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Schweizer vermittelt im Kaschmir

Über diese Wasser, die von Indien nach Pakistan fliessen, bestehen Differenzen. Keystone

Der Wasseringenieur Raymond Lafitte soll im Streit um ein Staudammprojekt im Kaschmir zwischen Indien und Pakistan "neutral" vermitteln.

Die Weltbank hat dem Professor an der Ecole Politechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) dazu das Mandat erteilt.

Lafitte solle dabei herausfinden, welches die Differenzen zwischen den beiden Regierungen in Bezug auf den geplanten Baglihar-Staudamm sind, wie die Weltbank am Dienstag mitteilte. Das indische Projekt ist einer der strittigen Punkte in den Gesprächen zwischen Indien und Pakistan in der umstrittenen Region Kaschmir.

“Indien und Pakistan sind mit Raymond Lafittte einverstanden, denn er sei ein ausgewiesener und neutraler Experte”, sagt die Weltbank in ihrer Mitteilung. Seine wissenschaftlichen Arbeiten und Analysen seien weltweit geschätzt, sagt die Bank weiter.

Das Wasser vom Chenab

Der von Indien begonnene Bau des Baglihar-Staudammes am Chenab ist Gegenstand von Auseinandersetzungen zwischen Indien und Pakistan. Es geht um die Wassermengen.

Die beiden Atommächte haben im vergangenen Jahr beschlossen, im Rahmen der Friedensgespräche die Differenzen auszuräumen. Damit verbunden sind auch Gespräche über die von Indien beanspruchte und kontrollierte Region Kaschmir im Himalaja.

Der Fluss Chenab liegt in der Region einer von drei Flüssen im Einzugsgebiet des Indus, der 1960 im sogenannten “Induswasser-Abkommen” zwischen Indien und Pakistan aufgeteilt wurde.

Entscheidung ist bindend

Die Weltbank ist eine der Mitunterzeichnerinnen des Abkommens, in dem geregelt wird, dass Indien Wasser aus den Flüssen Ravi, Sutlej und Bear nutzen darf. Pakistan dagegen hat das Recht auf das Wasser der Flüsse Indus, Chenab und Jhelum. Alle diese Flüsse fliessen von Indien nach Pakistan.

Die Weltbank wurde zu Beginn des Jahres von Pakistan gebeten, einen “neutralen Experten” zu bestimmen, der die Differenzen zwischen Indien und Pakistan ausräumen kann. Differenzen, die im Zusammenahng mit dem Bau des Staudammprojektes in Kashmir entstanden sind.

“Unter Berücksichtigung des Abkommens über das Indus-Wasser wird die Entscheidung des Schweizer Experten bindend sein”, sagt die Weltbank.

Der Grund, warum Pakistan an die Weltbank gelangte, sei, weil das Land vom Wasser aus diesem Gebiet abhängig sei und eigene Kraftwerke betreibe und das Wasser auch zur Bewässerung verwenden müsse.

Pakistan fürchtet, dass die Restwassermengen aus Indien wegen dem Staudamm zu gering ausfallen könnten.

swissinfo und Agenturen

Indien und Pakistan haben seit dem Ende der britischen Kolonisation (1947) ein gespanntes Verhältnis.

Sie haben schon etliche Kriege gegeneinander geführt, die Indien alle siegreich beendete.

Die Region Kaschmir bleibt ein ständiger Zankapfel. Pakistan beansprucht die mehrheitlich muslimische Region.

Pakistan unterstützt im Geheimen die separatistischen und terroristischen Organisationen im Kaschmir.

Im November 2003 haben die beiden Staaten einen Waffenstillstand vereinbart und wollen die Differenzen friedlich beilegen. Beide Staaten verfügen über Atomwaffen.

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