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Schwule und Lesben feiern

Viel nackte Haut an der Homo-Demo in Zürich. Keystone

In Zürich haben mehrere Tausend Homosexuelle am "Christopher Street Day" für gleiche Rechte geworben. Sie forderten ein Ja für das Partnerschafts-Gesetz.

Unter dem Motto “We are family” haben nach Schätzungen der Organisatoren rund 8’000 Schwule und Lesben in einem farbenfrohen Umzug durch die Zürcher Innenstadt den “Christopher Street Day” gefeiert. Sie brachten mit Transparenten und dekorierten Musikwagen ihre Anliegen zum Ausdruck .

Landesweite Signalwirkung

Die Vertreter und Vertreterinnen der Schwulen- und Lesbenorganisationen machten auf die Bedeutung der Zürcher Abstimmung über das Partnerschaftsgesetz im kommenden Herbst aufmerksam. Der Abstimmungsausgang habe eine nationale Signalwirkung für die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare. Deshalb gelte es, die Abstimmung zu gewinnen. Mit dem Partnerschaftsgesetz können schwule und lesbische Paare ihre Partnerschaft offiziell anerkennen lassen.

“Das Gesetz ist für die Gleichstellung von Lesben und Schwulen in der Schweiz, was der Fall der Berliner Mauer für das Ende des Kalten Krieges war”, meinte SP-Kantonsrätin Bettina Volland. Auch damals seien nicht alle Grenzen zwischen Ost und West auf einen Schlag weggewischt worden. Die Grenze im Kopf sei allerdings gefallen.

Ein Recht – kein Privileg

Das Partnerschaftsgesetz sei ein Recht, der verbürgte Anspruch auf gleiche Rechte, und nicht ein Privileg oder ein Geschenk für eine Minderheit, stellte Volland klar. Sie forderte die Zürcherinnen und Zürcher auf, dem Gesetz zuzustimmen und den Fundamentalisten die Rote Karte zu zeigen.

Der Präsident des Rates Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund, Pfarrer Thomas Wipf, wies auf die Wichtigkeit der öffentlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften hin. Sie schaffe einen geschützteren Raum für eine verlässliche, liebevolle und belastbare Beziehung.

Brigitte Röösli, Co-Präsidentin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS), sagte, dass Schwulen und Lesben nicht einfach vom Himmel fallen. Auch sie seien Teil einer Familie und auf eine solche angewiesen. Familienstrukturen seien für das Gruppentier Mensch lebensnotwendig.

Die Zürcher Gesetzesvorlage und das Partnerschaftsgesetz auf Bundesebene gebe den Schwulen und Lesben die Möglichkeit, ihre Familienstrukturen zumindest teilweise staatlich anerkennen zu lassen.

Preis für bestandene Mutprobe

Am “Christopher Street Day” wurde die Organisatorin des Gay Pride Sion 2001, Marianne Bruchez, mit dem Stonewall-CSD-Award 2002 ausgezeichnet. Ihre unerschrockene Art, die Parade im katholischen Wallis durchzuführen, habe auch den Deutschschweizern imponiert, heisst es in einer Mitteilung zur Preisverleihung.

Bruchez sei die Einzige im Organisationskomitee gewesen, die sich mit Namen und Gesicht “den teilweise erbosten Gemütern im Alpenkanton” gestellt habe. Die Parade sei dann friedlich verlaufen, beim anschliessenden Volksfest habe ganz Sion mitgefeiert – und schockierte Walliser seien nicht auszumachen gewesen.

swissinfo und Agenturen

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