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Servette, c’est fini

Servette-Genf ist am Ende. Keystone

Die Profiabteilung des ruhmreichen Genfer Fussballvereins Servette ist am Ende. Der Konkurs konnte nicht abgewendet werden.

Die als letzte Hoffnung gehandelten potenziellen Investoren aus Syrien werden den überschuldeten Genfern nicht zu Hilfe kommen.

Der Rekurs gegen den vom Genfer Handelsgericht am 4. Februar ausgesprochenen Konkurs wird zurückgezogen und der Entscheid damit rechtskräftig.

Die Schweizer-Meisterschaft in der obersten Liga, der Super League, wird am Sonntag mit nur neun Teams wieder aufgenommen. Die bisherigen Resultate aus den Spielen gegen Servette bleiben in der Wertung.

Als Konsequenz aus dem Ausscheiden der Genfer wird es am Ende der Saison keinen direkten Absteiger geben. Der Letztklassierte wird zu einer Barrage gegen den Zweiten der Challenge League antreten.

Neubeginn in der ersten Amateurliga

Weil die als Aktiengesellschaft firmierende Profiabteilung und der Stammverein als zwei voneinander getrennte Organisationen zu betrachten sind, wird der Servette FC nicht von der Bildfläche verschwinden. Die Genfer werden in der nächsten Saison mit dem Nachwuchsteam in der 1. Liga – der obersten Amateurliga – antreten.

Servette hoffte bis zuletzt auf Rettung. Am Montag lhatten die mit 11 Mio. Franken verschuldeten Genfer kurz vor dem Ablauf der Frist noch Rekurs gegen den Konkursentscheid eingereicht.

Die syrische Investorengruppe hatte in der Zwischenzeit die Übernahme der Aktienpakete von Mehrheitsaktionär Marc Roger (57%) und des ehemaligen Präsidenten Michel Coencas (30%) zugesichert erhalten. Das hätte die angestrebte Zweidrittel-Mehrheit bedeutet.

Undurchsichtiges Finanzgebaren

Die nötige Bankgarantie von angeblich 15 Mio. Franken sollte nachgereicht werden. Als einen Grund für deren Ausbleiben nannten die Syrer, deren Identität stets im Dunkeln blieb, die fehlende Décharge-Erklärung des inzwischen nach Bastia transferierten Franzosen Christian Karembeu.

Der Welt- und Europameister, der angeblich 60’000 Franken pro Monat verdiente, hätte auf die Zahlung der Differenz zum neuen Lohn verzichten sollen.

Zum andern fühlten sich die Investoren offenbar vom undurchsichtigen Finanzgebaren Rogers verunsichert; sie seien sich über die wirkliche Situation der Profiabteilung bis zuletzt nicht im Klaren gewesen.

Nach Lausanne nun Servette

Mit Servette verschwindet ein zweiter Westschweizer Traditionsverein aus der Super League. Im Sommer 2002 war Lausanne-Sports Konkurs gegangen.

Die Genfer gehörten seit 1900 der höchsten Spielklasse an – so lange wie kein anderer Verein. Sie gewannen 17 Mal den Schweizer Meistertitel und holten sieben Mal die Cup-Trophäe. Nur die Grasshoppers aus Zürich waren erfolgreicher.

Servette befand sich schon mehrmals in finanziellen Schwierigkeiten, vermochte den Kopf allerdings jedes Mal aus der Schlinge zu ziehen. Jetzt wurde den Genfern der fehlende Realitätssinn des ehemaligen Mehrheitsaktionärs und Präsidenten Marc Roger zum Verhängnis.

Roger verpflichtete auf diese Saison hin 21 neue Spieler und stattete einen Teil von ihnen mit Verträgen aus, die den Gesetzen des Marktes zuwiderliefen.

swissinfo und Agenturen

Der FC Servette hat:

eine Geschichte von 115 Jahren
17 Schweizer Meister-Titel
7 Mal den Schweizer Cup gewonnen
27 Mal an europäischen Klubwettbewerben teilgenommen

und gegen 15 Mio. Franken Schulden

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