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Untersuchungshaft für Financier Behring

Der Basler Financier Dieter Behring erläutert am 25. August 2004 den Verkauf seines Unternehmens. Keystone

Der Financier Dieter Behring, der unter Betrugsverdacht steht, wurde in Basel in Untersuchungshaft genommen. Ermittelt wird wegen möglichen Betrugs in der Höhe von mehreren 100 Mio. Franken.

Die Untersuchuchungshaft wurde am Mittwoch mit Vertuschungsgefahr begründet.

Der Basler Financier Behring war am Dienstag wegen Verdachts auf Beteiligung an einem riesigen Anlagebetrug festgenommen worden. Behring war seit dem Sommer wegen ins Gerede gekommen. Aus seinem Imperium waren grosse Mengen an Geldern verschwunden, und niemand wusste wohin.

Bei einer grossflächigen Polizeiaktion in vier Kantonen waren am Dienstag neben Behring drei weitere Personen aus seinem Umfeld festgenommen worden. An der Aktion war neben kantonalen Polizeikräften auch die Bundes-Kriminalpolizei beteiligt. Die Federführung lag bei der Basler Staatsanwaltschaft.

Zwei der vier Personen, die am Dienstag festgenommen worden waren, wurden inzwischen wieder freigelassen. Bei ihnen habe kein Haftgrund bestanden, erklärte Markus Melzl, Informationschef der Basler Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Die Verfahren liefen aber weiter. Für die vierte Person wurde die Dauer der Untersuchungshaft vorerst auf zwei Wochen festgesetzt.

Offizialdelikt

Ermittelt wird gegen Behring wegen des Verdachts auf Anlagebetrug in grossem Stil, wie Melzl schon am Dienstag erklärt hatte.

Die Strafverfolgungsbehörden haben gemäss dem Sprecher von sich aus mit den Ermittlungen begonnen. Eine Anzeige gegen Behring sei nicht eingereicht worden.

Versprechen auf grossen Gewinn

Die bisher bekannten Umstände liessen auf Anlagebetrug im Umfang von mehreren hundert Millionen Franken und mit einer Vielzahl von Geschädigten schliessen, heisst es in der Mitteilung.

Es gehe um Kapitalanlagen, “welche ihrer Bestimmung nach mittels eines von Dieter Behring entwickelten, als sicher und ertragsstark angepriesenen Börsenanlagesystems in Off-Shore-Firmen hätten bewirtschaftet werden sollen”, hiess es weiter.

Laut Melzl meldeten sich schon Dutzende von Personen, die um ihr mit dem Behring-System angelegtes Geld bangten. Ihnen allen sei angeraten worden, Strafanzeige zu erstatten. Man gehe davon aus, dass sich noch mehr Leute meldeten.

Erst gestolpert, jetzt gefallen

Der 49-jährige Behring war in den vergangenen Monaten wegen seiner wenig transparenten Finanzaktivitäten mit angeblichen Traumrenditen ins Gerede gekommen. Er entwickelte eine Software für Hedge-Funds.

Im Sommer scheiterte der Verkauf seiner Holdinggesellschaften Schönkind und Swisspulse an Investoren. Die Eidgenössische Bankenkommission ordnete die Liquidation seiner Redsafe-Bank an.

Behring gehörte zu den Wahlkampfspendern der Basler SP-Ständerätin Anita Fetz. Im August hatte der Financier noch versichert, alle Anleger erhielten ihr Geld zurück. Behring sagt selber, er sei das Opfer einer Verleumdungskampagne.

Aktion im Morgengrauen

Die Basler Staatsanwaltschaft hatte am frühen Dienstag zusammen mit der für Wirtschaftsdelikten zuständigen Zürcher Bezirksanwaltschaft und der Bundesanwaltschaft (BA) in den Kantonen Basel-Stadt, Zürich, Zug und Aargau eine grossflächige Polizeiaktion durchgeführt, wie Melzl weiter sagte.

Demnach wurden mehrere Firmen des Behring-Imperiums sowie die Wohnungen von Personen aus Behrings Umfeld durchsucht. Es wurde umfangreiches Beweismaterial sicher gestellt. Es handelt sich um zahllose Dossiers und riesige elektronische Datenbestände, deren Auswertung längere Zeit dauern wird.

Gemäss Melzls Einschätzung erfordert das Verfahren mehrere internationale Rechtshilfeverfahren. Der Fall dürfte von der Bundesanwaltschaft übernommen werden, doch sei noch nichts entschieden.

Eigentlich ein Fall für den Bund

BA-Sprecher Hansjürg Mark Wiedmer äusserte sich auf Anfrage nicht zu den Ermittlungen. Die Verfahrensführung liege derzeit bei den Basler Strafverfolgungsbehörden. Eine Zuständigkeit des Bundes sei aber insofern gegeben, als es um einen komplexen Fall von Wirtschaftskriminalität mit starken internationalen oder interkantonalen Bezügen gehe.

In Ermittlungskreisen wurde der Fall als Musterbeispiel für eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Kantonen sowie zwischen Bund und Kantonen bezeichnet.

swissinfo und Agenturen

Am 25. August kündigt Behring den Verkauf seiner Firmen an die bisher unbekannte London Finance Group (LFG) an, der Verkauf scheitert.
Neue Kaufinteressenten tauchen auf, ziehen sich aber wieder zurück.
Zwei Behring-Instituten wird die Bewilligung entzogen.
Behring und drei weitere Personen werden verhaftet.

Der Financier Dieter Behring ist wegen Betrugsverdacht mit drei weiteren Personen verhaftet worden.

Die Staatsanwaltschaft Basel geht von einer Deliktsumme von mehreren 100 Mio. Franken aus.

Behring hatte ein Anlageprogramm entwickelt, das den Kunden Traumrenditen versprach.

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