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Mazedonischer Rebellen-Führer lebt in der Schweiz

Gespannte Lage in Tetovo. Keystone

Der albanische Nationalist Fasli Veliu, selbsternannter politischer Führer der Nationalen Befreiungsarmee der Albaner in Mazedonien (UCKM) und von der Interpol gesuchter Terrorist, lebt im luzernischen Emmenbrücken.

Er heisst Fasli Veliu, stammt aus Mazedonien und lebt offiziell in Emmenbrücke (LU). Laut Christophe Chiclet, französischer Historiker, Journalist und Balkanspezialist, ist Veliu einer der Hauptakteure der Krise, die zur Zeit Mazedonien erschüttert.

Vor kurzem habe er sich zum “politischen Führer” des Aufstandes um Tetovo ernannt. In der “Gazeta Shkipëria” (Zeitung in Tirana/Albanien) und in der Wochenzeitung “Kosovar Kohaditore” stiess seine Erklärung auf breites Interesse. Darin sprach er auch von den Albanern als “unterdrücktes Volk” und über “fremde Knechtschaft”.

Fasli Veliu ist in albanischen Kreisen kein Unbekannter. Er soll in der Diaspora vor allem für die UCKM tätig sein. Diese unterstützte bis im November 1999 die UCK finanziell, logistisch und propagandistisch. Christoph Chiclet bezeichnet ihn als “einen der führenden Extremisten”.

Anscheinend beschloss Veliu erst vor kurzer Zeit wieder nach Mazedonien zurückzukehren und sich am Widerstand zu beteiligen. Er respektiere die territoriale Integrität Mazedoniens, erklärte er verschiedentlich. Ihm gehe es in seinem Kampf um die Anerkennung der Rechte der albanischen Minderheit. Diese macht, laut offiziellen Angaben, 23 Prozent der Bevölkerung aus.

Kehrt Veliu in die Schweiz zurück, sind ihm Probleme sicher. Er wird von Interpol gesucht, weil gegen ihn ein internationaler Haftbefehl läuft. Mazedonien klagt ihn an, in den Jahren 1997 und 1998 terroristisch tätig gewesen zu sein. Möglicherweise war er an einem Attentat gegen einen Polizisten beteiligt gewesen. Die Sache ist kompliziert: der mazedonische Haftbefehl wurde vor einem Jahr vom mazedonischen Justizminister aufgehoben und wurde erst kürzlich reaktiviert.

Am 15. Februar 2000 wurde Veliu von der deutschen Polizei verhaftet, auf Anfrage von Interpol. Wenige Wochen später wurde er wieder auf freien Fuss gesetzt, da Mazedonien signalisierte, der Fall interessiere nicht mehr wirklich. Die mazedonische Botschaft in Bern bestätigt jedoch, dass der Haftbefehl noch immer gültig sei, was die schweizerische Bundespolizei weder dementiert noch bestätigt.

Michel Walter

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