Schmiergeld-Konto in der Schweiz
Der Bonner Ex-CDU-Fraktionschef Reiner Schreiber ist wegen einer Schmiergeldaffäre verhaftet worden. In Zürich wurde ein Konto gesperrt.
Schreiber war am Montagabend vor dem Bonner Rathaus verhaftet worden, als er das Gebäude nach einer CDU-Fraktionssitzung verliess. Nach der Verhaftung legte er alle politischen Ämter nieder.
Grund für die Haft sei der Verdacht auf Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall, teilte die Bonner Staatsanwaltschaft mit. Schreiber werde beschuldigt, als früherer Leiter der Stadtwerke bei der Modernisierung des Bonner Heizkraftwerks Nord von der Firma ABB Schmiergelder in Millionenhöhe erhalten zu haben.
Kontosperre in Zürich
Mutmasslich seien dabei 1,2 Mio. Mark (rund 890’000 Franken) geflossen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft weiter. Auf einem Schwarzgeldkonto Schreibers in Zürich seien insgesamt rund 1,5 Mio. Euro (etwa 2,2 Mio. Franken) entdeckt worden.
Die Staatsanwaltschaft prüfe nun, woher die übrigen Millionen auf dem Konto stammten. “Wir gehen davon aus, dass sie aus einem anderen Vorgang stammen”, sagte er. Der Haftbefehl gegen Schreiber sei wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr erlassen worden.
Im Zusammenhang mit Ermittlungen in Mannheim, ging im August 1998 ein Rechtshilfegesuch an die Schweiz, mit sechs Ergänzungen bis Juli 2000.
Dabei geht es um eine Strafuntersuchung gegen leitende Angestellte des ABB-Konzerns sowie gegen Dritte. ABB lehnte unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen eine Stellungnahme zu dem Fall ab.
Zürich sichtet beschlagnahmte Akten
Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Schreiber hatten die deutschen Behörden am 17. März ein Rechtshilfegesuch an die Schweiz gestellt. In dessen Folge kam es bei der Firma Von Roll in Zürich, Aargau und Solothurn zu Hausdurchsuchungen.
Der zuständige Bezirksanwalt Ivo Hoppler bestätigte am Dienstag die Angaben der Bonner Staatsanwaltschaft. In Zürich sei am 3. April ein Konto gesperrt worden. Die Höhe des Kontobetrages bewege sich ungefähr in der Grössenordnung, welche in Bonn bekannt gegeben wurde.
Den Bonner Behörden seien noch keine Unterlagen überreicht worden. Derzeit werde das bei den Hausdurchsuchungen beschlagnahmte Material gesichtet, führte Hoppler aus.
swissinfo und Agenturen
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