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Mehr Tagestouristen, weniger Feriengäste

"Herbstlich Willkommen", die neue Kampagne von Schweiz Tourismus. Schweiz Tourismus

Der heisse Sommer hat zu einem Ansturm auf helvetische Bergstationen geführt. Gekommen sind vor allem Einheimische für einen Kurztrip.

Gäste aus dem Ausland bleiben weiterhin zurückhaltend. Dies zeigt die Halbjahresbilanz von Schweiz Tourismus.

Neue Kampagnen sollen im In- und Ausland die Lust auf eine Reise durch die Schweiz anstacheln.

Denn im ersten Halbjahr 2003 verzeichneten Schweizer Hotels und Kurbetriebe gut 15 Mio. Logiernächte. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von 3,4%, wie Schweiz Tourismus (ST) in Bellinzona bekannt gab.

8,4 Mio. Logiernächte wurden von Ausländern gebucht. Die bedeutet ein Minus von 6% gegenüber 2002.

Mit 7,2 Mio. Logiernächten erhöhten hingegen die Schweizer ihren Anteil um minimale 0,03%.

Der Präsident von Schweiz Tourismus, der Tessiner FDP-Ständerat Dick Marty, interpretiert die ersten Daten des Jahres so: “Dass die Schweizer in diesem Supersommer ihre Ferien zuhause verbringen, ist ein Zeichen dafür, dass unser Produkt stimmt.”

Ferienwohnung statt Hotel

Allerdings warnte er auch davor, die Zahlen der Logiernächte als alleinigen Indikator für die Entwicklung des Tourismus zu nehmen.

Fünf Übernachtungen eines Besuchers aus Asien in einem Fünf-Stern-Hotel hätten ein anderes Gewicht als ebenso viele Übernachtungen einer holländischen Familie auf einem Camping-Platz, sagte Marty.

Die Statistik zeigt, dass auch Schweizer bei den Ausgaben für Übernachtungen gerne aufs Portemonnaie schauen.

Im Trend liegen Ferienwohnungen, Zweitwohnungen, Gästezimmer bei Freunden und Bekannten sowie Campingplätze.

Die Hotellerie hat eher das Nachsehen, auch wenn Orte wie Adelboden angeben, den besten Juli seit Jahren gehabt zu haben.

Tagestourismus boomt

Die wirklich positiven Neuigkeiten beschränken sich für das erste Halbjahr auf den Tagestourismus.

Der heisse Sommer hat viele Touristen in die alpine Bergfrische gelockt. Bergbahnen konnten gute Ergebnisse verzeichnen und haben ihre Frequenzen teilweise erhöht, die Schifffahrt auf dem Lago Maggiore konnte kräftig zulegen, und die SBB verzeichneten einen markanten Zuwachs beim Verkauf von Tageskarten (+14% im Juli).

Unbefriedigend bleibt die Situation beim Ferientourismus. Gemäss ST fehlen nach wie vor Gäste aus wichtigen Auslandsmärkten wie USA und Asien.

Auch deutsche Feriengäste seien wegen der konjunkturellen Schwierigkeiten im eigenen Lande bei Schweizreisen zurückhaltend. Für ST-Direktor Jürg Schmid ist ein Logiernächteminus von 4% auf Ende Jahr wahrscheinlich.

Kampagnen lanciert

Um den Rückgang in Grenzen zu halten beziehungsweise neue Gäste zu gewinnen, hat Schweiz Tourismus in Bellinzona zwei Kampagnen lanciert.

Mit “Herbstlich Willkommen” sollen Touristen zu einer Herbstreise in die Schweiz ermuntert werden. Oder, wie Schweiz Tourismus sagt: “Die Schweizer Herbstwelt soll schmackhaft gemacht werden.”

Bei der “Themenroute Gastronomie & Wein” werden helvetische Gaumenfreuden in den Mittelpunkt gestellt. Die Kampagnen werden im In- und Ausland lanciert und sollen vor allem helfen, die Sommersaison zu verlängern und die Auslastung der Hotelbetten in der Nebensaison zu verbessern.


swissinfo, Gerhard Lob, Bellinzona

Im Schweizer Tourismus gehen die Logiernächte nach wie vor zurück. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Übernachtungen im ersten Halbjahr (Januar bis Ende Juni) um 3,4% auf 15,6 Mio.

Logiernächte in der Schweiz (Januar bis Juni 2003): 15,6 Mio.
Anteil Schweizer: 7,2 Mio. (46,3%, +0,03 Prozent)
Anteil Ausländer: 8,4 Mio. (53,7%, -6%)
Wichtigste Herkunftsländer: Deutschland (18%), UK (6,1%), USA (4,1%), Frankreich (3,8%).

Jährliche Wertschöpfung durch einheimische Touristen: CHF 4,8 Mrd. Franken

Budget Schweiz Tourismus: zirka 70 Mio. Franken

Mitarbeiter Schweiz Tourismus: zirka 180 (in 24 Ländern)

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