Schweizer Software revolutioniert die Sport-Welt
Das Schweizer Software-Unternehmen "Dartfish" hat den Ski-Sport revolutioniert. Am TV und auf der Piste.
Entwickelt wurde die bahnbrechende Software an der ETH Lausanne. Genutzt wird das Schweizer Produkt von Olympiasiegern weltweit. Eine Erfolgsgeschichte.
Für den Skisport war die neue Video-Technik des Freiburger Jungunternehmens Dartfish eine regelrechte Revolution. Dies sagt der Leiter Sportproduktion vom Schweizer Fernsehen DRS, Peter Minder, der seit 16 Jahren im Bereich TV-Sportübertragung arbeitet, gegenüber swissinfo. «Ein wichtiges Ski-Rennen ohne Dartfish wäre heute nicht mehr denkbar.»
Gerade auch an der kommenden Ski-WM in St. Moritz wird Dartfish Entscheidendes zum WM-Nervenkitzel beitragen. «Die Pisten in St. Moritz sind geradezu prädestiniert für Dartfish. Es ist eine Mondlandschaft, jedoch mit zwei Schlüssel-Stellen, an denen sich Vieles entscheiden wird.»
Entscheidendes sichtbar machen
Oft entscheidet sich ein Rennen in solchen Schlüsselstellen, welche die Fahrerinnen und Fahrer unterschiedlich angehen. Und dabei Zeit und Ruhm gewinnen – oder verlieren. Und genau dies kann die neue Darstellungs-Technologie Dartfish bildlich sichtbar machen, mit wissenschaftlicher Präzision. Zwei sportliche Leistungen, die zeit- und also auch ortsversetzt passieren, können zeitgleich dargestellt werden.
Zwei neue Technologien
Hierfür kommt je nach Gelände die bildbasierte oder die auf Rezeptoren basierte Technologie von Dartfish zum Einsatz. Das eine System rechnet aufgrund der sich verändernden Bildinformationen im Hintergrund die jeweilige Position der Sportler aus. Beim zweiten, neueren System werden Rezeptoren auf Fernsehkameras gebaut, welche die Position der Athletinnen dem Winkel und Zoom entsprechend errechnen und sie so trotz Zeit- und Positionsunterschied zeitgleich gegenüberstellen können.
So wichtig wie Replay
Vergessen ist die Zeitlupe, lange lebe Dartfish: Die gleichzeitige Darstellung von zwei zeitlich verschobenen Läufen bzw. Läufern zeigt dem Zuschauer deutlich, warum die eine Rennfahrerin 0,04 Sekunden schneller im Ziel war als die andere. Was also früher nur dem geschulten Auge und den Spekulationen der Kommentatoren zugänglich war, kann heute der Zuschauer selbst sehen.
Erstes Dartfish-Rennen am Lauberhorn
1999 war es soweit. Dartfish ging in Zusammenarbeit mit dem SF DRS auf der Lauberhorn-Piste «on air», ganz zur Eifersucht der österreichischen TV-Leute, die, wie deren Sportler auf der Piste, in einem ewigen Wettstreit mit den Schweizern stehen.
Aus der Zusammenarbeit von «topmotivierten Wissenschaftlern», wie Minder die Dartfish-Erfinder kennt, SF DRS und dem legendären Skirennfahrer Bernhard Russi enstand aus der revolutionären Software-Idee ein fernseh-revolutionierendes Produkt. Und aus dem Produkt wurde eine «Wunderwaffe», wie die neue Schweizer Technologie nach den Olympischen Spielen in Salt Lake City in den Zeitungen weltweit betitelt wurde. Skispringer Simon Ammann hatte dank Dartfish einen seinen Bewegungsabläufen entsprechenderen Ski gewählt.
«Gold-Simi» trainiert mit Dartfish
Mehrwert bringt das Schweizer Produkt nämlich nicht nur den Zuschauern zuhause, sondern vor allem auch den Sportlern. «Gold-Simi» trainiert in der Tat schon länger mit Dartfish. Die Technik ist auch für das Training sehr gewinnbringend, weil es nicht nur Vergleiche mit Konkurrenten, sondern auch eine Analyse der eigenen Fortschritte ermögliche, sagt der zuständige Sekretär beim Schweizerischen Skiverband, Christoph Perreten.
Ammann ist nicht der einzige Olympia-Medaillengewinner, der mit der neuen Schweizer Technologie arbeitet. In Salt Lake City haben nicht weniger als 45 Sportlerinnen und Sportler, die mit der Dartfish-Videosoftware arbeiten, Medaillen abgeräumt.
Ein jeder Erfolg war auch ein Erfolg für das Schweizer Software-Unternehmen, das von zwei Brüdern 1999 gegründet wurde, unter anderem mit Unterstützung der ETH Lausanne und von «Risiko Kapital Freiburg».
3-D-Technologie für WM in St. Moritz?
Zur Zeit arbeitet Dartfish an einem neuen Produkt, das den Sportfans zuhause das erste Mal eine dreidimensionale Ansicht des Rennens – also die Sicht der Fahrer und Fahrerinnen selbst – zeigen soll. Vielleicht schon an der Ski-WM 2003 in St. Moritz. Aber auch bei Skispringen, Langlauf, Golf, Gymnastik ist Dartfish heute in Training und TV-Wettkampf unersetzlich.
Und dass ineffiziente Bewegungsabläufe auch in anderen Branchen optimiert werden können, dies braucht man den smarten Freiburgern von Dartfish sicher nicht zu sagen.
swissinfo, Anita Hugi
1996
Serge Ayer, ETH Lausanne, hat die Idee für die neue Technologie
1997
Entwicklung an der ETH Lausanne
1998
Erster Einsatz für Dartfish am legendären Lauberhorn-Ski-Rennen
1999
Gründung des Start-up Dartfish
2001
Umsatz steigt von 0,3 Mio. im Jahr 1999 auf 4 Mio. Franken im Jahr 2001
Patentierung von Dartfishs SimulCam
2002
Weltweiter Durchbruch an den Olympischen Spielen Salt Lake City
45 Sportler, die mit Dartfish trainieren, gewinnen Olympia-Medaillen, u.a. der Schweizer Skispringer Simon Ammann
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