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Presseschau vom Samstag 17.08.2002

Die Naturkatastrophe im Osten Europas und die Kanzlerwahl in Deutschland sind weiterhin Thema Nummer 1 in den Schweizer Zeitungen.

Aber auch die Fusion der drei grössten Schweizer Regionalbanken wurde kommentiert – vorwiegend positiv.

Mit dem Zusammenschluss der grössten Regionalbanken unter dem Dach der Valiant Holding entsteht die zwölftgrösste Bank der Schweiz. Die Fusion des Trios werde auch für die anderen regionalen Geldinstitute Folgen haben, schreibt der ZÜRCHER-TAGESANZEIGER:

“Denn die drei werden künftig im Regionalbankenverbund RBA eine erdrückende Dominanz besitzen. Ohne ihre Zustimmung wird gar nichts mehr gehen.”

Laut dem Kommentator im Berner BUND befinden sich die Regionalbanken eingeklemmt zwischen Grossbanken, der expandierenden Postfinance und den rasch wachsenden Raiffeisenbanken. Es erstaune daher nicht, dass immer mehr Regionalbanken ihr Heil in Kooperation suchten. Und:

“Mit dem neusten Schritt schafft die Valiant-Gruppe eine neue starke, von Bern aus geführte Bank. Sie wird weitere anlehnungsbedürftige Regionalbanken aufnehmen und dafür sorgen, dass sie nicht von den Grossbanken geschluckt werden.”

Für die BERNER ZEITUNG ist die Fusion unter Führung der Valiant ein “toller Erfolg”, denn, so die BZ weiter:

“In einer Zeit gehäufter wirtschaftlicher Tiefschläge tun solche Erfolge gut. Und man soll sie durchaus ein wenig geniessen – ohne allerdings übermütig zu werden.”

Hochwasser im Wahlkampf – Wahlkampf und Katastrophe

Grund zum Übermut hat derzeit in Deutschland niemand. Da sind einmal die verheerenden Fluten und überschwemmten Städte, aber auch die hohe Arbeitslosigkeit in der Zeit des Wahlkampfes. Eben erst hat die Regierung Schröder die Hartz-Vorschläge zur Reformierung des Arbeitsmarktes vorgelegt. Er sprach dann auch, angesichts der Hochwasser, von zwei Katastrophen, die über die Heimat hereingebrochen seien.

Die Arbeitslosigkeit sei keine Naturkatastrophe. Gefragt seien gewissenhafte Politiker, nicht heldenhafte Deichgrafen, so die BASLER ZEITUNG. Schröders Vorschlag komme zu spät und sei zu dürftig kritisiert die BAZ:

“Vor drei Jahren hätte ein breit angelegtes Programm zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Aufmerksamkeit verdient. Es hätte ein Programm sein müssen, das nicht auf modisches Wortgeklingel setzt, wie die Hartz-Vorschläge, sondern auf mutige Reformvorschläge auch bei Kündigungsschutz und Arbeitnehmerrechten.”

Positiv beurteilt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG das bisherige Verhalten Schröders in der Hochwasser-Katastrophe. Schröder, der noch vor kurzem als Verlierer der Kanzlerwahl praktisch festgestanden sei:

“Man müsste blind sein, um nicht zu sehen, wie geschickt Schröder die unverhofft entstandene Chance nutzt. Kein politisches Programm hat eine solche Mobilisierungskraft wie diese Katastrophe. In überschwemmten Stuben entfaltet Schröder sein mediales Talent noch eindrücklicher als in den Talkshow-Studios. Kaum angreifbar ist die Stellung eines Kanzlers, der Linderung in der Not verspricht.”

Schröder sei wieder Herr der Dinge, zumindest für einige Zeit, so die NZZ.

Gaby Ochsenbein

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