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Jugendliche fordern Jobs von Deiss

Fordern Taten statt Worte: Jugendliche bei Bundesrat Deiss. Keystone

Ein Komitee von Jugendlichen hat Bundesrat Joseph Deiss zu einem stärkeren Engagement für die rund 30'000 Jugendlichen ohne Arbeit aufgefordert.

Trotz Appellen an die Wirtschaft hat sich die Jugendarbeitslosigkeit seit den 90er-Jahren massiv erhöht.

Anderthalb Jahre nach dem Nein zur Lehrstellen-Initiative hat das Schweizerische Komitee gegen Jugendarbeitslosigkeit (SKJA) Bundesrat Joseph Deiss zum Handeln aufgefordert. Appelle an die Wirtschaft allein genügten nicht.

Vertreter des Komitees diskutierten am Donnerstag mit dem Volkswirtschaftsminister über ihre Forderungen. Erfreut zeigten sie sich, dass Bewegung in die Sache gekommen sei. Die Jugendarbeitslosigkeit sind Thema der Von-Wattenwyl-Gespräche vom 2. Februar zwischen Bundesrat und Regierungsparteien.

Wie Deiss nach dem Gespräch mit dem Komitee gegen Jugendarbeitslosigkeit sagte, besteht in der Zielsetzung Einigkeit: Alle Jugendlichen sollten die Chance erhalten, sich ausbilden zu lassen und dann auch einen Beruf ausüben zu können.

Forderungskatalog

Bei den Massnahmen gibt es aber Differenzen. Deiss sagte, er wolle vor allem bei den Übergangsangeboten aktiv werden und die Zahl der Motivationssemester und Berufspraktika erhöhen. Ziel sei es auch, den Anteil der Betriebe mit Lehrlingsausbildung von heute 30 auf 40 Prozent zu erhöhen. Mit Blick auf die Von-Wattenwyl-Gespräche sei ein Programm ausgearbeitet worden.

Das Komitee verlangte demgegenüber weitergehende Lösungen. Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit sei akut, und man dürfe nicht einfach auf eine bessere Konjunktur hoffen, sagte Co-Präsident Mario Antonelli. Es müsse mehr getan werden, als nur Zwischenlösungen und Brückenangebote zu fördern.

Die Jugendarbeitslosigkeit habe sich seit 1999 verdreifacht, stellt das Komitee der Gewerkschaftsjugend fest. Mindestens 51’000 Jugendliche seien arbeitslos – dies trotz allen Appellen an die Wirtschaft. Sofortmassnahmen seien gefragt. Das Komitee erinnerte Deiss an seine Versprechen aus dem Abstimmungskampf gegen die Lehrstelleninitiative. Er habe damals gesagt, dass es für alle Jugendlichen eine Lösung geben müsse.

Es brauche keine langwierige Verfassungsänderung, um ausbildene Betriebe mit Steuerabzügen zu belohnen, schreibt das SKJA. Die Brückenangebote wie 10. Schuljahr, Motivationssemester und Praktikumstellen müssten überall gratis zugänglich sein. Ausgelernte sollten während eines Jahres weiterbeschäftigt werden.

Die Angebote der Lehrwerkstätten, Handels- und Fachmittelschulen sollten sofort um 10% ausgebaut werden, fordert das Komitee. Unter dem Spardruck riskierten diese Angebote, ab- statt ausgebaut zu werden. Wenn der Lehrstellenmarkt wieder im Gleichgewicht sei, könnten sie wieder zurückgefahren werden.

Besorgniserregende Quote

Die Jugendarbeitslosigkeit ist 2004 auf 5,1% geklettert, laut Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) ein besorgniserregender Wert. Im Vorjahr hatte sie 4,7% betragen. Im Jahr 2000 lag sie noch bei 1,8%.

Auch bei den Lehrstellen ist die Lage kritisch. Ende August 2004 – nach dem Schulabschluss also – waren in der Schweiz bereits mehr als 9 von 10 Lehrstellen vergeben. Mit 83% verfügten weit mehr Schweizerinnen und Schweizer über eine Lehrstelle als ausländische Jugendliche (56%).

Insgesamt traten 2003 und 2004 51% der Jugendlichen eine Berufslehre an. 24% drücken weiter die Schulbank (2003: 26%), 18% wählten eine Zwischenlösung (2003: gleichviele). 4% dieser Gruppe verfügten bereits über eine zugesagte Lehrstelle.

swissinfo und Agenturen

Ende Dezember 2004 waren von 3,95 Mio. Erwerbspersonen in der Schweiz insgesamt rund 150’000 ohne Arbeit.

Rund ein Fünftel davon, also etwa 30’000, waren Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren.

Von rund 555’000 jugendlichen Erwerbspersonen hatten 5,1% keine Arbeit.

Im Jahr 2003 waren es 4,7% und 2000 1,8% oder rund 10’000 Jugendliche.

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