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Olympiade-Bewerbung kostet 50’000 Franken

Swiss Olympic-Präsident Walter Kägi will nur seriöse Kandidaten. Keystone Archive

Wer sich künftig in der Schweiz für die Olympischen Spiele bewirbt, muss ein Antrittsgeld von 50'000 Franken bezahlen.

Zudem hat das Stimmvolk des betreffenden Kantons eine Kandidatur gut heissen, bevor sie dem Internationalen Olympischen Komitee übergeben wird.

Die neuen “Weisungen, Wegleitungen und Hinweise für Bewerber in der Schweiz” wurden am Dienstag von Swiss-Olympic-Präsident Walter Kägi in einem Gespräch mit Medienvertretern in Zürich erläutert. Wie dem Vorwort des umfangreichen Katalogs zu entnehmen ist, sollen die Massnahmen “verhindern, dass Ressourcen verschwendet und das Ansehen des Sports in der Schweiz und jenes der Schweiz im internationalen Sportumfeld beeinträchtigt werden”.

Die Weisungen seien zu einem guten Teil auch die Folgerungen aus den gescheiterten Kandidaturen Sion 2002, Sion 2006 und Bern 2010.

Es braucht Sponsoren



Die Vorauszahlung kann laut Kägi bewirken, dass sich “Möchtegern- und Fantasie-Bewerbungen” frühzeitig abblocken lassen. Mit den 50’000 Franken sei es aber auch für seriöse Bewerber nicht getan: Für die drei Phasen der nationalen Evaluation werde ein Kreditbedarf von insgesamt einer Mio. Franken nötig. Diese Summe, so der Swiss Olympic-Chef, könne nicht durch Marketing-Aktivitäten eingetrieben werden, weil das IOC eine breite Vermarktung der Kandidatur erst im letzten Jahr vor der Wahl zulässt. Folglich müssten Bewerber für die nationale Kampagne Mäzene und Donatoren finden.

Nicht wiederholen werde sich dank den neuen Richtlinien die Peinlichkeit des letzten Jahres: Die Berner Stimmberechtigten verwarfen die Kandidatur zu einem Zeitpunkt haushoch, als das (IOC) “Berne 2010” schon in den Kreis der Finalisten aufgenommen hatte; denn die Volksabstimmung wird künftig zwingend in der letzten Phase des nationalen Prozederes abgehalten.

Weitere Verbesserungen

Die Weisungen sollen das bisherige Prozedere auch weitergehend verbessern. So werden Kandidaturen fortan früh von Fachleuten auf sensible Bereiche wie Umweltverträglichkeit, Verkehr und Sicherheit bewertet. Eine Bewerbung soll geografisch einigermassen kompakt sein und nebst der “Host City” höchstens zwei Aussenregionen mit Wettkampfstätten umfassen.

Swiss Olympic unternimmt gemäss Walter Kägi auch im internationalen Geschäft etwas, damit allfällige Schweizer Kandidaturen vor dem massgebenden IOC-Kongress grössere Chancen bekommen. So pflege die Schweizer Dachorganisation bereits jetzt eine Zusammenarbeit mit kleineren Verbänden (Beispiele: Albanien, Georgien), die vom Schweizer Know-how profitieren können.

Davon verspricht sich Swiss Olympic auf lange Sicht einen besseren Ruf der Schweiz in der olympischen Bewegung. Die Tatsache, dass die Schweiz das IOC mitsamt Museum sowie 25 olympische Sportverbände beherbergt und als kleines Land fünf IOC-Mitglieder stellt, sorge, so Käge, bekanntermassen vielerorts für Neid und Argwohn.

swissinfo und Agenturen

Wer sich in der Schweiz für die Olympiade bewirbt, muss künftig 50’000 Franken im voraus bezahlen.

Das Stimmvolk muss eine Kandidatur gut heissen, noch bevor diese dem IOC übergeben wird.

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