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Paralympics: Enttäuschende Schweizer Bilanz

Thomas Pfyl mit seiner Silbermedaille, die er im Slalom gewonnen hat. Keystone

Die Schweizer Delegation verpasste den erhofften Erfolg an den am Sonntag beendeten Paralympics. Statt sieben gewann sie nur zwei Medaillen.

Hugo Wölfli, der Präsident des Schweizerischen Paralympischen Komittees, denkt bereits an Vancouver 2010 und die nötigen Veränderungen.

Nach Bronze im Riesenslalom hat der 19-jährige Thomas Pfyl an den Paralypmics in Turin hinter Robert Meusburger (Oe) Silber im Slalom gewonnen. Langläuferin Chiara Devittori wurde Vierte über 15 km.

Sieben Podestplätze hatte sich die 21-köpfige Schweizer Delegation als Ziel für die Paralympics gesetzt, eine Silber- und eine Bronzemedaille, beide errungen von Thomas Pfyl, sowie 12 Diplome sind es schliesslich geworden.

“Sieben Medaillen waren ein bescheidenes Ziel”, sagt Hugo Wölfli, Präsident des Schweizerischen Paralympischen Komittees und Delegationsleiter der Schweizer in Italien, gegenüber swissinfo. “Wir sind enttäuscht, aber nicht geschlagen. Wir hatten auch Pech.”

Blick nach vorn

Ein Grund für die ernüchternde Bilanz lag im Drei-Kategorien-System, das zu einer Reduktion der Medaillensätze von 91 auf 58 führte.

Damit war schon vor den Spielen klar, dass die Bilanz von Salt Lake City ausser Reichweite liegen würde: Damals hattten die Schweiz mit 6 Mal Gold, 4 Mal Silber und 2 Mal Bronze den 7. Rang im Nationenklassement belegt.

“Aus dem Ergebnis von Turin müssen wir eine Lektion ziehen in Hinblick auf Vancouver 2010”, erklärt Wölfli. “Die aktuellen Strukturen machen es für uns schwieriger, noch konkurrenzfähig zu sein, etwa gegenüber den osteuropäischen Nationen.”

Mit 33 beziehungsweise 25 Medaillen haben Russland und die Ukraine die grössten Erfolge an diesen Paralympischen Spielen erreicht. “In diesen Ländern, wie übrigens auch in Australien, sind gewisse Athleten professionell. In der Schweiz ist das noch nicht der Fall”, so Wölfli.

Doch er gibt die Hoffnung nicht auf: “Unsere Athleten und Athletinnen könnten durchaus Halbprofis werden. Dafür müssten sie 25 bis 50% ihrer Zeit dem Training opfern.”

Das Problem ist offensichtlich ein ökonomisches: “Wie kann man die Kosten decken?” fragt sich Wölfli.

“Beim Ski Alpin ist es klar. Unsere Skifahrer verbringen etwa 60 Tage auf den Pisten. Die Trainingstage zu verdoppeln, das hat finanzielle Konsequenzen.”

Thomas Pfyl hat Schweizer Bilanz aufgewertet

Thomas Pfyl besserte die Schweizer Bilanz am Wochenende mit Silber noch etwas auf. Bei Halbzeit lag der Schwyzer noch fünf Hundertstel vor Robert Meusburger.

Der Österreicher war aber im zweiten Durchgang 0,34 schneller und liess sowohl den Schweizer als auch den deutschen Seriensieger Gerd Schönfelder hinter sich. “Ich trauere nicht Gold nach, sondern freue mich über den 2. Rang”, sagte Pfyl.

Auf den ersten Blick scheint es, als habe der am rechten Arm gelähmte Innerschweizer die Medaille in seiner schwächsten Disziplin gewonnen. Doch Thomas Pfyl konnte im Januar 2004 den ersten Weltcupsieg im Slalom feiern.

“Seither war ich in den schnellen Disziplinen erfolgreicher. Irgendwie schliesst sich mit dem 2. Platz der Kreis. Ich bin nach zwei Jahren wieder dort, wo ich angefangen habe. Nur zwei Stufen höher.”

swissinfo

Die Geschichte der Olympischen Spiele für Behinderte begann 1948 und geht auf eine Initiative des Arztes Ludwig Gutmann zurück.

Die ersten offiziellen Paralympischen Sommer-Spiele fanden dann jedoch erst 1960 in Rom statt. Insgesamt 400 Athleten aus 23 Nationen nahmen an den Spielen teil.

Die ersten Paralympischen Winter-Spiele fanden 1967 in Schweden statt.

Als erstes Land rief die Schweiz 1989 ein Paralympisches Komitee ins Leben.

Die diesjährige Schweizer Delegation in Turin ist im Vergleich mit jener der Spiele in Salt Lake City deutlich kleiner.

Die Schweiz hat an den Paralympischen Spielen 2 Medaillen erhalten (1 Silber, 1 Gold) und 7 Diplome.
Die beiden Medaillen hat der Schwyzer Thomas Pfyl im Ski alpin (2. im Slalom und 3. im Riesenslalom).
Die Schweizer Curling-Equippe, die 2002 Weltmeister wurde, hat nur den 6. Rang erreicht.
Im Langlauf kam die Tessinerin Chiara Devittori 3 Mal nah an eine Medaille (4. auf 15 km, 5. auf 5 und 10 km).
Im Nationenklassement rangiert die Schweiz auf dem 13. Platz (in Salt Lake city erreichte sie 2002 den 7.).

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