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Kampf dem Asbest: Noch bleibt viel zu tun

Die Anwälte der Asbestopfer beklagen den Rückstand in der Schweiz. Viele Gebäude sind noch immer nicht von Asbest gereinigt.

Die Suva hat eine Reihe von Massnahmen ergriffen, um die Übernahme asbestbedingter Krankheitsfälle besser zu koordinieren.

“Die Schweiz hat im Kampf gegen den Asbest mindestens zehn Jahre Rückstand”, schätzt Massimo Aliotta, einer der Anwälte, welche den “Verein für Asbestopfer und Angehörige” (VAO) in Zug gegründet haben.

Bis 1999, also zehn Jahre nach Beginn der Sanierungen, waren erst 2000 von ursprünglich 4000 erfassten Gebäuden von Asbest befreit.

Vorwürfe



François Iselin vom Komitee für Hilfe an Asbestopfer wirft der Schweizerischen Unfallversicherungs-Anstalt (Suva) vor, die Liste der verseuchten Gebäude geheim zu halten.

“Wir verstecken überhaupt nichts!”, erwidert demgegenüber Sprecher Manfred Brünnler.

“Wir haben letztes Jahr eine vertrauliche Liste des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft erhalten. Sie war seit 1987 nicht mehr aktualisiert worden. Wir tun dies nun schrittweise, so, wie uns die Sanierungsfälle bekannt gegeben werden.”

Zudem betreffe diese Liste nur den Flockasbest, sagt Brünnler: “Aber wir können doch nicht jemandem sagen, sein Gebäude komme auf der Liste nicht vor, solange diese nicht vollständig ist.”

Grauzone



Der Anwalt Aliotta seinerseits wirft der Suva vor, nicht genug zur Information der Asbestopfer unternommen zu haben.

“Wir möchten auch die Register der Suva-Ärzte einsehen, die das Monopol auf die Krankenkontrolle hatten. Doch das Datenschutzgesetz hindert uns daran.”

Der Versicherer verteidigt sich damit, dass man die Probleme unterschätzt oder gar verschleiert habe. “Vor 1984 und vor dem neuen Unfallgesetz konnten wir keine ärztlichen Kontrollen durchführen”, ruft Brünnler in Erinnerung. “Da gab es eine Grauzone.”

Schaffung eines Forums



Die Suva hat auf jeden Fall ein ganzes Paket an Massnahmen ergriffen: Sie schickt seit Januar einen Informationsbrief an die Ärzte, bereitet mit den Gewerkschaften eine Broschüre über die Sanierungsarbeiten vor und hat ein “Asbestforum Schweiz” (FACH) gebildet.

Das Forum, das im vergangenen Dezember erstmals tagte, will die Übernahme jener Krankheitsfälle besser koordinieren, die auf Asbest zurückgehen. Ihm gehören Abgeordnete der Bundes- und der Kantonsbehörden an, und in Kürze soll es einen Medieninformationsdienst erhalten.

swissinfo, Ariane Gigon Bormann, Zürich
(Übertragung aus dem Französischen: Charlotte Egger)

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