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Nicht die erste und wohl nicht die letzte Busse – eine Chronologie

Die Preisabsprachen auf dem Vitaminmarkt kommen Roche sowie andere europäische und japanische Pharmaunternehmen teuer zu stehen. Neben der von der EU verhängten Busse mussten sie schon in den USA und Kanada Bussgelder zahlen. In anderen Ländern laufen noch Verfahren.

Hier eine Chronologie der Affäre um das Vitaminkartell:

Januar 1990 – Die grossen Pharmaunternehmen schliessen insgeheim Preisabsprachen, um die Preise auf dem Vitaminmarkt hochzuhalten.

März 1998 – In den USA werden 25 Einzel- und Sammelklagen gegen die Basler Roche, die deutsche BASF und die französische Rhône- Poulenc wegen Preisabsprachen im amerikanischen Vitaminmarkt eingereicht.

Mai 1999 – Roche und BASF werden in den USA wegen der Absprachen zu einer Geldbusse von zusammen 750 Mio. Dollar verurteilt, davon muss Roche 500 Mio. zahlen. An der Spitze der betroffenen Roche-Division kommt es als Folge zu Wechseln.

25. Mai 1999 – Die EU-Wettbewerbskommission nimmt ihre Ermittlungen gegen 13 Vitaminhersteller auf. Auch in Kanada, Japan, Australien, Brasilien und Mexiko laufen Kartell-Untersuchungen.

22. Juni 1999 – Die schweizerische Wettbewerbskommission leitet gegen Roche, BASF und Rhône-Poulenc Untersuchungen wegen Preisabsprachen im Vitaminmarkt ein.

August bis Oktober 1999 – Zwei ehemalige Führungskader bei der Division Vitamine und Feinchemikalien von Roche werden wegen der Preisabsprachen von Gerichten in den USA und Kanada zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen und zu Bussen in sechstelliger Höhe verurteilt. Das Gericht in Ottawa verurteilt Roche, Rhône-Poulenc, BASF und die japanischen Pharmakonzerne Esai und Daiichi zu Bussen von insgesamt 88,4 Mio. kanadischen Dollar (88,4 Mio. Fr.) wegen Verstosses gegen das Kargellgesetz, davon entfallen rund 51 Mio. auf Roche.

4. Nov. 1999 – Im Streit um illegale Preisabsprachen bei Vitaminen auf dem US-Markt erklären sich Roche, BASF, Rhône Poulenc (mit Fusionspartner Hoechst), sowie die japanischen Konzerne Takeda Chemical, Eisai und Daiichi Pharmaceuticals bereit, in einem Gesamtvergleich 1,17 Mrd. Dollar an rund 1000 Kunden zu zahlen. Roche will davon 632 Mio. Dollar übenehmen.

29. März 2000 – Ein US-Bezirksrichter genehmigt einen ersten Vergleich von 242 Mio. Dollar zwischen Zivilklägern und den beklagten Pharmakonzernen. Über 220 Klägerfirmen sind aus dem Vergleichsverfahren ausgeschert, einige erzielten separate Einigungen.

19. April 2000 – Die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) stellt fest, dass das Vitaminkartell von Roche, Rhône-Poulenc und BASF auch in der Schweiz negative Auswirkungen hatte. Die Weko hat aber wegen fehlender gesetzlicher Grundlage keine Möglichkeit, die fehlbaren Firmen zu büssen, und beendet ihre Untersuchung.

21. Nov. 2001 – Die EU verhängt gegen Roche, BASF, die französische Aventis, die deutsche Merck, die niederländische Solvay und die japanischen Konzerne Daiichi, Eisai und Takeda – eine Busse von 855,22 Mio. Euro. (1,3 Mrd. Fr.) Hauptsünder Roche trägt den grössten Anteil mit 462 Mio. Euro.

swissinfo und Agenturen

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