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Nach Fussballfest liegt Ball nun bei der Schweiz

Lob für Europameister Griechenland, Lob für Gastgeber Portugal, so der Tenor in der Schweizer Presse. swissinfo.ch

Nach dem überraschenden EM-Sieg der Griechen zieht die Schweizer Presse die EM-Bilanz: Die Kleinen haben den Grossen ein Bein gestellt, so das Fazit.

Portugal hat zwar im Finale nicht ganz überzeugt, dafür aber als Organisator. Der Massstab für die Schweiz, welche mit Österreich die EM 2008 ausrichtet, ist gesetzt.

Die Euro 2004 hat den organisatorischen und stimmungsmässigen Standard gesetzt für die Schweiz, welche mit Österreich die Ausgabe 2008 ausrichtet.

“Portugal war ein vortrefflicher Gastgeber dieser XII. Europameisterschaft”, lobt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Das sportliche Fazit: “Die Griechen, Schlusslicht des EM-Rankings (!), deponierten diese rote Laterne – unglaublich, aber überzeugend.”

Das Niveau in Portugal habe dasjenige der Euro 2000 nicht ganz erreicht, vielleicht sei es dazu vor allem nachmittags zu heiss gewesen, mutmasst die NZZ. “Aber ein Turnier der Müdigkeit, wie überspitzt der World Cup vor zwei Jahren bezeichnet wurde, war sie höchstens partiell, und für die Favoriten.”

Saturierte Stars

Es seien ausgeprägt die Kleinen gewesen, welche im Konzert der Grossen den Solopart an sich gerissen hätten, so die NZZ. Dies weil die “europäischen Cracks” müde, überheblich und übersättigt agiert hätten.

“L’Euro 2004 a fait son choix”, schreibt die Neuenburger Zeitung L’IMPARTIAL zum Finalsieg der Griechen. Der Fussball, der seine millionenschweren Stars liebkose, mache es den Kleinen möglich, mitzuhalten – “et même mieux, avec ceux qui s’imaginent intouchable” – sogar mit den vermeintlich Unantastbaren, so L’IMPARTIAL.

Nichts mehr wie zuvor

“Désormais, rien ne sera plus tout à fait comme avant.” Für die Westschweizer Zeitung 24 HEURES markiert der Sieg der Griechen eine Fussball-Zäsur: “Künftig wird nichts mehr sein wie bisher.”

“Charisteas macht griechisches Wunder perfekt”, titelte der BLICK. Und das auf den Tag genau 50 Jahre nach dem Wunder von Bern, als die Deutschen im WM-Finale 1954 die hochfavorisierten Ungaren 3:2 geschlagen hätten, wie die Boulevarzeitung erinnert.

Griechische Mauer

“Griechenland machte es wie seit EM-Beginn: Hinten reinstehen und vorne auf einen Lucky Punch hoffen (…) Es funktionierte auch im Final.” Die Portugiesen hätten alles versucht, aber der “griechische Defensiv-Tresor” sei nicht zu knacken gewesen.

Für den BLICK war es “die beste EM aller Zeiten!”. Dies nicht allein wegen des fussballerischen Gehalts der Spiele, sondern weil alle 31 Spiele friedlich verlaufen seien: “Keine Hooligans. Keine Krawalle. Die Fans tanzten und sangen, die Köpfe schlugen sie nicht ein.”

Verdienst des Trainers

“Otto erklimmt den Fussball-Olymp”, so die BERNER ZEITUNG. Der EM-Titelgewinn der Griechen sei die grösste Fussball-Sensation aller Zeiten. Noch überraschender, noch unerwarteter als Dänemarks Sieg an der Euro 1992 in Schweden.

“Das Wunder Griechenlands ist das Werk von Otto Rehagel”, dem Trainer des neuen Europameisters, verweist die BZ auf den Mann hinter dem Erfolg.

“Wer Spanien, Frankreich, Tschechien und Portugal ausschaltet, ist kein glückhafter Sieger. Kann es gar nicht sein.”

Latte liegt hoch

Die andere Zeitung aus Bern, der BUND, schaut voraus: “Die Portugiesen bezeichneten die EM als ihr ‘Jahrhundert-Ereignis.’ Diesbezüglich stellt sich für die Schweiz im Hinblick auf die zusammen mit Österreich zu organisierende EM 2008 wohl das grösste Fragezeichen.”

Denn der Gastgeber habe nicht nur auf dem Rasen entzückt: Die Zuvorkommenheit habe auf die gesamte Veranstaltung ausgestrahlt. “Diese unbezahlbare Qualität hat ihren Ursprung in der Zuneigung der Bevölkerung”, so der BUND.

swissinfo, Renat Künzi

Griechenland ist neuer Fussball-Europameister.
Vor Beginn der Euro 2004 wiesen sie das schlechteste EM-Ranking aller Teams auf.
Die Europameister zuvor: Frankreicht (2000), Deutschland (1996) und Dänermark (1992).

Der EM-Sieg der Griechen über Portugal wird in der Schweizer Presse als Sensation eingestuft.

Die Euro 2004 war das Fest der “kleinen” Teams. Die “Grossen” erlitten allesamt Schiffbruch.

Grosses Lob gibt es für die Gastgeber. Die Schweiz wird Mühe haben, den Standard der Euro 2004 zu erreichen.

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