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Novartis und Nestlé erneut mit Milliarden-Deal

Deal unter Milliardären: Nestlé gibt 25% von Alcon an Novartis ab. Keystone

Die beiden Schweizer Riesen Novartis (Pharma) und Nestlé (Nahrungsmittel) haben die dritte Milliardentransaktion innerhalb von 16 Monaten abgeschlossen. Novartis will von Nestlé die Augenheilkunde-Spezialistin Alcon übernehmen.

Für eine erste Tranche übernimmt Novartis für 11 Mrd. Franken knapp 25% von Alcon. Diese Transaktion soll in der zweiten Hälfte 2008 abgeschlossen werden.

Novartis sicherte sich zudem die Option, in einem zweiten Schritt die restliche 52-Prozent-Beteiligung von Nestlé an Alcon zu kaufen. Der Preis hierfür beträgt rund 28 Mrd. Franken. Das Zeitfenster für diese Transaktion läuft von Januar 2010 bis Juli 2011, wobei Nestlé Novartis zur Übernahme zwingen kann. Damit wären 77% von Alcon in der Hand des Basler Pharmariesen.

Stärkung von Ciba Vision

Novartis-Chef und -Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella bezeichnete die Übernahme als “Wunschtransaktion in einem margenstarken Wachstumsmarkt”.

Die Perspektiven von Alcon sind laut dem Konzernchef sehr gut. Der Markt für Augenheilkunde werde aufgrund der zunehmenden medizinischen Bedürfnisse dynamisch wachsen. Grund sei vor allem die Alterung der Weltbevölkerung.

Novartis, die im vergangenen Jahr 38,1 Mrd. Dollar umsetzte, ist unter der Marke Ciba Vision bereits mit Kontaktlinsen und Medikamenten in der Augenheilkunde tätig.

Keine vollständige Übernahme

Eine vollständige Übernahme von Alcon strebe Novartis nicht an. Alcon war 1978 von Nestlé übernommen worden. Seit 2002 ist das Unternehmen mit weltweit 14’500 Angestellten an der New Yorker Börse kotiert.

Die Übernahme der ersten 25% will Novartis durch interne Liquiditätsreserven und kurzfristige externe Kredite finanzieren. Der Fremdkapitalbedarf werde auf 5,5 Mrd. Dollar geschätzt.

Nestlé füllt Kasse

Nestlé will mit den Verkaufserlösen Schulden abbauen. Weiterhin sucht das Unternehmen mit Sitz in Vevey Möglichkeiten für profitables Wachstum in den Kerngeschäften Nutrition, Gesundheit und Wohlbefinden. Die Transaktion werde einen positiven Effekt auf den ausgewiesenen Gewinn pro Aktie im Jahr 2008 haben.

Zur Beteiligung Nestlés von rund 26% am französischen Kosmetikkonzern L’Oréal stehe kein Entscheid an, sagte ein Konzernsprecher. Nestlé sei bis 2009 vertraglich gebunden.

Börse reagiert unterschiedlich

Bei den letzten zwei Milliarden-Deals zwischen Nestlé und Novartis hatte jeweils Nestlé zugekauft: Im Dezember 2006 übernahm der Nahrungsmittel-Multi für rund 3 Mrd. Franken die Sparte Medizinische Ernährung von Novartis. Und im April 2007 verkaufte Novartis den US-Babynahrungshersteller Gerber für 5,5 Mrd. Dollar an Nestlé.

Die Börse erachtet bei der Alcon-Transaktion offenbar vor allem Nestlé als Gewinnerin. Während die Nestlé-Aktie zulegten, gaben Novartis 1,5 nach.

swissinfo und Agenturen

Nestlé
Umsatz: 107.6 Mrd. Fr.
Gewinn: 10.7 Mrd.

Novartis
Umsatz: 40 Mrd. Fr.
Gewinn: 13,2 Mrd. Fr.

Alcon
Umsatz: 5,5 Mrd. Fr.
Gewinn: 1,5 Mrd. Fr.

Novartis ging 1996 aus der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz hervor und ist in folgende vier Divisionen unterteilt:

Pharma, Sandoz (Generika-Medikamente), Impfstoffe und Diagnostik und Gesundheit.

Aufgrund von zunehmendem internationalen Druck will Novartis sein Tätigkeitsfeld diversifizieren.

Nestlé wurde 1866 gegründet und ist heute in 130 Ländern vertreten. Die Waadtländer gehören zu den 30 grössten Unternehmen der Welt.

Rund 250’000 Mitarbeiter stellen in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden gegen 10’000 verschiedene Produkte her.

Alcon wurde 1945 in Fort Worth (US-Staat Texas) gegründet. Nestlé kaufte die Firma 1977. Seit 2002 wird Alcon an der New Yorker Börse gehandelt.

Das Unternehmen beschäftigt 15’000 Personen und in 75 Ländern aktiv.

Hauptsitz ist heute Hünenberg im Kanton Zug.

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