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Kein obligatorischer Aids-Test für Asylsuchende

In den Empfangsstellen des Bundes an den Grenzen wird es keine obligatorischen Aids-Tests für Asylsuchende geben. Keystone

Asylsuchende, die in die Schweiz einreisen, müssen nicht generell einen Aids-Test machen. Der Bund setzt auf Prävention und freiwillige Tests.

Die Aids-Hilfe Schweiz zeigt sich mit dieser Haltung sehr zufrieden.

Keine generellen Aids-Test für Asylsuchende bei der Einreise in der Schweiz, dafür aber eine verstärkte Prävention. Das ist die Stossrichtung einer gemeinsamen Politik, des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und des Bundesamtes fürFlüchtlinge (BFF).

Im Zentrum steht einerseits die Vermittlung von Information über die Immunschwäche-Krankheit. Andererseits sollen die Asylbewerber Schutzmassnahmen gegen Aids in den wichtigsten Sprachen in Wort und Bild kennenlernen.

Teil der medizinischen Untersuchungen

Die Aufklärung werde in die grenzsanitarischen Untersuchungen integriert, die in den Empfangsstellen des Bundes stattfinden, hiess es. Start der Kampagne soll im kommenden Herbst sein.

Die beiden Bundesämter halten fest, dass Aids-Zwangstests weder für “Asylsuchende noch eine andere Gruppe der Bevölkerung” diskutiert würden. Hingegen prüfe eine von BFF und BAG eingesetzte Arbeitsgruppe in einer Studie Möglichkeiten zu freiwilligen Tests. Solche hätten aber klar im Rahmen eines Beratungsangebots zu stehen, hiess es weiter.

Obligatorium nicht praktikabel

Das Bundesamt für Flüchtlinge habe obligatorische Aids-Tests für Asylbewerber nie als praktische Möglichkeit erachtet, sagte BFF-Sprecher Dominique Boillat gegenüber swissinfo. Denn dies hätte den Eindruck entstehen lassen können, dass das Resultat Einfluss auf das Asylverfahren habe.

Boillat verneinte, dass der Entscheid auf Druck von Aussen zustande gekommen sei. “Beide Bundesämter kamen vielmehr selber zum Schluss, diese Pläne nicht weiterzuverfolgen.” Zudem würde es zuviel Zeit in Anspruch nehmen, Aidstests im Rahmen einer medizinischen Untersuchung der Asylbewerber durchzuführen.

Aids-Hilfe Schweiz atmet auf

Erfreut über den Umstand, dass obligatorische Tests vom Tisch sind, zeigte sich die Aids-Hilfe Schweiz. “Voraussetzung für einen HIV-Test ist immer das Einverständnis des umfassend informierten Patienten”, sagte Sprecher Jürg Schertenleib. Dieses Kriterium sei im Rahmen der grenzsanitarischen Untersuchung aber nicht zu erfüllen.

Die Organisation unterstütze eine verstärkte Prävention vollumfänglich. Dazu gehörten auch freiwillige Tests. “Der Rahmen für diese Test müsste aber genau definiert sein”, so Schertenleib. Wichtig sei ebenfalls die Garantie des Datenschutzes.

Er weist darauf hin, dass das Konzept der beiden Bundesämter im Einklang mit der offiziellen Aids-Politik der Schweiz stünden. “Die Prävention ist zudem billiger als obligatorische Tests”, so der Aids-Fachmann.

Trauriger Hintergrund

Das BAG hatte Anfang Jahr den Vorschlag von obligatorischen Aids-Tests für Asylbewerber aufs Tapet gebracht. Dies einerseits vor dem Hintergrund der Zunahme positiver Aids-Tests in der Schweiz seit dem Jahr 2001.

Nach 1991 mit dem traurigen Rekord von 2144 positiv getesteter Personen, sank die Zahl bis 2000 auf noch 586. Der Anstieg auf 632 positive Tests im Jahr 2001 markierte eine Trendwende, die bis heute anhält. Von den 789 positiv gestesten Personen im Jahr 2002 stammten 218 aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara.

Gleichzeitig hat in den letzten Jahren in der Schweiz die Zahl von Asylbewerbern aus der Subsahara-Region zugenommen. In Schwarzafrika leben 25 Millionen Träger des HI-Virus, was rund zwei Dritteln aller weltweit Infizierten entspricht.

Es ist deshalb davon auszugehen, dass sich ein grosser Teil der Asylbewerber aus Schwarzafrika, bei denen in der Schweiz der HIV-Test positiv ausfällt, in ihren Herkunftsländern infiziert haben.

swissinfo und Agenturen

Laut BAG zählte man 1992 die höchste Zahl von HIV-positiv getesteten Personen, nämlich 2144.

Die Zahl der Ansteckungen ging kontinuierlich zurück. Der Anstieg auf 632 im Jahr 2001 markierte eine Trendwende.

Der Trend setzte sich im 2002 fort: Es wurden 789 positiv getestete Personen registriert. Eine Zunahme um 24,8% gegenüber 2001.

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