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Zürich plant neues Wahrzeichen

Computer-Simulation des geplanten Maag-Towers, vom Escher-Wyss-Platz aus gesehen. Keystone Archive

Zürich gilt als gebaut. So sah es bisher die Politik. In Zürich-West soll nun jedoch das höchste Gebäude der Schweiz entstehen.

Ein 126 Meter hoher Büroturm soll Zürich eine neue Kontur geben.

Zürich-West ist einer der Orte, wo in den letzten zwanzig Jahren der Niedergang der grossindustriellen Produktion in der Schweiz eindrücklich zu beobachten war.

Die Finanz- und Bankmetropole Zürich hat sich nach einer Zeit der urbanen Sprachlosigkeit nun aufgerafft. Aus dem städtischen Durchschnitt soll bald ein Büroturm ragen.

In Zürich-West, wo einst Getriebe für Maschinen und Turbinen für Dampfer und Frachter gefertigt wurden, stehen heute elegante Lofts, trendige Hotels, Bars, ein Technopark, Music-Halls, Multiplexkinos und der Schiffbau des Zürcher Schauspielhauses.

Behutsam vorgehen, Politik nicht brüskieren

Auf einem Areal, wo einst die Firma Maag Zahnräder für Grossprojekte fertigte, soll ab 2009 ein Tower stehen, der das bisher höchste Gebäude der Schweiz, den 105 Meter hohen Messeturm in Basel, um 21 Meter überragt.

Die Bauherrschaft (Maag Holding) ging behutsam vor, um das in Baufragen heikle Zürich nicht zu brüskieren. Bevor der Architekturwettbewerb ausgeschrieben wurde, liess die Maag Holding ein Testprojekt für den Turm erarbeiten.

Die Züricher Behörden haben im Dezember die notwendigen Sonderbauvorschriften für das Areal verabschiedet.

Am eigentlichen Wettbewerb nahmen sieben renommierte Büros aus dem In- und Ausland teil. Im Ausstich setzte sich das Projekt für einen grünen Glasbau der Architekten Annette Gigon/Mike Guyer aus Zürich gegen den Vorschlag von Herzog/de Meuron aus Basel durch.

Teure Planung

Die Studienaufträge an die sieben Architekturbüros und die baurechtlichen, wirtschaftlichen und technischen Abklärungen kosteten 700’000 Franken. Der Investitionsbedarf für den 126 Meter hohen Turm mit 31 Geschossen wird auf geschätzte 150 bis 170 Millionen Franken veranschlagt.

Das Projekt hat die geometrische Form eines Rechtecks. Die vier Auskragungen an der Aussenhaut des Towers führen dazu, dass das Gebäude je nach Blickwinkel mehr als Skulptur denn als Arbeits- und Geschäftszentrum mit 2000 Arbeitsplätzen wirkt.

Gebaut wird nur, wenn der Tower wirtschaftlich ist

Bei einem optimalen Projektverlauf kann mit dem Bau des «Maag-Towers» im Jahr 2006 begonnen werden. Gebaut wird jedoch erst, wenn zwei Drittel der 43’000 Quadratmeter grossen Geschäfts- und Bürofläche vermietet sind; kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass im Grossraum Zürich sehr viele Büroflächen leer stehen.

Das 110’000 Quadratmeter grosse Maag-Areal hat sich vom geschlossenen Industriegebiet zum belebten und dynamischen Arbeits-, Freizeit- und Wohnstandort gewandelt. Das neue Projekt des Maag-Towers verstehen die Bauherren als sichtbares Zeichen des Aufbruchs in eine neue urbane Dimension der Stadt Zürich.

Seldwyla bekommt Konturen

Der Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller (1819 – 1890) hatte vor über 100 Jahren den wonnigen und sonnigen Ort Seldwyla beschrieben, der irgendwo in der Schweiz liegen könnte. Die Bürger lebten lustig und waren guter Dinge, schrieb Keller.

Sie hielten die Gemütlichkeit für ihre besondere Kunst, und wenn die Seldwyler irgendwo hinkamen, wo anderes Holz brannte, kritisierten sie zuerst die Andersartigkeit in der Fremde.

Jetzt macht sich Zürich auf, das Fremde, das Andere, das Exzentrische in Form eines Office-Towers ins Stadtbild zu integrieren. Der Bau aus Glas, Stahl und Beton soll Zeichen setzen, den fremden Blick gestatten und mit zwinglianischer Schlichtheit überzeugen.

swissinfo, Erwin Dettling, Zürich

Die Wettbewerbs-Teilnehmer für das Hochhausprojekt:
Annette Gigon/Mike Guyer, Zürich
Sauerbruch Hutton, Berlin
Hamzah & Yeang, Malaysia
Burchhardt und Partner, Zürich
David Chipperfiled, London
MAP Josep Luis Mateo, Barcelona
Herzog/de Meuron, Basel

Die Schweiz ist bei Hochbauten unter den Kleinen.

Gebäude, (Ort), Höhe:

– Chinese Food Center, (Taipei, Taiwan), 508m
– Petronas Towers, (Kuala Lumpur, Malaysia), 452m
– Empire State Building, (New York, USA), 381m
– Burj al-Arab, (Dubai, VAE), 321m
– Commerzbank Tower, (Frankfurt, Deutschland), 258,7m
– Maag Tower, (Zürich, Schweiz), 126m
– Messeturm, (Basel, Schweiz), 105m
– Sulzer-Hochhaus, (Winterthur, Schweiz), 92,4m
– Hardau-Türme, (Zürich, Schweiz), 92m
– Sunrise Tower, (Zürich, Schweiz), 90m

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