Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Gerechtigkeit muss von Herzen kommen

Gerechtigkeit : Der Grundsatz, nach welchem alle Personen das Recht haben, gerecht und angemessen behandelt zu werden.

Dieser Grundsatz ist das Herzstück der Klimaverhandlungen. Auf dem Gelände von Bourget gibt es sicher ebenso viele unterschiedliche Wahrnehmungen von Gerechtigkeit wie Personen, die über den Entscheid, fleischlose Sandwiches anzubieten, enttäuscht sind.

Für die Industrienationen geht es wohl eher darum, einen gerechten Verteilschlüssel bei den Zielen zur Reduktion von Treibhausgas zu finden. Die Entwicklungsländer hingegen suchen vor allem nach einem gerechten Weg, um bei der Verantwortung für die Verluste und Schäden im Zusammenhang mit der Klimaveränderung eine Entscheidung herbeizuführen. Vermutlich wird es keinen Kompensationsmechanismus geben. Die Schweiz hat sich insbesondere dagegen ausgesprochen.

Auch wenn das Abkommen von Paris auf der Ebene der Differenzierungen zwischen den Ländern nicht gerecht ist, sollte es wenigstens für die Bevölkerung gerecht sein. Genau dafür setzen sich die zahlreichen NGOs ein, die befürchten, dass die Anführung der Menschenrechte aus Artikel 2 verschwinden wird.

Dem Grundsatz der intragenerationellen Gerechtigkeit steht die intergenerationelle Gerechtigkeit gegenüber. Damit ist gemeint, dass heutige und künftige Generationen die gleichen Rechte haben. Dieser Grundsatz erscheint zu ersten Mal etwas  zaghaft in der Präambel des Textes zum Pariser Abkommen.

Doch die Herausforderungen an die Gerechtigkeit  gehen weit über Worte in einem Abkommen hinaus. Die eigene Vertretung innerhalb von Entscheidungsprozessen ist von höchster Wichtigkeit. Die von der Klimaveränderung  am stärksten betroffenen Menschen  sind zugleich die Ärmsten auf unserem Planeten. Wie können deren Interessen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gelenkt werden? Zahlreiche NGOs beschäftigen sich mit diesen besonders verletzlichen Bevölkerungssegmenten.

Doch wer wird sich hier für die Interessen meiner künftigen Kinder oder Enkelkinder einsetzen, deren Leben für immer von den Folgen der Klimaveränderung geprägt ist? Ich wage zu behaupten, dass diese sich stärker über unsere obsessive Nutzung von fossiler Energie empören werden als über unseren Gebrauch von Facebook.

Die Einsetzung von speziellen Vertretern der künftigen Generationen innerhalb der Strukturen der UNO ist eine Möglichkeit für deren Interessen einstehen können. Doch dazu müssten sie während den Verhandlungen ihre Meinung kundtun können.  Sollten nicht die Jugendorganisationen dem Ruf folgen?

Lydie-Line Paroz, Délégation COP21 Swiss Youth for Climate

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft