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Kinderkunst für den Frieden

Zwar nicht Sieger, dafür ein Auftritt vor dem Bundespräsidenten: die Klasse vom Schulhaus Hofwies, Appenzell. swissinfo.ch

Bundespräsident Moritz Leuenberger hat am Dienstag die rund 150 Kinder gewürdigt, die den Schweizer Friedenswettbewerb "a piece for peace" gewonnen haben.

Die Schülerinnen und Schüler der 4. und 5. Primarschulstufe aus der ganzen Schweiz hatten dem Frieden mit künstlerischen Mitteln ein Gesicht gegeben.

Es war nicht einfach, im grossen Saal des neu umgebauten Bernerhofs für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Rund 150 Schülerinnen und Schüler warteten gespannt auf den grossen Augenblick. Die Frage im Raum: Wer wird gewinnen?

Doch viel wichtiger als zu gewinnen war beim grossen Friedenswettbewerb das Kunstwerk, das gemeinsam in der Klasse geschaffen worden war, und damit die Beschäftigung mit dem Thema Frieden.

Rund 1000 Schulkinder aus 41 Schulen der ganzen Schweiz hatten ihre Gemeinschaftswerke eingereicht. Und die in Bern anwesenden Klassen wussten bereits, dass sie wohl in die Kränze gekommen waren.

Die Herzen erreichen

“Wir müssen die Menschen, ihre Herzen ändern, damit es keinen Krieg gibt”, sagte Bundespräsident Leuenberger, der die Kinder mit einer witzigen Rede in seinen Bann ziehen konnte.

“Stellvertreter” Leuenberger, wie er sich selber nannte, ersetzte Micheline Calmy-Rey, die Schirmherrin des Wettbewerbs, die auf diplomatischer Mission unterwegs war, und deren Flugzeug Verspätung hatte.

Auch in der Schule würde oft gehänselt, herrschten Vorurteile und Aggressionen, gab er den Kindern zu bedenken. Mit Worten und Reden könne man zwar eine Veränderung bewirken, doch die Kunst vermöge viel direkter zu berühren, so der Bundespräsident.

“Daher kann Kunst ein Beitrag zum Frieden sein. Und mit einem Wettbewerb wie diesem kann etwas für die Veränderung der Herzen gemacht werden.”

Dem Frieden ein Gesicht geben

Die Idee zu diesem Wettbewerb ging von vier Frauen aus, die seit vielen Jahren in diversen Funktionen in der Öffentlichkeit tätig sind. “Sinn und Zweck dieser Aktion war ganz sicher, den Kindern ein Sensorium zu geben, was Frieden bedeutet”, sage Initiantin Annet Gosztonyi gegenüber swissinfo.

“Immerhin hat die Schweiz auch in der Welt immer wieder eine Führungsrolle gehabt in Sachen Frieden.” Daher sei es wichtig, dieses Thema bereits früh auch in der Schule zu behandeln.

Als Journalistin habe sie jahrelang immer über Kriege berichtet. “Der Frieden hat eigentlich keine Identität und wird immer nur analysiert als die Abwesenheit von Krieg.” Daraus sei die Idee entstanden, dem Frieden eine eigene Identität, ein eigenes Gesicht zu geben.

Direkte Auswirkungen

Und die Aktion zeige bereits Auswirkungen: “Wir sehen schon heute, was wir aus den Schulen gehört haben, dass die Kinder überall – natürlich nicht von heute auf morgen – entdeckt haben, dass es im Zusammenleben etwas wie eine Gemeinschafts-Kultur braucht”, zeigte sich Gosztonyi erfreut.

Der Wettbewerb “a piece for peace” (ein Stück für den Frieden) umfasste drei Kategorien, aus denen schliesslich jeweils die besten zwei prämiert wurden: Bilder/Texte, Skulpturen und bewegte Kunst.

Die Gewinnerklassen kommen aus Aigle (Waadt), Willisau (Luzern), Beggingen (Schaffhausen), Muri (Aargau), Salins (Wallis) und Speicher (Appenzell Ausserrhoden).

Neben Calmy-Reys Aussenministerium (EDA) wurde der Wettbewerb vom Schweizerischen Lehrerverband (LCH) und dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) unterstützt, das die Kinder über Mittag verköstigte.

Hohe Qualität

Auch die Jury war breit abgestützt, “fünf ganz berühmte Leute”, wurde den Kindern versichert: Von Stararchitekt Mario Botta und IKRK-Präsident Jakob Kellenberger über Remigio Ratti (Direktor des Tessiner Fernsehens TSI) bis zur Nestlé-Chefin Nelly Wenger und LCH-Präsident Beat Zemp.

Dieser, als “oberster Chef eurer Lehrerinnen und Lehrer” vorgestellt, lobte die Qualität der Kunstwerke. Kein einziges sei ungenügend gewesen, was die Arbeit der Jury nicht gerade einfach gemacht habe.

Die Werke werden nach Bern später auch in Zürich, Aigle und Bellinzona gezeigt. Die sechs Siegerwerke schliesslich werden bei der UNO in Genf einen permanenten Platz erhalten. Wer kann dies von seinem Kunstwerk schon sagen?

swissinfo, Christian Raaflaub

Die Schweiz spielt in Sachen Friedensförderung traditionell eine wichtige Rolle. Dazu gehören auch die Guten Dienste, ein Eckpfeiler der Aussenpolitik.

Die Schweiz hilft dabei in der Organisation internationaler Konferenzen, der Repräsentation ausländischer Interessen oder der Vermittlung in Konflikten.

Das Aussenministerium will aber auch bereits in der Schule sensibilisieren, zum Beispiel mit dem neuen Online-Lehrmittel “Menschliche Sicherheit”.

41 Klassen mit über 1000 Kindern machten am Wettbewerb “a piece for peace” mit.
In der Kategorie Bilder/Texte gewonnen haben Aigle und Willisau.
Kategorie Skulpturen: Beggingen und Muri.
Kategorie bewegte Kunst: Salins und Speicher.

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