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Medizin zieht immer mehr Studenten an

Die Medizin-Hörsäle an Schweizer Unis werden auch in nächster Zeit ziemlich voll sein. Keystone Archive

Auch 2006 gibt es mehr Medizinstudiums-Willige als die Universitäten Studienplätze anbieten können. Die Hochschulen reagieren unterschiedlich.

Die Universitäten von Basel, Bern, Freiburg und Zürich führen eine Eingangsprüfung durch. Jene von Genf, Lausanne und Neuchâtel versuchen, den Numerus clausus abzuwenden.

Der Prüftermin für die Anwärterinnen und Anwärter für medizinische Studiengänge an den Universitäten von Basel, Bern, Freiburg und Zürich ist der 7. Juli, wie die Schweizerische Universitätskonferenz (SUK) zu ihrer Empfehlung für eine erneute Zulassungssbeschränkung mitteilte. Der Eignungstest kann in allen drei Landessprachen abgelegt werden.

Für die ab Herbst an den vier Universitäten zur Verfügung stehenden 838 Studienplätze haben sich nach SUK-Angaben 2277 Bewerberinnen und Bewerber angemeldet. Am grössten ist der Andrang bei der Humanmedizin, wo auf einen Platz über drei Bewerbungen vorliegen: 214% beträgt der Überhang.

Für das Veterinärmedizin-Studium beträgt die Kapazitätsüberschreitung 132% und für jenes der Zahnmedizin 53%.

Gegenüber dem Vorjahr hat sich damit der Andrang zu den drei Studienrichtungen vergrössert. 2004 hatte es für die Humanmedizin 179% zu viele Bewerbungen gegeben, für die Veterinär- 112% und für die Zahnmedizin 34%.

Auch in absoluten Zahlen schlägt sich das nieder: 2006 meldeten sich 1712 Personen fürs Humanmedizin- (Vorjahr 1525), 348 fürs Veterinärmedizin- (318) und 217 für Zahnmedizinstudium (190) an. Basel und Freiburg bieten keine Veterinärmedizin-Ausbildungen an.

Ein Fünftel gibt Forfait

Erfahrungsgemäss ziehe ein Fünftel der Bewerbenden die Anmeldung zurück, hiess es im SUK-Communiqué. Das reiche aber bei weitem nicht aus.

Auch Umleitungen vor Studienbeginn könnten die Kapazitätsprobleme nicht lösen. So führe nichts um die Eignungstests herum, wolle man die Qualität der medizinischen Ausbildung wahren.

Westschweiz reagiert anders

Wie die SUK weiter mitteilte, ist der Anmeldungsüberhang auch in der Westschweiz gross. Er beträgt für die drei Universitäten Genf, Lausanne und Neuenburg bei der Humanmedizin gesamthaft 94%. Dennoch verzichten diese weiterhin auf Eignungstests. Sie führen die Selektion während des Studiums durch.

In Genf meldeten sich laut SUK 338 Personen für die 187 Plätze an und in Lausanne waren es 394 auf 167.

Diese Zahlen müssten jedoch relativiert werden, meint Charles Bader von der medizinischen Fakultät der Universität Genf gegenüber swissinfo: “Der Studentenüberschuss dürfte an der Universität Genf schliesslich nur minim sein, denn die Kandidaten müssen ihre Einschreibung im Juni bestätigen. Und die Mehrheit unter ihnen muss erst mal die Matur schaffen.”

Und trotzdem kann Charles Bader nicht ausschliessen, dass im nächsten Jahr ein Eignungstest durchgeführt wird, sollten die Kandidatenzahlen explodieren. “Das kantonale Universitäts-Gesetz erlaubt dem Staatsrat (der Kantons-Regierung), für ein Jahr gültige Not-Massnahmen zu ergreifen.”

An der Universität Neuenburg gibt es für die 47 Studienplätze nur 45 Bewerbungen. Dies wohl deshalb, da man dort nur die ersten zwei Semester des Medizinstudiums absolvieren kann.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz ist das Parlament dabei, das Medizinalberufe-Gesetz von 1877 zu überarbeiten.

Am Mittwoch billigte der Ständerat, die kleine Kammer, den Text, der schon vom Nationalrat gebilligt worden war, mit 31 gegen 1 Stimme.

Das Gesetz regelt insbesondere die Anforderungen an die professionellen Kompetenzen, über die Ärzte, Zahnärzte, Chiropraktiker, Apotheker und Tierärzte verfügen müssen.

Das Parlament hat neu in das Gesetz eingebracht, dass der Arzt eine spezielle Ausbildung für die Sterbebegleitung machen müsse sowie die “moralische Pflicht” zum Abschluss einer Berufshaftpflicht-Versicherung.

Ausserdem ist es den Ärzten verboten, Werbung zu machen, die nicht objektiv ist, die nicht dem allgemeinen Interesse entspricht oder irreführend ist.

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