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Schweizer Lehr-Methoden in London

Wenn Schülerinnen und Schüler, Leherinnen und Lehrer richtig zusammenarbeiten, dann können die Leistungen gesteigert werden. Keystone

Primarschulen in London wenden im Mathematik-Unterricht Methoden aus der Schweiz an - mit Erfolg.

Seinen Anfang nahm das Experiment wegen der schlechten Mathematik-Resultate der Primarschulen in der Gemeinde Barking&Dagenham, einem benachteiligten Quartier im Osten Londons.

Benachteiligt auf den letzten Plätzen

Nach jedem Schuljahr stellen die englischen Schulbehörden eine Rangliste der Schulen auf. Beurteilt wird jedes Fach einzeln, es wird untersucht, wo die Schülerinnen und Schüler gut, wo schlecht abschneiden. 1996, einmal mehr, landete Barking&Dagenham auf dem drittletzten Platz.

Mit der Unterstützung des Londoner Wirtschafts- und Sozialforschungs-Instituts versuchte der Schulinspektor David Rosenthal eine möglicherweise bessere Lehr- (und Lern-)Methode zu finden.

Nach intensiven Recherchen in ganz Europa kam er zum Schluss: Die Art und Weise, wie in der Schweiz Mathematik gelehrt wird, liess sich am einfachsten auf die britischen Verhältnisse übertragen – und sie versprach einen Fortschritt für die Schüler.

Sauberer Aufbau des Lernstoffes

Überzeugt haben Rosenthal einerseits die intensive Zusammenarbeit von Lehrenden und Schülern. Denn in Grossbritannien sind die Kinder mehrheitlich sich selbst überlassen – sie sitzen vor einem Blatt mit Übungen. Andererseits fiel ihm auf, dass auf wirkliche Fortschritte beim Lernen gesetzt werden: Jedes neu gelernte Element wird repetiert und gefestigt, bevor man – darauf aufbauend – zum nächsten übergeht.

In Grossbritannien sind die Lehrer frei, mal dieses Element, mal ein anderes zu behandeln – es ist keine Rede von einem fixen Lernplan, der die Schritte festlegt. Es gibt bloss Vorgaben, die bis Ende Schuljahr erreicht sein müssen.

Erfolge lassen sich sehen

Seit fünf Jahren wird nun in Barking&Dagenham nach diesen klaren Regeln unterrichtet. Das Ergebnis: Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler sind gestiegen, in der Rangliste liegt die Gemeinde nun im ersten Drittel.

Dieser Erfolg blieb nicht unbemerkt, andere Schulen wenden heute die gleiche Methode an. Und seitdem bekannt wurde, dass die britischen Schüler im internationalen Vergleich bloss mittelmässig abschneiden, ist das Thema auch auf die politische Agenda gerutscht.

Politiker interessiert

Die oppositionellen Konservativen haben dieses Jahr eine Studie in Angriff nehmen lassen, um das Schulsystem und die Lernmethoden der Schweiz zu analysieren. Sie bereiten zudem eine Studienreise in die Schweiz und hoffen, einige Vorschläge daraus übernehmen zu können, um das Schulsystem zu reformieren.

Gaetan Vannay

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