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Mehr Junge für exakte Wissenschaften begeistern

Schweizer Jugendliche zeigen immer weniger Interesse an Technik und Wissenschaft. Keystone

Um den Anschluss an die internationale Konkurrenz nicht zu verpassen, muss die Schweiz das Interesse für Naturwissenschaften und Technik fördern, ist die Trägerschaft der Bildungs-Initiative "NaTech Education" überzeugt.

Eine zunehmende Zahl von Jugendlichen zeige ein Desinteresse an technischen Studien oder Berufslehren.

Die Initiave “NaTech Education” steht unter dem Patronat des Schweizer Bildungsministers Pascal Couchepin und von Volkswirtschaftsministerin Doris Leuthard.

Schwerpunkte des “NaTech Education”-Programms bilden die Weiterbildung des Lehrpersonals und die Entwicklung von Lehrmitteln- und -inhalten, wie die Trägerschaft am Montag mitteilte. Dieser gehören unter anderen die Akademien der Wissenschaften Schweiz, das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie, die Gruppe Ingenieure für die Schweiz von morgen und weitere Bildungsinstitutionen an.

Technikwochen an Pädagogischen Hochschulen, die Aufwertung des Fachs Technisches Gestalten an den Volksschulen und der Naturwissenschaften im Gymnasium sowie Öffentlichkeitsarbeit sind weitere Ziele der Initiative.

Am Montag wurde zudem das Internet-Portal www.educatech.ch aufgestartet. Als Teil des Bildungsservers www.educa.ch soll es kostenlose Informationen über Ausstellungen, Unterrichtsmittel und Berufe im Technikbereich bieten.

Neue globale Kräfteverhältnisse

Die christlichdemokratische Nationalrätin Kathy Riklin, Präsidentin der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur, zeigte sich in Bern erfreut über die Initiative. In den letzten Jahren seien auf globaler Ebene neue Kräfteverhältnisse entstanden, die für Europa und damit auch die Schweiz gefährlich werden könnten.

Die aufstrebenden Länder Asiens seien zunehmend in der Lage, die westlichen Volkswirtschaften zu konkurrenzieren, sagte Riklin. Einer der Gründe dafür sei die Tatsache, dass diese Länder alles daran setzten, Naturwissenschaften und Technik in der Aus- und Weiterbildung zu fördern.

In der Schweiz hingegen zeige eine zunehmende Zahl von Jugendlichen Desinteresse an technischen Studien oder Berufslehren. Dies sei verhängnisvoll in einer Gesellschaft, deren Innovationsfähigkeit, Wirtschaft, Infrastruktur und Lebensstandard von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und deren technischer Umsetzung abhänge.

Ein zentrales Problem

Die Initiative “NaTech Education” visiere ein zentrales Problem des Schweizer Bildungssystems an, das nicht länger verdrängt werden dürfe, sagte Dieter Imboden, Präsident des Nationalen Forschungsrates des Schweizerischen Nationalfonds.

Es sei für ihn ein Alarmzeichen, wenn die Schweizer Hochschulen laut darüber nachdenken würden, die Aufnahme zum Studium auch für Maturandinnen und Maturanden von einer Eintrittsprüfung abhängig zu machen. Der Forschungsstandort Schweiz sei zudem heute in gewissen Gebieten aufgrund einer weit verbreiteten Technik- und Forschungs-Feindlichkeit latent in Gefahr.

Den “Trend zur Fokussierung von Bildung und Ausbildung auf geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Fächer und auf Kunst”, stufte Imboden als gefährlich ein. Auf diese Weise würden Natur- und Technikwissenschaften vernachlässigt und die Technikfeindlichkeit begünstigt.

swissinfo und Agenturen

Während die Anzahl der Studierenden an den Universitäten stetig ansteigt, nehmen die Studierenden der exakten Wissenschaften jährlich um 3% ab.

Das gilt nicht nur für die Schweiz, sondern für alle westlichen Länder. Am stärksten vom Rückgang sind die Fächer Mathematik und Physik betroffen.

Für den Rückgang gibt es verschiedene Erklärungen: Das fehlende Interesse der Studentinnen für diese Fächer und das zunehmende Interesse der Jugend für den Dienstleistungs-Sektor.

Schliesslich kritisieren die Schweizer Universitäten regelmässig die Lehrpläne der Gymnasien und den Ausbildungsstand ihrer Absolventen. Die letzte Maturitäts-Reform trat 1998 in Kraft.

In der Schweiz schliessen 27% der Studierenden ein Studium der exakten Wissenschaften ab.

In der EU sind es 22%, in den USA sind es 16%.

Vor der Schweiz rangieren lediglich Deutschland und Frankreich, wo das Interesse an der Biologie besonders hoch ist.

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