Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Operation Marcy betrifft auch die Schweiz

Pädo-Kriminalität: Eine international vernetzte Szene swissinfo.ch

Deutschen Fahndern ist einer der grössten Schläge gegen einen weltweit agierenden Kinderpornografie-Ring gelungen. Betroffen sind 26'500 Personen in 166 Ländern.

In der Schweiz wurden bisher acht Verfahren eingeleitet.

Bei gross angelegten internationalen Ermittlungen in 166 Ländern in praktisch allen Teilen der Welt hat die Polizei 38 Internet-Kinderporno-Ringe zerschlagen. Von den Ermittlungen seien 26’500 Internet-Nutzer in 166 Ländern betroffen, sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Klaus Jeziorsky am Freitag in Magdeburg.

Im Rahmen der Aktion “Marcy” wurden allein in Deutschland 530 Verdächtige ermittelt, die kinderpornografisches Material besessen oder verbreitet haben sollen. Es wurden 502 Wohnungen in allen Bundesländern durchsucht. Die Beamten beschlagnahmten 745 Computer, 35’500 CDs, 8300 Disketten und 5800 Videos.

Ermittlungen auch in der Schweiz



Mit dieser Polizeiaktion sei “eines der grössten international tätigen Netzwerke (im Bereich der Kinderpornographie) zerschlagen”, sagte Sachsen-Anhalts Justizminister Curt Becker. Er forderte deutlich härtere Strafen für die Täter. “Das sind keine harmlosen Spinner. Erst reicht das Anschauen der Bilder, später wird sich an Kindern vergriffen.”

Ausgangspunkt der Ermittlungen waren umfangreiche Nutzerdaten, die im vergangenen Jahr bei einem Mitglied der Szene gefunden worden waren. Diese Daten hätten die Ermittler zu Internetanbietern praktisch in allen Teilen der Welt geführt.

Ermittlungen laufen auch in der Schweiz. Bisher wurden acht Verfahren gegen Personen in der Schweiz eingeleitet. Weitere Fälle würden noch dazukommen, sagte Guido Balmer, Sprecher des Bundesamts für Polizei (fedpol.ch), gegenüber swissinfo.

Kein Vergleich mit “Genesis”

Die Schweizer Behörden gingen insgesamt von einigen Dutzend Verfahren aus. Damit sei man weit von der Grössenordnung der “Genesis”-Operation entfernt. Im Rahmen der Operation Genesis war in der Schweiz im letzten Jahr gegen rund 1000 Kunden des Internet-Anbieters “Landslide” ermittelt worden.

Die Schweizer Behörden seien seit November 2002 laufend von ihren deutschen Kollegen mit Informationen versorgt worden, sagte Balmer. Die Bundeskriminalpolizei habe Abklärungen getroffen und die Fälle an die Kantone weitergeleitet.

In welchen Kantonen die Verfahren eröffnet wurden, wollte Balmer nicht sagen. Es lasse sich aber kein geographisches Muster erkennen. Kinderpornographie sei eine durch und durch internationale Angelegenheit und komme überall vor.

swissinfo und Agenturen

Operation Genesis 2002:
1001 Verdächtige in der Schweiz
163 Bussen
63 bedingte Gefängnis-Strafen

Das Herunterladen von Kinder-Pornografie aus dem Internet auf eigene Datenträger verstösst gegen Artikel 197 im Strafgesetzbuch.

Der blosse Konsum von solchen Bildern im Internet hingegen ist straffrei.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft