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Seebeben: Mit Sonne zu sauberem Trinkwasser

Tönt simpel - und funktioniert: die Sodis-Methode. Keystone

Für Menschen in den Katastrophengebieten gibt es eine einfache Methode, um Trinkwasser herzustellen, sofern dieses nicht zu stark verschmutzt ist.

Nötige Utensilien für das in der Schweiz entwickelte Verfahren sind eine PET-Flasche und Sonnenschein.

Von den bis zu fünf Millionen Menschen, die von der Flutwelle vom 26. Dezember direkt oder indirekt betroffen sind, bestehe für 150’000 höchste Gefahr, wenn es zum Ausbruch von Infektionskrankheiten komme. Dies befürchtet die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO).

Wichtig sei nun qualitativ gutes Trinkwasser. Die Organisation hat daher bereits Millionen von Tabletten zur Wasserfilterung verteilt. Trotzdem gebe es noch immer zu viel verschmutztes Wasser vor allem in Aceh (Indonesien) und an der Ostküste Sri Lankas.

Hier könnte nun eine einfache, 1991 in der Schweiz entwickelte Methode mit PET-Flaschen in die Bresche springen.

Die Idee für die solare Trinkwasserdesinfektion (Sodis) stammt aus der Eidgenössischen Wasserforschungsanstalt (EAWAG). Sie wird in etlichen Ländern bereits erfolgreich angewendet – von Bolivien über Sri Lanka bis Vietnam.

Sehr simpel

Die Methode sei so simpel, dass Leute Zweifel hätten sie anzuwenden, sagt Martin Wegelin von der EAWAG. “Daher müssen wir die Effizienz dieser Methode demonstrieren.”

Eine PET-Flasche wird zu zwei Dritteln mit verschmutztem Wasser gefüllt und 20 Sekunden lang geschüttelt. Damit erhält das Wasser eine hohe Sauerstoffsättigung.

Anschliessend wird die Flasche ganz gefüllt und geschlossen. Auf Unterlagen wie einem Dach oder dunklem Metall bleibt die Flasche nun sechs Stunden horizontal an der Sonne liegen. Danach kann das Wasser konsumiert werden.

Damit diese Überlebenshilfe auch gelingt, braucht es transparente PET-Flaschen und nicht allzu trübes Wasser. Den Rest besorgen die UV-Strahlung und die erhöhte Wassertemperatur. Sie zerstören Krankheitserreger.

Preiswert

Gegenwärtig werde in den Katastrophenregionen in rauen Mengen Trinkwasser in Plastikflaschen verteilt. “Doch wenn wir die grosse Anzahl Betroffener bedenken, brauchen wir einfach reproduzierbare Methoden, die wenig kosten”, so Wegelin gegenüber swissinfo.

Wichtig wäre nun, dass die vor Ort tätigen Experten das Wissen verbreiteten, wie die PET-Flaschen weiter verwertet werden können.

Dazu stehe er seit Beginn der Katastrophe mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) sowie mit internationalen Organisationen wie der WHO oder Unicef in Kontakt, betont Wegelin.

Während diese Organisationen Sodis wegen ihrer Mandate nicht selber einsetzen können, können sie es doch empfehlen. Wie beispielsweise Peter Kaufmann, Leiter der Gruppe Trinkwasser der DEZA.

“Die Sodis-Methode ist vor allem in Dörfern, die schon vorher kein Wasserreinigungssystem hatten, gut einsetzbar”, sagt er gegenüber swissinfo.

In Sri Lanka und Indonesien wird Sodis schon seit längerem von Partnerorganisationen propagiert. Die EAWAG sorgt für die fachtechnische Beratung.

Im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu werde die Methode in 600 Dörfern angewendet und von einer Frauenorganisation unterstützt, so Wegelin “Das ist ein starkes Zeichen für die Akzeptanz in der Bevölkerung.”

swissinfo und Agenturen

Die Sodis-Methode:
PET-Flasche zu 2/3 mit verschmutztem Wasser füllen
20 Sekunden schütteln (Wasser erhält hohe Sauerstoffsättigung)
Flasche ganz füllen und schliessen
Flasche auf Dach oder dunklem Metall 6 Stunden flach an der Sonne liegen lassen
Danach kann das Wasser konsumiert werden

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