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Schweizer Naturfreunde werden 100 Jahre alt

Am Ende des Weges wartet eine Naturfreunde-Hütte. naturfreunde.ch

1905 wurde der Verein Naturfreunde Schweiz (NFS) in Zürich gegründet. Am Samstag hat er dort seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Der einstige Spross der Arbeiterbewegung hat sich in eine Freizeit- und Tourismusorganisation mit sozial- und umweltpolitischem Engagement gewandelt.

Grosses Fest am Samstag im Zirkuszelt auf dem Zürcher Sechseläutenplatz: Die Naturfreunde Schweiz feiern ihr 100-Jahre-Jubiläum. Rund 600 Personen nahmen am Festakt teil, Festredner waren Zürichs Stadtpräsident Elmar Ledergerber und der Solothurner Ständerat Ernst Leuenberger. Die Schweizer Post ehrt den Verein gar mit einer eigenen Sondermarke und ein Buch gibt Einblicke in die Geschichte der Bewegung und porträtiert einzelne Mitglieder.

Die erste Naturfreundegruppe wurde 1895 in Wien durch den sozialistischen Lehrer Georg Schmiedl gegründet. Den arbeitenden Menschen aus grauen Städten den Zugang zur Natur zu erschliessen, war das Ziel der Gründergeneration.

Zehn Jahre später gab der eingewanderte Schriftsetzer Ferdinand Bednarz den Anstoss zur Gründung der Schweizer Naturfreunde: Die erste Sektion wurde 1905 in Zürich gegründet, es folgten Ableger in Bern, Luzern und Davos.

Naturfreunde gegen Nazis

Die Naturfreunde organisierten für die Arbeiterschaft Aktivitäten wie Wandern, Bergsteigen, Skifahren, Pilzkurse – zu erschwinglichen Preisen. In Fronarbeit bauten sie Naturfreundehäuser; ein erstes wurde 1912 auf dem Säntis errichtet.

1934 wurde das internationale Büro, unter dem Druck von Faschismus und Nationalsozialismus, von Wien nach Zürich verlegt. In der Nazizeit dienten einzelne Naturfreundehäuser Emigranten als Refugium. Seit 1989 befindet sich der Sitz wieder in der österreichischen Hauptstadt.

Konzept des Volkstourismus

Einen Aufschwung erlebte die Bewegung in der Zwischenkriegszeit, als sich die Arbeiterschaft bessere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und schliesslich bezahlte Ferien erkämpfte. Mit dem Konzept “Volkstourismus” versuchten Naturfreude, möglichst viele Leute mit einem günstigen Ferienangebot zu erreichen.

Vor allem die Funktionäre Theo Pinkus und Mathis Margadant machten sich dafür stark, etwa durch die Organisation von Massenskilagern und Ferienkolonien. Das gefiel nicht allen, wie die Basler Historikerin Beatrice Schumacher im Jubiläumsbuch “engagiert unterwegs” darlegt: Viele Aktivisten befürchteten durch den Massentourismus eine Schwächung der alten Ideale.

Der Kalte Krieg führte zu einer Kaltstellung der Aktivisten. Mit dem wachsenden Wohlstand nach 1950 verbreiterte sich zudem das soziale und politische Spektrum der Naturfreunde, gleichzeitig fand eine Entpolitisierung statt. Die Verankerung in der Arbeiterkulturbewegung wurde schwächer.

Annäherung an die Umweltbewegung

Die Naturfreunde wurden zum Familien-Freizeit-Verband, der mit zahlreichen anderen Anbietern im Ferien-Geschäft konkurrenzieren musste. In der Folge wurden das Freizeit- und Kursangebot ausgebaut, und die Leitung professionalisiert. Ausserdem öffneten sich die Naturfreunde neuen Themen. Sie näherten sich in den 80er-Jahren der Umweltschutzbewegung an.

Die Suche nach einem neuen Profil ging nicht ohne interne Auseinandersetzungen von statten. Begleitet wurden diese von wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Heute befinden sich die Naturfreunde in einer Phase der Konsolidierung. Unter dem Motto “Natur geniessen, Natur hegen und pflegen” will der Verband “zu neuen Gipfeln aufbrechen”.

swissinfo und Agenturen

Der Verein Naturfreunde Schweiz (NFS) wurde dieses Jahr 100 Jahre alt.

Er zählt heute knapp 24’000 Mitglieder in 170 Sektionen.

Er verfügt über 90 Naturfreunde-Häuser in der ganzen Schweiz, die jährlich 140’000 Personen beherbergen.

Am Samstag, 3. September 2005, hat der Verein Naturfreunde Schweiz (NFS) in Zürich sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Rund 600 Personen nahmen am Festakt teil.

In einem Zirkuszelt im Herzen der Stadt Zürich zeigten Artistinnen und Artisten des Chinesischen Staatszirkus ihr Können. Am Abend stand ein Gala-Dinner auf dem Programm.

Das Buch “engagiert unterwegs” einer Historikerin beleuchtet die Geschichte des Vereins.

Die Schweizer Post hat zum Jubiläum eine Sondermarke heraus gegeben.

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