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Sensation beim Cup-Final: Wil schlägt GC

GC-Torhüter Fabrice Borer kann den Penalty nicht halten. Keystone

Der 79. Schweizer Cup-Final ist mit einer Überraschung zu Ende gegangen: Dem Sieg des Aussenseiters FC Wil gegen die Zürcher Grasshoppers.

Mit zwei von Fabinho verwerteten Elmetern machte der FC Wil im St.-Jakob-Park in Basel aus einem 1:2 ein 3:2. Wil qualifizierte sich damit erstmals für den UEFA-Cup.

Im wichtigsten Spiel der Saison boten die Grasshoppers am Ostermontag einmal mehr eine indiskutable Leistung und verschenkten damit die letzte Chance, sich für die nächste Europacup-Saison zu qualifizieren.

Die Darbietung der Mannschaft von Trainer Alain Geiger war ein Spiegelbild der gesamten missglückten Saison. Eine katastrophale Abwehrleistung ermöglichte es den Wilern, den ersten Cupsieg in der Vereinsgeschichte zu erringen.

Es waren jedoch nicht nur Zürcher Fehlleistungen, die den Wilern den überraschenden, aber zweifellos verdienten Sieg einbrachten.

Die St. Galler agierten so, wie sie es die ganze Saison taten: Keck, frech die eigenen Konterstärken ausspielend und jede Möglichkeit zur Überraschung nutzend. Frei nach ihrem, im Vorfeld mehrfach geäusserten Motto: Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen.

Unterhaltsame Partie



Dank defensiven Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten bekam das Publikum im nicht ganz ausverkauften Basler Stadion eine äusserst unterhaltsame Partie geboten. Die Partie lebte in der ersten Halbzeit weniger von der Qualität als von den vier gleichmässig verteilten Toren.

Underdog Wil eröffnete den Torreigen in seinem ersten Cupfinal in der 5. Minute. Der Brasilianer Rogerio profitierte von einem Stellungsfehler von Lichtsteiner und verwertete eine Calla-Flanke zum 1:0.

Weniger als eine Viertelstunde später schienen alle Vorteile auf Seiten der Hoppers zu liegen. In der 8. Minute gelang Nunez nach Vorarbeit von Spycher und Cabanas der Ausgleich; in der 19. Minute köpfelte Cabanas nach einer Hereingabe von Eduardo zum 2:1 ein.

Zwei Elfmeter

Doch in der 24. Minute war Fabinho ein erstes Mal per Elfmeter (Castillo hatte Mordeku gefoult) erfolgreich. Kurz vor dem Pausenpfiff verlor GC Tararache, der nach der zweiten Gelben Karte vom Platz geschickt wurde.

In der 79. Minute beging Mitreski ein folgenschweres Handspiel im Strafraum – wieder blieb Schiedsrichter Wildhaber nichts anderes übrig, als Penalty zu pfeifen. Fabinho liess sich nicht zweimal bitten und schoss Wil in den siebten Himmel.

Joachim Müller, der Trainer des FC Wil, sprach von einem verdienten Sieg. Die Aussenseiter-Rolle habe Wil behagt. “Schlüssel zum erfolg war, dass wir uns nicht versteckten und vor den GC-Angreifern keine Angst hatten.”

Und Alain Geiger, der GC-Trainer, erklärte, dass er von seinem Team viel mehr erwartet hätte. Es habe zuviele Fehler gegeben und an Disziplin gemangelt. “Es war unsere einzige Chance, die Saison noch zu retten. Das ist uns nicht gelungen.”

Die Mühen des FC Wil



Viel ist in den letzten Jahren über den FC Will geschrieben worden, der vor zwei Jahren den Aufstieg in die damalige Nationalliga A geschafft hatte. Dabei stand bald einmal die Vereinsführung im Mittelpunkt des Interesses und weniger die Männer auf dem Fussball-Feld.

Zuerst war der Club-Präsident Andreas Hafen wegen Hinterziehung in Millionenhöhe in die Schlagzeilen geraten. Im letzten Sommer übernahm dann eine Gruppe ukrainischer Investoren die Aktienmehrheit des Vereins, was erneut zu Unruhe führte; oftmals erhielten die Spieler ihren Lohn nicht.

Eine negative Meldung folgte auf die andere. Seit Anfang April darf der Verein nun wieder etwas aufatmen, auch wenn noch nicht alle Probleme geregelt sind. Dazu gehören die fehlende Lizenz für die nächste Saison. Zumindest wurden mittlerweile die ausstehenden Löhne und Prämien bis Ende Februar überwiesen.

Willkomene Einnahmen

Wil darf sich nun nicht nur über den ersten Cupsieg und die erstmalige UEFA-Cup-Qualifikation freuen. Dank TV-Einnahmen (200’000 Franken), Cupfinal-Prämie (100’000), dem Anteil am Final-Reingewinn (etwa 150’000) und weiteren Einnahmen aus dem Europacup kommt es zu einem wertvollen finanziellen Zustupf.

Im Hinblick auf die nächstjährige Lizenz, die vor dem Cupfinal noch mehr als gefährdet schien, ist das ein nicht zu unterschätzender Aspekt.

Nicht vergessen dürfen die Wiler ob all der Festivitäten aber, dass der Liga-Erhalt noch nicht sichergestellt ist. In den nächsten Wochen werden von ihnen noch einige Kraftakte, wie sie ihn am Ostermontag in Basel vollbrachten, gefragt sein.

swissinfo und Agenturen

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