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Edouard Brunner: UNO hat Macht verloren

Edouard Brunner. Keystone

Edouard Brunner ist der Meinung, dass das Image der UNO angekratzt wurde.

Edouard Brunner ist ehemaliger Staatssekretär und früherer Botschafter der Schweiz in Washington. Gegenwärtig ist Brunner Mitglied bei mehreren Stiftungen und Verwaltungsrats-Mitglied von Merill Lynch.

swissinfo: Gibt es gute Gründe für einen Krieg?

Edouard Brunner: Es geht nicht um “gute Gründe für einen Krieg”. Es ist eher eine Frage der Wahrnehmung.

Ich habe den Eindruck, der Krieg gegen den Irak wurde von der US-Regierung immer als denkbare Option angesehen.

Der 11. September hat die Vereinigten Staaten dünnhäutiger gemacht und unter den Feinden, die nun ausgemacht wurden, befindet sich eben Saddam Hussein, der seit 1991 nicht abgerüstet hat.

Die UNO-Resolution 1441 sieht in ihrem letzten Absatz ernste Konsequenzen vor für den Fall, dass Irak nicht abrüstet. Die USA interpretieren nun die “ernsten Folgen” auch als Möglichkeit, Krieg gegen den Irak zu führen.

Hat die UNO an Glaubwürdigkeit verloren?

Ich glaube, dass viele internationale Organisationen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen worden sind, beginnen brüchig zu werden. Ich denke da an das Trans-Atlantische Bündnis, die NATO, aber auch an die Europäische Union.

Dieser Prozess findet deshalb statt, weil die Dinge von Land zu Land unterschiedlich gesehen werden. Schauen Sie sich den UNO-Sicherheitsrat an. Nie findet man zu einer Mehrheit. Weder in der einen, noch in der jeweils andern Richtung. Nichts als Blockaden.

Vieles ist im Begriff zu kippen. Ist nun der Irak der Auslöser dieser Tatsache, die schon lange Zeit manifest ist, oder ist der Irak der eigentliche Grund dafür?

Es ist eine Problematik entstanden, mit der man sich ernsthaft auseinander setzten muss: In welchem Mass bleiben die Vereinten Nationen die Organisation, die als Einzige über Krieg oder Frieden entscheiden kann?

swissinfo-Interview: Chantal Nicolet

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