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Kein Hitzesommer, aber Trockenheit droht

Die Pegel der Stauseen sind schon tief, jene der normalen Seen sanken auch im Hitzesommer letztes Jahr. Keystone Archive

Der Kanton Freiburg hat ein Bewässerungs-Verbot erlassen, um Flüsse und Grundwasser zu schonen. Teile der Westschweiz leiden unter Trockenheit.

Auch die Pegel der Schweizer Stauseen liegen tiefer als vor einem Jahr, trotz Regenfällen im Juni und Juli.

“Die Grundwasser-Reserven haben sich seit der Dürre im vergangenen Sommer nicht erholt”, erklärt der Kantonsingenieur von Freiburg, Claude Morzier. “In allen Wasserläufen des Kantons ist die Lage besorgniserregend.”

Das Tiefbauamt hat deshalb ab kommenden Dienstag die “Wasserentnahme zu Bewässerungszwecken” untersagt. Das Verbot gilt bis auf weiteres und betrifft alle Freiburger Wasserläufe mit Ausnahme der Saane, des Broye-Kanals sowie des Schiffenen-, Murten- und Neuenburgersees.

Die Bevölkerung wurde zudem aufgerufen, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Auch der Kanton Waadt hat die Bauern angehalten, nur das allernotwendigste Wasser für die Bewässerung zu brauchen.

Ganze Schweiz betroffen

“Im Moment hat es in fast allen Wasserläufen weniger Wasser als gewöhnlich im Juli. In der Romandie ist die Situation am angespanntesten”, erklärt Daniel Streit, Sprecher der Bundesamtes für Wasser und Geologie gegenüber swissinfo. “Allerdings sind wir noch nicht bei den Minimal-Rekorden angekommen. Wie es weiter gehen wird, ist sehr schwierig abzuschätzen.”

Die geringen Niederschläge in der letzten Zeit und die lokalen Gewitter mit intensiven aber nur kurzen Regengüssen hätten zu geringer Zufuhr von Wasser in die Bäche und Flüsse geführt. Aber: “Wir sind nicht in derselben Situation wie im vergangenen Jahr, ausser in gewissen Regionen in der Romandie.”

Im extrem warmen Sommer des Jahres 2003 – er wird als Jahrhundertsommer bezeichnet – herrschte in der ganzen Schweiz Wasser-Knappheit. Besonders das Tessin im Süden war betroffen, wo Trinkwasserquellen teils täglich um über ein Prozent zurückgingen.

Leere Stauseen

Auch in den Schweizer Stausseen ist zur Zeit weniger Wasser als im vergangenen Hitzesommer: Sie sind nur zu 62% gefüllt, im Vorjahr waren es noch 73% gewesen. Besonders wenig Wasser hat es in den Stauseen im Wallis.

Gerold Truniger, zuständig für die Elektrizitätsstatistik beim Bundesamt für Energie, führt die tiefen Pegel auf eine im Vergleich zum Vorjahr veränderte Schneeschmelze und wenig Regen zurück. Es sei schwierig abzuschätzen, ob die Becken im Hinblick auf den Winter bis im September gefüllt werden könnten.

Walter Hauenstein, Direktor des Schweizerischen Wasserwirtschafts-Verbandes, hegt weniger Zweifel. Für ihn normalisiert sich die Situation bereits wieder: “Wenn wir die Füllungsgradzahlen anschauen fällt auf, dass im Wallis von Anfang bis Ende Juli die Stauseen um 20% gefüllt wurden. In den nächsten zwei Monaten kann sich die Situation sehr gut hin zu durchschnittlichen Verhältnissen verändern.”

Revisionen und Strompreis

Den tiefen Stand der Wallisser Stauseen erklärt Hauenstein damit, dass sie, neben geringeren Zuflüssen, im Frühjahr stärker als üblich entleert wurden. Dafür sieht er zwei Gründe: Einerseits Revisionen an Staumauern und andererseits die Situationen auf dem Strommarkt.

“Vielleicht war es interessant, diesen Strom zu guten Preisen verkaufen zu können. Dagegen spricht allerdings, dass es mit den Stauseen im Kanton Tessin und Graubünden nicht auch so gemacht wurde.” Dort sei der Füllungsgrad etwa gleich wie vor Jahresfrist.

“Meiner Ansicht nach ist die Lage dieses Jahr nicht so ernst”, schliesst Hauenstein. “Um wieder normale Pegel zu erreichen, bräuchte es nicht einmal ein extremes Niederschlagsereignis.”

swissinfo und Agenturen

Viele Flüsse und Bäche führen gegenwärtig zu wenig Wasser, nur rund 60% der normalen Menge.

In der Westschweiz sprechen Experten bereits von Dürre-Verhältnissen.

Auch die Pegel der Stauseen im Kanton Wallis liegen viel zu tief.

Situationen wie im vergangenen Hitze-Sommer werden aber nicht erwartet.

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