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Sihlcity: Die Stadt in der Stadt

Parkhausauffahrt in Sihlcity. (ex-press)

In der Rezession geplant und gebaut, in der Hochkonjunktur eröffnet: Das neue Freizeit- und Einkaufscenter "Sihlcity" in Zürich-Süd empfängt ab Donnerstag die ersten Besucher.

Die Investoren hatten viel zu pessimistisch kalkuliert. Für sie ist die Rechnung bereits aufgegangen.

600 Millionen Franken plus weitere rund 150 Millionen für die Einrichtung der 80 Geschäfte sind in den letzten vier Jahren ins “Sihlcity” investiert worden. Die Investoren rechneten bei der Planung mit jährlichen Mieteinnahmen von 41 Millionen.

Die gute Konjunktur ist der Haupteigentümerin Credit Suisse aber mächtig entgegengekommen: Zum Start kann die Grossbank mit Einnahmen von 46 Millionen pro Jahr rechnen, freut sich Markus Graf, Vertreter der Bauherrschaft.

Damit erreiche “die kleinste Grossstadt der Schweiz” eine jährliche Traum-Nettorendite von 7,5 Prozent.

Die Grossüberbauung auf einem der letzten Industrieareale Zürichs der ehemaligen Sihl-Papierfabrik wartet auch sonst mit eindrücklichen Zahlen auf: Die Verkaufsfläche von knapp 41’000 Quadratmetern (15 Fussballfelder) kann sich mit den grössten Einkaufszentren der Schweiz messen.

Schätzungen gehen von einem Jahresumsatz von rund 400 Millionen Franken aus.

“Erstes Urban Entertainment Center”

Daneben sollen diverse Freizeitangebote – Grosskino mit zehn Sälen, Gastronomie, Kulturhaus, Wellness – täglich im Durchschnitt rund 20’000 Besuchende anlocken. Um sich vom Rest ähnlicher Angebote abzuheben, bemühten PR-Leute den englischen Wortschatz: “Sihlcity” sei “das erste Urban Entertainment Center” der Schweiz.

Im Weiteren bietet es Büroraum (24’000 Quadratmeter) für rund 1200 Angestellte, der bis auf einen kleinen Restposten ebenfalls vermietet ist. Insgesamt arbeiten im “Sihlcity” künftig rund 2300 Menschen.

Der Einkaufstempel in Zürich-Brunau mit der Autobahn unmittelbar vor den Fenstern bietet aus naheliegenden Gründen nur 16 Wohnungen an.

Ökologisches Image

Unfreiwillig ist das “Sihlcity” zum ökologischen Image gekommen: Wegen eines VCS-Rekurses mussten die Investoren vor vier Jahren in ein strenges Fahrtenmodell einwilligen. Die gut 850 Parkplätze dürfen täglich höchstens 8800 Autofahrten auslösen.

Dies ist nach Ansicht von Centerleiter Dieter Bosshard “eine grosse Herausforderung, mit der es Schwierigkeiten geben könnte”.

Helfen soll die vorzügliche Erschliessung durch Tram- und Buslinien und eine S-Bahnlinie, die das Fahrtenmodell erst möglich macht. Für den grünen Anstrich sorgt auch ein Lieferdienst, der von einem Projekt des Zürcher Sozialamts bestritten wird.

Für fünf Franken können sich öV-Kunden auf dem ganzen Stadtgebiet von einem Elektrovelo-Fahrer den Einkauf nach Hause bringen lassen. Der Preis ist nicht kostendeckend, die “Sihlcity”-Geschäfte bezahlen mit.

swissinfo und Agenturen

Sihlcity: 100’000 m2 Nutzfläche: 13 Gastrobetriebe, 80 Läden, 1 Kino mit 10 Sälen, 1 Hotel mit 131 Zimmern, 16 Wohnungen, 24’000 m2 Bürofläche und vieles mehr.
Sihlcity erwartet täglich 20’000 Besucher.
60% sollen mit dem öffentlichen Verkehr anreisen; für die anderen gibt es 850 Parkplätze.
Besitzer von Sihlcity: Credit Suisse und Swiss Prime Site, die 620 Mio. Fr. investiert haben.

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