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Projekt für eine Skihalle im Flachland

Skihalle in Dubai mit 6'000 Tonnen künstlichem Schnee und Platz für 1500 Leute. Keystone

Angesichts der Klimaerwärmung und des Schneemangels prüfen Tourismuskreise den Bau einer grossen Ski-Indoorpiste.

Solche Ski-Hallen werden bereits in Europa und in den Golfstaaten mit grossem Publikumserfolg betrieben.

Die Ski-Indoorpiste soll im verkehrstechnisch zentral gelegenen Raum Egerkingen im Kanton Solothurn gebaut werden. Entsprechendes Land wird bereits gesucht.

Abklärungen in Bezug auf das Marktpotenzial, die Kosten und die Einnahmen würden geprüft, sagte Peter Vollmer, sozialdemokratischer Berner Nationalrat und Direktor des Verbandes Seilbahnen Schweiz (SBS), gegenüber Schweizer Radio DRS.

Vergangene Woche hätten 30 Vertreter von Schweizer und Tiroler Skigebieten in Deutschland drei Anlagen besichtigt, die 365 Tage im Jahr geöffnet und rentabel seien.

Mit einem Jahresumsatz von 40 Millionen Franken könnten sie mit den Schweizer Skigebieten mithalten, deren grösste 60 Millionen Franken erzielten, sagte SBS-Sprecher Felix Maurhofer.

Skifahren am Autobahndreieck

Die Initianten haben bereits einen Standort im Visier, nämlich das Gebiet rund um das Autobahndreieck Egerkingen. Er sei daran, im Raum Egerkingen Land für ein solches Projekt zu suchen, sagte Christen Baumann, Chef der Zermatt Bergbahnen AG.

Bei einer Skipiste in einem städtischen Raum sei die Schwelle für einen Besuch tiefer, als bei Skipisten in den Bergen, sagte Vollmer. Dabei stünden Kosten/Nutzen-Fragen im Zentrum sowie die Frage der Kostenverteilung.

Einstieg in Wintersport erleichtern

Weil die Bevölkerung immer weniger in die Berge fährt, wollen Schweizer Tourismuskreise den Leuten den Schnee jetzt praktisch vor die Haustüre bringen.

Die Nachfrage nach Schneesport breche bei den Jugendlichen ab,so Felix Maurhofer. Die Einstiegsgebiete in den Voralpen erhielten weniger Schnee und auch die Ski- und Snowboard-Lager der Schulen gingen zurück.

Insofern seien Schneesport-Hallen in den Ballungszentren eine Möglichkeit, um den Einstieg in den Wintersport zu erleichtern. Diese müsse aber seriös geprüft werden.

Maurhofer schätzte die Investitionen in der Schweiz für eine Standard-Halle von 25’000 – 30’000 Quadratmetern auf 40 bis 60 Millionen Franken.

Auch Markus Meili, Verwaltungsrats-Vizepräsident der Celeriner Bergbahnen, bekräftigte die Absicht, die Piste müsse in die Nähe der Stadt gebracht werden, damit die Menschen Lust kriegten, in den Bergen einen Urlaub zu verbringen.

“Klimapolitischer Blödsinn”

Nicht alle sind von der Idee einer Skihalle im Schweizer Mittelland begeistert. Er halte dieses Projekt angesichts der Probleme mit dem Klimawandel für einen ziemlichen Blödsinn, sagte Hubert Zurkinden, Generalsekretär der Grünen Schweiz.

Hinter der Idee steckt die IG Schnee. Mitglieder sind Schweiz Tourismus, Swiss-Ski, Seilbahnen Schweiz und Swiss Snowsport und der Dachverband der Schweizer Ski-und Snowboardschulen.

Ziel der IG Schnee ist es, mit koordinierten Strategien die Schweiz als Winterdestination zu stärken.

swissinfo und Agenturen

Die zur Zeit längste Skihalle der Welt ist das Alpine Center in Bottrop im deutschen Ruhrgebiet. Sie misst in der Länge 640 Meter.

In Deutschland werden weitere Skihallen in Neuss, Senftenberg, Wittenburg und Bispingen betrieben.

Die mit 35’000 Quadratmetern flächenmässig grösste Skihalle Europas befindet sich in den Niederlanden. Auch in Madrid, in den Vereinigten Arabischen Emiraten (Dubai und Abu Dhabi) sowie in China und Japan kann in Hallen Ski gelaufen werden.

Im Emirat Ras al-Khaimah ist zur Zeit eine rund 2 Kilometer lange Skihalle in Planung.

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