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Nichts fürchten Schweizer mehr als die Natur

Lawinen gehören zu den Katastrophen, die die Schweizer am meisten fürchten. Keystone

In der Schweiz ist die Angst vor Naturkatastrophen grösser als die Sorge über Krieg und Terror. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie.

Obwohl die Wahrscheinlichkeit eines Krieges als klein beurteilt wird, will eine Mehrheit der Bevölkerung an der Armee festhalten.

Weniger als ein Zehntel der Schweizer Bevölkerung hält es für wahrscheinlich, dass die Eidgenossenschaft in den nächsten fünf Jahren in einen Krieg verwickelt wird. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste UNIVOX-Studie des gfs-Forschungsinstituts in Zürich.

Im Rahmen der Langzeitstudie “Sicherheit und Verteidigung” wurden im letzten Frühling 714 Schweizerinnen und Schweizer über ihre Einstellung zur Sicherheitspolitik im Inland befragt. Umfragen zu diesem Thema führt das Institut schon seit 1988 durch.

Weniger Angst vor Krieg

Der diesjährige Trendbericht zeigt, dass die Kriegsangst gegenüber dem Jahr 2000 deutlich abgenommen hat. Damals hatten noch 28% der Befragten an die Möglichkeit eines konventionellen und 18% an die eines atomaren Krieges geglaubt.

Trotz der gesunkenen Kriegsängste hält eine überwiegende Mehrheit der Schweizer die Armee auch 2004 noch für nötig. Diese soll jedoch neben der Verteidigung auch zur Verhinderung von Terroranschlägen und zur Verstärkung der Grenzwache eingesetzt werden sowie bei Katastrophen im Ausland.

Drei Viertel der Befragten stimmen zudem Armeeeinsätzen zum Schutz von Konferenzen zu und 53% befürworten Einsätze von Friedenstruppen im Ausland, vorausgesetzt, diese sind bewaffnet. Während 2002 noch 43% der Befragten die Armee für zu teuer hielten, ist es heute die Hälfte der Bevölkerung.

Unberechenbare Natur

Die Angst vor Naturkatastrophen ist dagegen im Vergleich zu 2002 um 14% gestiegen. Fast die Hälfte der Befragten sorgt sich auch über Chemie- und Reaktorunfälle. 2002 waren es nur 41%.

Im Vergleich mit der Befragung von 2002 ist die Furcht vor einer Radikalisierung von Extremisten, vor Terroranschlägen und vor einer Überfremdung etwa gleich geblieben.

Renaissance der Neutralität

Fast jeder zweite Schweizer kann es sich keinesfalls vorstellen, dass die Schweiz nicht neutral wäre.

Seit 1998 hat die Neutralität wieder an Zustimmung gewonnen. Immer weniger möchten auf sie verzichten. Das ist laut UNIVOX-Bericht auf einen Haltungswandel bei der jüngeren und mittleren Generation zurückzuführen.

Einhalt für gewaltbereite Demonstranten

Für den diesjährigen UNIVOX-Bericht wurden erstmals auch Fragen zur Sicherheit bei Demonstrationen und Kundgebungen gestellt. Während knapp ein Drittel der Befragten der Meinung ist, Kundgebungen würden überwiegend friedlich verlaufen, glaubt über die Hälfte, dass die Gewaltbereitschaft an Demonstrationen zugenommen hat.

Neun von zehn Personen wollen eine Demonstration gar verbieten oder unterbinden lassen, wenn Gewalttätige dazu aufrufen oder die öffentliche Sicherheit gefährdet ist.

Bei Sachschäden, der Anwesenheit von Vermummten oder bei unbewilligten Demonstrationen befürwortet weit über die Hälfte ein Durchgreifen der Behörden. 73% würden gar Armee-Einsätze begrüssen.

swissinfo und Agenturen

UNIVOX ist eine umfassende Langzeit-Beobachtung der Schweizer Gesellschaft, die das gfs-Forschungsinstitut seit 1986 realisiert.
Seit 1988 wird auch die Einstellung der Bevölkerung zur Sicherheitspolitik in regelmässigen Umfragen erhoben.
Im Rahmen der Langzeit-Beobachtung “Sicherheit und Verteidigung” im Frühjahr 2004 wurden 714 Leute befragt.

73% fürchten eine Naturkatastrophe

68% haben Angst vor Überfremdung

56% sorgen sich über wirtschaftliche Erpressung

10% glauben, dass die Schweiz in einen Krieg verwickelt werden könnte

71% befürworten die Armee

90% wollen potenziell gewalttätige Demonstrationen verbieten

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