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Markanter Rückgang der Asylgesuche 2005

Flüchtlinge in der Empfangsstelle Kreuzlingen. Keystone

Die Zahl der Asylgesuche in der Schweiz ist 2005 im Vergleich zum Vorjahr um fast 30% zurückgegangen - mehr als im übrigen Europa.

Das Bundesamt für Migration erklärt diese seit 2002 konstante Tendenz mit der Verschärfung der schweizerischen Asylpolitik.

Die Zahl der neuen Asylgesuche in der Schweiz ist im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 19 Jahren gesunken.

Den Rückgang der Asylgesuche führt das Bundesamt für Migration (BFM) in seiner Asylstatistik 2005 auf verschiedene Massnahmen zurück. Ausgewirkt hätten sich unter anderem der Sozialhilfestopp für Personen mit Nichteintretensentscheid, die Beschleunigung des Verfahrens und die konsequente Vollzugspolitik.

Die Asylpolitik gehe in die richtige Richtung, bilanziert das BFM und verweist auf die Anerkennungsquote. Diese habe 2005 bei 13,6% gelegen, 2003 seien es 6,7% und 2004 9,2% gewesen. Dies zeige, dass tatsächlich Verfolgte aufgenommen, Asylsuchende ohne Asylgründe dagegen abgehalten würden.

Asylsuchende zahlen hohen Preis

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) betont allerdings, dass die Flüchtlingszahlen in den letzten drei Jahren in ganz Europa gesunken seien. “Schärfere Kontrollen an den EU-Aussengrenzen und eine relative Ruhe in den Konfliktgebieten, besonders im Balkan, sind dafür ausschlaggebend”, sagte Jürg Schertenleib, SFH-Pressesprecher gegenüber swissinfo. Viele Asylsuchende würden einen hohen Preis für die härteren Verordnungen in der Schweiz bezahlen, fügte er hinzu.

Insgesamt suchten im vergangenen Jahr 10’061 Personen in der Schweiz um Asyl nach. Das sind 4187 weniger als im Vorjahr (-29,4%). So wenige waren es letztmals 1986. 15% von ihnen stammten aus Serbien und Montenegro. An zweiter Stelle folgen Personen aus der Türkei mit 7,2%, gefolgt von Asylbewerbern aus Somalia (4,8 %), dem Irak (4,7 %) und Bulgarien (4,6 %).

Weniger Personen im Vollzugsprozess

10’046 Menschen befanden sich Ende Dezember 2005 im Vollzugsprozess. Das sind 4185 oder 29,4% weniger als im Vorjahr. Diese Zahl sei nach wie vor hoch, habe aber auch gesenkt werden können, schreibt das BFM. Davon waren 6859 Personen im Papierbeschaffungsprozess. Das sind 2526 oder 26,9% weniger als Ende 2004.

Um 12,5% sank der Anteil jener Personen, die sich Ende 2005 im Asylprozess befanden. Dazu zählen die Menschen im Verfahrens- oder Vollzugsprozess sowie die vorläufig Aufgenommenen. Insgesamt waren dies 48’193 Personen – 6910 weniger als im Vorjahr.

12’695 Gesuche wurden 2005 erstinstanzlich behandelt, das sind 6462 oder 33,7% weniger als im Vorjahr. Auf 2530 dieser Gesuche wurde nicht eingetreten (2004: 5193). 1497 Personen (1555) wurde Asyl gewährt, 6965 Gesuche (10’080) wurden abgelehnt und 1703 Gesuche (2329) zurückgezogen oder abgeschrieben.

Rückgang im Dezember

Gleichzeitig mit der Jahresstatistik veröffentlichte das BFM am Donnerstag auch die Asylzahlen für Dezember 2005. Im letzten Monat des abgelaufenen Jahres waren 805 neue Asylgesuche eingereicht worden, 81 oder 9,1% weniger als im Vormonat.

Swissinfo und Agenturen

Mit dem starken Rückgang von Asylgesuchen war die Schweiz 2005 Spitzenreiterin eines gesamteuropäischen Trends.

Nur in Dänemark nahm die Zahl der Asylgesuche ähnlich stark ab.

Deutschland, Frankreich, Österreich und Schweden verzeichneten mindestens in den ersten elf Monaten des Jahres geringere Abnahmen.

Um über einen Drittel zugenommen haben dagegen die Asylgesuche in den Niederlanden.

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