Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Lötschberg-Basistunnel durchgeschlagen

Nach der letzten Sprengung treffen sich die Mineure in der Mitte des Tunnels. Keystone

Die letzten Meter Fels im NEAT-Basistunnel am Lötschberg sind im Beisein von rund 1200 Gästen gesprengt worden.

Ab 2007 sollen hier Züge verkehren und die Fahrzeit Bern-Brig um rund einen Drittel verkürzen.

Nach der Auslösung der erfolgreichen Sprengung sagte Bundesrat Moritz Leuenberger: “Endlich habe ich mal etwas bewirkt, das ist selten der Fall.”

Obwohl die Tunnelarbeiter für diese Sprengung rund 150 Zünder und 500 Kilogramm Munition im Felsen angebracht hatten, klappte der Durchschlag im ersten Anhieb nicht ganz.

Bei der ersten Sprengung wurde noch nicht das ganze Profil des Tunnels entfernt, da nicht alle Zünder explodiert waren. Deshalb wurde eine Nachsprengung notwendig, die erfolgreich verlief.

Und kurz vor 13 Uhr war es dann soweit: Die Mineure von der Walliser und der Berner Seite trafen sich zum Handschlag.

Rund 1200 Gäste haben mit Moritz Leuenberger und Regierungs-Vertretern aus den Kantonen Bern und Wallis den Durchschlag vor Ort miterlebt. Dieser erfolgte haargenau in der Mitte des Tunnels, auf Berner Seite unter der Flanke des Balmhorns.

Beim Haupt-Durchschlag betrug die Abweichung des nördlichen und des südlichen Teils der Tunnelröhre 13 Zentimeter in der Seite und ein paar Millimeter in der Höhe.

Freude herrscht – und Skepsis

Die NEAT aufzugleisen, sei seine grösste politische Aufgabe gewesen, erklärte Alt Bundesrat Adolf Ogi. In der Politik könne man nie etwas fertig machen, aber jetzt beim Lötschberg erlebe er es noch. “Das gibt mir grosse Genugtuung.”

Ogis grösster Gegner war der damalige Finanzminister Otto Stich, der sich auch heute noch fragt, ob es die NEAT, die Neue Eisenbahn-Alpentransversale, überhaupt brauche. Er ist überzeugt, dass man die Kosten dieses Bauwerks nie hereinholen kann.

90 Kilometer ausgebrochen

Der Durchstich des 34,6 Kilometer langen Bahntunnels zwischen Frutigen/BE und Raron/VS ist ein Meilenstein der NEAT. Zusammen mit dem Basistunnel am Gotthard ermöglicht die neue Verbindung die Einbindung der Schweiz in die internationalen Hochgeschwindigkeitsnetze der Bahn.

Der neue Bahntunnel am Lötschberg soll 2007 in Betrieb gehen. Nach jüngsten Schätzungen kostet das Bauwerk 4,2 Mrd. Franken. Ursprünglich gingen die Verantwortlichen von rund 3,2 Mrd. Franken aus.

Die Nord- und Süd-Anschlüsse zur NEAT in Deutschland und Italien sollten zeitgerecht bereit stehen. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) geht davon aus, dass die nötige Infrastruktur in den beiden Nachbarländern bis Ende 2007 vorhanden sein wird.

Die Planungsarbeiten hatten Ende der achtziger Jahre begonnen. Bei der Ausführung fielen insgesamt rund 16 Mio. Tonnen Ausbruchmaterial an. Vierzig Prozent können wiederverwertet werden. Das gesamte Ausbruchmaterial hätte in 320’000 Eisenbahnwagen Platz, der entsprechende Zug würde von Lissabon bis Helsinki reichen.

Schwerstarbeit unter Tag

Das Tunnelsystem ist mehrheitlich zweiröhrig. Im Abschnitt Mitholz-Frutigen wird nur eine Röhre gebaut.

Am Projekt sind rund 2500 Personen beteiligt. Davon stehen zwischen 1600 und 1800 Personen rund um die Uhr in drei Schichten im Berg im Einsatz.

Die Tunnelbauer arbeiten unter schwierigen Bedingungen. Im Berg ist es heiss, die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Um überhaupt arbeiten zu können, wird die Luft auf 28 Grad heruntergekühlt.

Gefährliche Arbeit

Trotz umfangreicher Sicherheitsmassnahmen bleibt die Arbeit unter Tag gefährlich. Seit Baubeginn verloren fünf Personen am Lötschberg ihr Leben.

Die Gewerkschaft Unia nimmt den Durchstich am Lötschberg zum Anlass, einen Appell an die NEAT-Verantwortlichen zu richten. Diese müssten endlich auf die Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitssicherheit eingehen.

Die Gewerkschaft Unia gedenkt speziell jener elf Mineure, die auf den AlpTransit-Baustellen Lötschberg und Gotthard bis heute ihr Leben verloren.

Schnelle Nord-Süd Verbindung

Weiterhin in Betrieb bleibt der 1913 eröffnete sogenannte Scheiteltunnel. Er verläuft wesentlich höher als der Basistunnel und kann wegen der zu überwindenden Höhendifferenz nicht so rasch durchfahren werden wie der Basistunnel. Der Autoverlad erfolgt weiterhin via Scheiteltunnel.

Der Basistunnel Lötschberg ist zusammen mit dem doppelröhrigen Simplontunnel die erste schnelle Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen.

swissinfo und Agenturen

Die Planung für den Lötschberg-Basistunnel begann in den späten 80er Jahren.
Die Vorbereitungsarbeiten stateten 1994, die Tunnelbohrarbeiten 1999.
Der Tunnel wird 34,6 Kilometer lang sein.
Die Kosten sind auf 4,2 Mrd. Franken veranschlagt.
Der erste Zug soll den Lötschberg 2007 befahren.

Der Lötschberg-Basistunnel wird bei seiner Eröffnung 2007 der längste Tunnel der Schweiz und der drittlängste Tunnel der Welt sein. Der Gotthard-Basistunnel wird ihn dann aber auf Platz zwei respektive vier verdrängen.

Zurzeit ist der Seikan-Tunnel in Japan mit 53,9 km der längste Tunnel der Welt, gefolgt vom 50 km langen Eurotunnel.

Der Simplon ist heute der längste Bahntunnel der Schweiz. Er wird durch die Lötschberg- und Gotthard Basistunnel auf Platz 3 verdrängt.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft