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Relativ viele Feiern für Einstein

Keystone

Im kommenden Jahr wird weltweit dem 100-jährigen Jubiläum der Relativitätstheorie von Albert Einstein gedacht.

Bern, die Wiege der revolutionären Erfindung, feiert ausgiebig. Im “annus mirabilis” werden zahlreiche kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen stattfinden.

“Eine Stunde mit einem hübschen Mädchen vergeht wie eine Minute, aber eine Minute auf einem heissen Ofen scheint eine Stunde zu dauern.”

Der Mann, der dies gesagt haben soll, konnte auch ganz anders. Zum Beispiel so:

“Die Masse (m) kann als konzentrierte Form von Energie (E) betrachtet werden. Verbunden durch das Quadrat der Lichtgeschwindigkeit (c) entsteht das Massen-Energie-Äquivalent e=mc2.”

Schwierig zu verstehen

Albert Einstein: Seine Relativitätstheorie gilt als der Welt bekannteste Formel. Sie ist die Grundlage für Atombomben und Kernkraftwerke. Einsteins Formel sagt aus, dass eine geringe Masse eine hohe Energiemenge erzeugen kann.

Konkret: Ein tausendstel Gramm Materie ist äquivalent zu rund 25’000 Kilowattstunden. Soviel Strom verbrauchen rund acht Schweizer Familien im Jahr.

Dass Einsteins Relativitätstheorie allerdings durch und durch verstanden wurde, darf bezweifelt werden, hat der Meister selber doch einmal gesagt: “Woher kommt es, dass mich niemand versteht und jeder mag?”

Tatsächlich: Der Mann mit dem wirren Haar und der herausgereckten Zunge wird wie kein anderer Forscher als Jahrhundert-Genie bezeichnet, als Popstar der Wissenschaft verehrt und doch so wenig verstanden.

Das Jahr des Wunders

Die Unesco hat das Jahr 2005 weltweit zum “World Year of Physics” erklärt. Dies, weil Albert Einstein 1905 die Grundlage zu seinen wichtigsten Entdeckungen legte.

Als “Geburtsstätte” von Albert Einsteins Relativitätstheorie gilt die Schweizer Hauptstadt Bern. Entsprechend gedenkt die Stadt diesem Ereignis 2005 mit einem grossen Kulturereignis und nennt das Jahr 2005 “annus mirabilis”.

Albert Einstein wurde am 14. März 1879 im deutschen Ulm geboren. Deshalb wird bereits in diesem Jahr der 125. Geburtstag des Physikers gefeiert. Das tut die Stadt Ulm mit einer Ausstellung über Leben und Werk von Einstein.

In Ulm mit dabei ist auch Berns Stadtpräsident Klaus Baumgartner, der mit den Ulmer Stadtbehörden die Ausstellung im Stadthaus eröffnen wird.

Einsteins Pass und Musik

Bern wird seinem berühmten Einwohner (Einstein, der 1901 Schweizer Bürger wurde, lebte von 1902 bis 1909 in Bern) – ein umfassendes Kulturprogramm widmen:

Wissenschafter kommen genauso auf ihre Kosten wie die Jugend. Das Historische Museum Bern wird das Projekt “Einstein begegnen – Physik erleben” gestalten. Natürlich darf Friedrich Dürrenmatts Klassiker “Die Physiker” nicht fehlen.

Das besondere Prunkstück wird aber Albert Einsteins Schweizer Pass sein. Das Museum konnte das kostbare Stück im vergangenen Oktober für 93’000 Franken ersteigern. Einstein war Schweizer Bürger und Bürger der USA.

Spannung verspricht auch der 9. Juli 2005: Da wird im Casino Bern ein Festakt stattfinden. Dazu wird Musik ertönen, die Einstein selber komponiert hat.

Eher bescheidener Mensch

Ob all die Ehrungen und Verbeugungen dem Genie selber gefallen hätten? Zweifel dürfen angebracht sein – wird Einstein doch als eher bescheidene Persönlichkeit beschrieben.

Das unterstreicht auch eine Episode, welche der Schweizer Maler Hans Erni swissinfo erzählt hat. Erni hatte auf seinem monumentalen Bild für die Landessausstellung 1939 auch ein Portrait von Einstein gemalt.

Davon hörte der damals bereits in den USA lebende Physiker und schrieb Erni einen Brief. Darin, so Erni, habe sich Einstein erstaunt und auch sehr erfreut gezeigt, dass er auf dem Gemälde für die Schweizer Landesausstellung geehrt wurde.

“Wenn ich dereinst wieder in die Schweiz kommen kann, hoffe ich, dass ich das Gemälde noch sehen kann”, schrieb Einstein damals dem Maler Erni.

Dazu ist es leider nie gekommen. Einstein starb am 18. April 1955 im Alter von 76 Jahren, ohne die Schweiz noch einmal gesehen zu haben.

Da ihm der Personenkult verhasst war, verbat er sich jede Trauerfeier. Nur seine engsten Verwandten und Freunde nahmen im Krematorium Princeton von ihm Abschied.

swissinfo, Urs Maurer

14. März 1879: Albert Einstein wird in Ulm geboren.

1900: Diplom als Fachlehrer für Mathematik und Physik.

1902-1909: Technischer Vorprüfer am Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum (Patentamt in Bern).

1905: Veröffentlichungen in den “Annalen der Physik” zur Quantentheorie und zur Relativitätstheorie. Mit der Begründung der “Speziellen Relativitätstheorie” leitet er den Übergang zur Wissenschaft des 20. Jahrhunderts ein.

1919: Scheidung von seiner Frau Mileva.

1919 heiratet Einstein seine Cousine Elsa, die ihre Töchter Ilse und Margot in die Ehe bringt.

1921: Nobelpreis für Physik

1933: 30. Januar: Am Tag der Machtübernahme durch die NSDAP in Deutschland befindet sich Einstein in Pasadena. Er protestiert gegen die Menschen-Rechtsverletzungen in Deutschland und legt sein Amt an der Preussischen Akademie der Wissenschaften nieder.

1933: Einstein siedelt in die USA über, wo er in Princeton (New Jersey) eine neue Anstellung am Institute for Advanced Studies erhält.

1945: Nach dem Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki gründet Einstein das “Emergency Committee of Atomic Scientists”. Als Präsident des Komitees engagiert er sich für die friedliche Nutzung der Atomenergie.

1955: 18. April: Albert Einstein stirbt in Princeton.

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