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Al Gore Star des Swiss Economic Forum

Al Gore: Der Stargast am diesjährigen Swiss Economic Forum Keystone

Die US-Bevölkerung sei tief beschämt wegen den Misshandlungen irakischer Kriegsgefangener, sagte der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore vor dem Swiss Economic Forum.

Das 6. Forum will die KMU-Unternehmen in der Schweiz wachrütteln, um sich besser für Wettbewerb und Binnenmarkt einzusetzen.

Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore hat am Freitag vor dem Swiss Economic Forum in Thun die Misshandlungen und die Folter irakischer Gefangener als “Schandfleck für die Ehre der USA” bezeichnet.

Soldaten haben es ans Licht gebracht

Immerhin hätten Soldaten die Missstände ans Licht gebracht. Und die meisten seien ebenso schockiert wie der Rest der Amerikaner. Die Verantwortung für diese Taten liege bei den Planern des Irak-Krieges, fügte Gore hinzu.

Gore war der Star des diesjährigen, 6. Swiss Economic Forums (SEF) in Thun. Er wurde von den Anwesenden mit stürmischem Applaus begrüsst. Eingeführt wurde er von Moderator Erich Gisling.

Dieser versicherte dem ehemligen Präsidentschafts-Kandidaten, dass eine Mehrheit der Zuhörer ihn George W. Bush als US-Präsidenten vorgezogen hätte.

Der 56-Jährige hatte sich bereits vor dem Krieg gegen Bush ausgesprochen. Gore kritisierte die Regierung von George W. Bush erneut: Sie habe die US-Bevökerung vor dem Krieg belogen, weil sie einen Zusammenhang zwischen Iraks Ex-Diktator Saddam Hussein und den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001 hergestellt habe.

Auch sei ein Krieg nicht mit dem Argument zu rechtfertigen, eine Diktatur überwinden zu wollen. “Nur weil etwas gerechtfertigt wäre, ist es noch lange nicht weise”, sagte der ehemalige Vizepräsident der Vereingten Staaten. Zudem gebe es viele Diktatoren, doch keinen anderen hätten die USA angegriffen.

Mehr Wettbewerbslust für KMU

Am Donnerstag hatte Bundespräsident Joseph Deiss das Forum mit dem Appell eröffnet, dass die kleinen und mittleren Unternehmen mithelfen sollen, den Wettbewerb in der Schweiz zu fördern.

“Wir sind bereit zum Aufbruch”, sagte Deiss in Thun. Doch für mehr Wachstum müssten Reformen umgesetzt werden. Und dabei werde die Unterstützung der Wirtschaft gebraucht. Die KMU sollen ihren Optimismus und ihre Impulse weitergeben.

Deiss, der einen “Binnenmarkt schaffen möchte, wie es sich gehört”, sagte, er habe den Widerstand aus der Wirtschaft wohl gespürt – gerade beim verschärften Kartellgesetz, das es erlaube, bei Absprachen von Unternehmen strenger einzugreifen.

Noch sei vieles zu tun, so Deiss. Er erwähnte die Öffnung des Elektrizitäsmarktes und die Infrastrukturen. Die Schweiz müsse ihre Schwäche, Reformen umzusetzen, endlich überwinden.

Ogi und der Bergkristall

Zum Schluss trat auch ein ehemaliges Mitglied der Schweizer Regierung auf – der frühere Bundesrat Adolf Ogi, ein Habitué des Forums in Thun. Ogi ist bekannt dafür, dass er an die politische Kraft der Bergkristalle glaubt.

Wer einen auf sich trage, wirke glaubwürdig und vermeide damit machmal gar Schaden, hatte Ogi schon vor zwei Jahren am Forum erklärt. Nun erhielt Stargast Al Gore einen grossen Bergkristall für die Vitrine und einen kleinen – für den Hosensack.

“Das ist doch der gleiche, den Kofi Annan hat, nicht war?” fragte der Beschenkte. Worauf Ogi erklärte, er habe schon vielen Politikern einen Kristall geschenkt. “Ich versichere Ihnen jedoch, dass es auch viele gibt, die keinen bekommen haben”, entgegnete Ogi und verbuchte damit den letzten Lacher der Veranstaltung für sich.

Awards für Sensirion, Esmertec und Hocoma

Der Preis für das beste Schweizer Jungunternehmen, der “Swiss Economic Award 2004”, geht nach Zürich: In Thun wurde die im Bereich Sensorik tätige Sensirion AG mit Sitz in Zürich ausgezeichnet.

Dank ihrer Technologie sei es möglich, “Sensorik und digitale Intelligenz auf einem Computerchip” zu verschmelzen. Die Firma wurde 1998 von den beiden Physikern Felix Meyer und Moritz Lechner gegründet, die sie auch heute noch gemeinsam leiten. Sensirion beschäftigt 35 Arbeitskräfte.

Der 2. Preis ging an die in den Bereichen Software für Handys und Kleincomputer sowie Anlage- und Maschinenbau tätige Dübendorfer Firma Esmertec AG. Das 1999 gegründete Unternehmen beschäftigt 113 Mitarbeitende und erreichte 2003 einen Umsatz von rund 30 Mio. Franken.

Auf dem dritten Platz landete die Medizinaltechnikfirma Hocoma aus Volketswil ZH. Das Unternehmen hat einen Gehroboter für die Therapie von gehbehinderten Menschen entwickelt und beschäftigt 16 Mitarbeitende.

swissinfo und Agenturen

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