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Mutmasslicher Extremist in der Schweiz verhaftet

Der in Zürich verhaftete Verdächtige sitzt im Auschaffungsgefängnis Kloten in Auslieferungshaft. Keystone

Im Zusammenhang mit der Zerschlagung einer algerischen Extremisten-Zelle in Mailand ist auch ein Mann in der Schweiz verhaftet worden. Die Mitglieder sollen zum Al-Kaida-Netz gehören.

Den Fundamentalisten wird finanzielle und logistische Unterstützung einer der grössten Untergrund-Gruppen in Algerien vorgeworfen.

Die Festnahme des Verdächtigen sei letzte Woche bei Zürich erfolgt, sagte Mario-Michel Affentranger vom Bundesamt für Justiz (BJ) am Montag. Der Mann, offenbar handelt es sich um einen Tunesier, werde verdächtigt, in Dokumentenfälschungen verwickelt zu sein.

Der Mann befinde sich in Auslieferungshaft, sagte Affentranger weiter. Wann dieser an Italien ausgeliefert werde, sei noch offen.

Internationale Haftbefehle

Das Begehren auf die Verhaftung war von der italienischen Polizei gestellt worden. Die italienischen Behörden erhoben Anklage gegen zwei bereits inhaftierte Mitglieder der Zelle. Gegen drei flüchtige Verdächtige erliess die italienische Polizei internationale Haftbefehle.

“Sie waren Teil des Al-Kaida-Netzes”, sagte ein Sprecher der italienischen Polizei am Montag. Von den insgesamt sechs Verdächtigen seien fünf Algerier und einer Tunesier. Die Gruppe soll von ihrem Hauptquartier in Mailand aus knapp zwei Mio. Euro für die algerische Rebellenbewegung “Salafisten-Gruppe für Gebet und Kampf (GSPC)” gesammelt und überwiesen haben.

Neben der finanziellen Hilfe soll die Zelle auch logistische Unterstützung geleistet haben. Die GSPC ist die größte verbotene Widerstandsgruppe in dem nordafrikanischen Land und sieht sich als Teil des Terror-Netzwerkes Al-Kaida.

Schweiz als logistische Basis

Im Zusammenhang mit der GSPC waren im Mai in den Kantonen Basel-Stadt und Zürich sieben Nordafrikaner verhaftet worden. Drei wurden in Untersuchungshaft gesetzt.

Später folgten weitere Verhaftungen in drei Kantonen. Laut Bundesanwaltschaft hatten die Jihadisten einen Anschlag auf ein Flugzeug der israelischen Fluggesellschaft El Al geplant.

Bekannter Kopf

Die italienische Polizei war der Terrorzelle mit Sitz in Mailand bereits seit drei Jahren auf der Spur, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Apcom. Das Geld sollen sie in diversen Kleider- und Elekronik-Geschäften und einem Restaurant im Zentrum von Mailand gesammelt haben.

Die italienische Finanzpolizei stellte auf den Konten der Verhafteten Geldtransfers in der Höhe von 1,3 Mio. Euro fest. Die Terrorzelle soll unter der Führung von Djamel Lounici gestanden haben, einer der Hauptvertreter der aufgelösten algerischen islamischen Heilsfront in Italien. Lounici war im vergangenen Mai von der italienischen Polizei verhaftet worden.

Die Polizei stellt die Terrorzelle mit mindestens zwei terroristischen Anschlägen in Algerien in Verbindung: Beide wurden letztes Jahr in den Provinzen Chlef und Biskra in der Nähe von Algier verübt. Ihnen fielen insgesamt 18 Menschen zum Opfer, 19 Personen wurden verletzt.

Draht nach Spanien

Nach Ermittlungen der Polizei hatten die Männer in Mailand auch Kontakt zu islamischen Extremisten in Spanien, Belgien, Grossbritannien und Frankreich. Besonders bedeutungsvoll ist die Verbindung der Gruppe aus Mailand zu derjenigen von Majid Sahouane in Spanien.

Souhane ist verantwortlich für das gescheiterte Attentat gegen den spanischen Richter Baltazar Garzon. Dieser ermittelte im Fall des vereitelten Bombenanschlags auf den nationalen Gerichtshof in Madrid.

swissinfo und Agenturen

Die Strategie der GSPC richtet sich in erster Linie gegen die staatlichen Sicherheits-Organe Algeriens. Im Gegensatz zur GIA (Groupe Islamique Armé), welche unter Zivilisten regelrechte Blutbäder veranstaltet hatte.

Die GSPC ist international vernetzt.

2003 hatte die GSPC in Algerien eine Gruppe mit 32 Touristen als Geiseln genommen, darunter vier Schweizer. Eine Deutsche starb, die anderen wurden befreit.

Die Salafisten reklamierten auch die Urheberschaft eines Anschlags auf eine Militärbasis in Mauretanien, bei dem 20 Personen umkamen, darunter fünf Terroristen.

In einem Video vom 11. September 2005 bezeichnete die Nummer zwei des Terror-Netzwerkes Al Kaida, Ayman al-Zawahiri, die GSPC als bewaffneten Arm der Terroristen in Frankreich.

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