 wechselte er gegen eine Ablösesumme von rund 4 Mio. Euro zum Bundesligaverein Borussia Dortmund, wo er schon in der ersten Saison 16 Treffer erzielte.

Wegen einer Hüftoperation im Mai 2007 und zwei Muskelfaserrissen im Spätsommer 2007 konnte er bis anfangs 2008 weder für Dortmund noch für die Schweizer Nationalmannschaft spielen.

Frei ist auch der Topskorer der Schweizer Nati. Seit 2001 hat er in bisher 59 Länderspielen 35 Tore erzielt. Damit liegt er in der Bestenliste noch zwei Treffer hinter Kubilay Türkyilmaz.

Seit einem Jahr ist er Captain des Schweizer Teams.

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