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In Zürich blühen die Pflanzen-Wissenschaften

Zürich will Spitzenforschung betreiben. Keystone

Dank Uni und ETH entwickelt sich Zürich zum Schweizer Zentrum für genetische und molekulare Forschung bei Pflanzen. Mehr Gesuche für Freisetzungs-Versuche soll es aber - zumindest in den nächsten drei Jahren - nicht geben.

Bis vor wenigen Jahren betrieb das Institut für Pflanzenbiologie der Universität Zürich vor allem Pilzforschung und Mikrobiologie. Die wenigen für Versuche notwendigen Pflanzen habe man auf dem Fensterbrett züchten können, erzählt der geschäftsführende Direktor und Molekularbiologie-Professor Beat Keller.

Nun ist alles anders. Die Uni hatte 1997 auf den Rat einer Expertenkommission hin beschlossen, das Institut völlig neu aufzubauen und auszurichten. Der Schwerpunkt liegt neu bei den molekularen Pflanzen-Wissenschaften und damit bei der Forschung mit genetisch veränderten Pflanzen.

Neue High-Tech-Gewächshäuser

Seither wird in Zürich aufgerüstet. Vier Professuren sollen am Ende für das Forschungsgebiet zuständig sein. Und sie sollen modernste Infrastruktur zur Verfügung haben. Für Keller, den ersten der neuen Professoren, wurde im letzten Jahr für 1,7 Mio. Franken ein Gewächshaus gebaut.

Auch den zweiten Professor Ueli Grossniklaus lockte der Kanton mit einem neuen High-Tech-Gebäude für die Planzenanzucht. Dem von der Regierung versprochenen, 5,6 Mio. Franken teuren Bau muss der Zürcher Kantonsrat nach den Sommerferien aber noch zustimmen.

«Bisher hatten wir für die Pflanzenanzucht keine Infrastruktur ausser zwei veraltete Gewächshäuser», erklärt Keller den Bauboom im Botanischen Garten. Um international auf hohem Niveau präsent zu sein, brauche man aber eine gute Ausrüstung.

Über eine solche freut sich die zweite Zürcher Hochschule, die ETH, schon lange. Die Versuchsstation des Instituts für Pflanzenwissenschaften in Eschikon (Gemeinde Lindau ZH) besteht seit den 70-er Jahren und bietet den Forschenden der acht Professuren laufend die modernsten Gewächshäuser, Laborräume und Versuchsflächen.

Das Ziel: Ein Zentrum mit Weltruf

Diese Ballung an Fachkräften und Infrastruktur in den Pflanzenwissenschaften ist für die Schweiz einzigartig. Auch die ebenfalls zusammenarbeitenden und auf diesem Gebiet gut besetzten ETH Lausanne und Uni Genf müssen mit weniger Mitteln auskommen. Und Basel verliert zunehmend an Bedeutung.

Um Lehre und Forschung besser zu koordinieren haben sich bereits 1997 fünf Institute von Uni und ETH Zürich mit total 20 Lehrstühlen zu einem Kompetenzzentrum für Pflanzenwissenschaften vernetzt.

Die Ambitionen gehen aber weiter. Wilhelm Gruissem, Professor für Pflanzen-Biotechnologie an der ETH, hofft, dass sich Zürich zu einem der drei bis vier Kompetenzzentren weltweit entwickelt. Die Voraussetzungen dafür seien da.

Vorsicht bei Freisetzungen

Trotz intensiver Forschungstätigkeit in Zürich sind die Forscher bezüglich der umstrittenen Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen vorsichtig. Ein Gesuch der ETH für einen Versuch mit genverändertem Weizen in Eschikon liegt zwar bereits beim Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL).

Sowohl bei Uni als auch ETH sind für die nächsten zwei bis drei Jahre aber keine weiteren Versuche geplant. Eine längerfristige Prognose konnte Keller als Geschäftsführer des Kompetenzzentrums nicht abgeben.

Zu einem gewissen Zeitpunkt in der Forschung würden Freisetzungsversuche unabdingbar, hält aber Gruissem fest. Wären diese dann nicht möglich, laufe Zürich und die Schweiz Gefahr, ihren ausgezeichneten wissenschaftlichen Rang zu verlieren, sagt er. Wichtige Experimente würden dann an anderen Standorten stattfinden.

Schaden am Forschungsplatz Schweiz

Bei der derzeitigen Skepsis gegenüber der Genforschung hätten Gesuche für Freisetzungsversuche allerdings wenig Chancen, sagt Keller. «Wir befinden uns in der Schweiz quasi in einem rechtsfreien Raum». Das BUWAL entscheide nach wissenschaftlich absurden Kriterien und mache damit die Schweiz zu einem Sonderfall.

Diese unsicheren Aussichten auf Versuche im Feld könnten den wissenschaftlichen Nachwuchs aus dem Land treiben und dazu führen, dass die für die Produkte-Entwicklung so wichtigen Firmen abwandern oder hier erst gar nicht gegründet werden. Der Schaden am Forschungsstandort Schweiz wäre gross, befürchtet Keller.

swissinfo und Agenturen

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