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Intensive Suche in der Sahara

Drei der in der Sahara verschollenen Touristen. Keystone Archive

Die Schweiz verstärkt die Bemühungen um die Sahara-Vermissten. Am Mittwoch hat sie zwei Polizisten nach Algerien geschickt.

Seit 6 Wochen werden 4 Schweizer Staatsangehörige und 25 weitere europäische Touristinnen und Touristen in der algerischen Sahara vermisst.

“Die Schweiz sowie Deutschland und Österreich gehen mittlerweile davon aus, dass das Verschwinden europäischer Reisegruppen nicht zufällig, sondern systematisch geschehen ist”, heisst es beim Schweizer Aussenministerium (EDA).

Aussenministerin Calmy-Rey hat derweil am Telefon auch persönlich mit dem algerischen Aussenminister Abdelaziz Belkhadem über die Lage gesprochen.

Laut EDA weiss man bis zur Stunde nicht, wer oder was hinter dem Verschwinden der Reisegruppen steckt. Auch fehlen konkrete und verlässliche Hinweise über den Verbleib der Vermissten.

Die Suche wird deshalb fortgesetzt und intensiviert. Die Schweizer Regierung hat einen Krisenstab gebildet.

Schweizer sollen ausreisen

Schweizer Bürgerinnen und Bürger, die sich noch im fraglichen Gebiet aufhalten, waren vor einigen Tagen vom EDA aufgefordert worden, sich zu melden und alles zu unternehmen, um auszureisen.

Derzeit wisse man von mindestens einem Schweizer Bürger, der sich noch im gefährdeten Gebiet von Algerien aufhält. Ob sich noch weitere Schweizer im Gebiet aufhalten, könne man nicht sagen, heisst es beim EDA weiter.

Verstärkte Suchtrupps

Bern hat am Mittwoch zwei Mitarbeiter des Bundesamtes für Polizei nach Algerien entsandt. Sie werden die Vertreter der dortigen Schweizer Botschaft verstärken, die schon in der Gegend sind, aus der die letzten Lebenszeichen der Vermissten gekommen waren.

Deutschland und auch Österreich haben beschlossen, mehrere im Kampf gegen den Terrorismus geschulte Experten nach Algerien zu entsenden.

Und auch die algerischen Behörden verstärken ihre Bemühungen zur Lösung des Rätsels. Mehr als 1200 Soldaten und Polizisten suchen in der algerischen Sahara nach den verschollenen 29 europäischen Touristen.

“Seit drei Wochen tut Algerien alles, um die Verschwundenen zu finden”, bestätigt der Korrespondent von Radio France Internationale ins Algiers.

“Aber”, so Amar Ben Salem weiter, “es ist keine leichte Aufgabe”. Das betroffene Gebiet ist mehr als zehn Mal so gross wie die Schweiz.

Der Journalist von RFI präzisiert weiter, dass Helikopter, Flugzeuge und Geländefahrzeuge das Gebiet durchkämmten. Und dass sich auch die lokalen Reisebüros an der Suche beteiligten.

Tatsachen und Hypothesen

Bisher hatten all die Bemühungen keinen Erfolg. Zu den Hintergründen heisst es beim EDA, man schliesse ausser vielleicht einem Unfall keine Hypothese aus.

Auch die Medien können nur Vermutungen anstellen. Dabei wird sowohl von islamischen Terroristen aber auch von Drogenhändler-Ringen gesprochen, die hinter dem Verschwinden der Reisegruppen stecken könnten. Algerien wird seit Jahren von einer Welle von Gewalt erschüttert.

Die erste Reisegruppe war Mitte Februar verschwunden. Seither werden fünfzehn deutsche, acht österreichische und vier Schweizer Staatsangehörige sowie ein Niederländer und ein Schwede vermisst. Alle verschwanden im Süden Algeriens.

Und alle reisten sie ohne Führer. Bisher hat man keine Hinweise gefunden. Weder von den Vermissten selber, noch von ihrem Gepäck oder ihren Fahrzeugen.

Ein Unfall scheint deshalb immer unwahrscheinlicher. Umso mehr, als einige Satellitentelefone bei sich hatten, so auch die Schweizer Gruppe.

swissinfo, Frédéric Burnand, Genf
(Übersetzung: Charlotte Egger)

Im Süden der algerischen Sahara sind seit Wochen mehrere Reisegruppen verschollen.

Mehr als 1200 algerische Sicherheitskräfte sind an der Suche beteiligt.

Unter den 29 Vermissten sind 4 Schweizer Staatsangehörige.

Die zwei Männer und Frauen aus der Deutschschweiz reisten am 8. Februar ab und wollten am 8. März wieder in der Schweiz sein.

Die Schweizer Behörden wurden am 12. März über ihr Verschwinden informiert.

Die Schweizer Botschaft in Algiers hat bereits an mehreren Suchmissionen teilgenommen, die mit Algerien, Deutschland und Österreich koordiniert wurden.

Seit Februar verschwanden noch weitere Reisegruppen in der algerischen Sahara.

Zur Zeit werden 15 deutsche, 8 österreichische und 4 Schweizer Staatsangehörige sowie ein Holländer und ein Schwede vermisst.

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