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Small Talk Schweiz – USA

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Führende Persönlichkeiten aus der Schweizer Wissenschaft und Wirtschaft sind unterwegs in die USA, um das Schweizer Know-how in der Nanotechnologie vorzustellen.

“Viele glauben, dass die Nanotechnologie einer der Bereiche ist, in denen die nächste technologische Revolution stattfinden wird. Ich finde deshalb, es ist wichtig für die Schweiz, hier dazu zu gehören, und zwar von Anfang an”, erklärt Ko-Organisator Christian Simm vom Schweizerischen Wissenschafts- und Technologiebüro in San Francisco.

Und so besuchen Wissenschaftler, Firmen und Investoren im Bereich Nanotechnologie vom 7. bis zum 14. Mai Boston, Chicago und San Jose, Kalifornien.

“Es ist das erste Mal, dass Schweizer Fachleute aus diesem Gebiet als Gruppe in die USA kommen”, führt Simm gegenüber swissinfo aus. “Das beweist, dass dies ein wichtiger Bereich ist für die Schweiz, und dass wir da mitspielen wollen.”

Ins Reich der Atome

Die Nanotechnologie ist ein Forschungsbereich, der sich mit Dingen befasst, die in Nanometern gemessen werden – also in Millionstelmillimetern.

Nanowissenschaft ist aber nicht nur eine Miniausgabe der bestehenden Technologien. Sie versucht auch, die Lage der einzelnen Atome und Moleküle zu manipulieren und zu verändern.

“Um sich ein Bild von der Grössenordnung zu machen: ein Atom steht zu einem Apfel wie ein Apfel zur Erde”, erklärt der Basler Physiker Hans Güntherodt, der das Kompetenzzentrum Nanotechnologie leitet.

Wenn wir auf die Grösse der Atome – dem Grundstock der Materie – stossen, dann verändert sich das optische, elektronische, magnetische und mechanische Verhalten dramatisch.

Die Nanowissenschaft studiert die Strukturen und Interaktionen auf dieser tiefsten Stufe. Und man geht davon aus, dass die auf dem Nanometer aufgebaute Technologie schliesslich Auswirkungen auf jede Facette der Gesellschaft haben wird, von der Medizin bis zur Computerwelt.

Wissenschaft verkaufen

Zur Bostoner Etappe der Schweizer Tournee gehören Besuche in Labors und Forschungszentren des Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. In Chicago wird sich das Programm auf die Vermarktung der Nanotechnologie konzentrieren.

“Die Schweiz ist vermutlich beim Transfer der Nanotechnologie noch immer ein wenig im Rückstand. Dies ist der Prozess, in dem eine Idee das Labor verlässt und zu einem Produkt oder einer Firma wird”, führt Simm aus. “Das hängt weniger mit der Nanotechnologie als vielmehr mit unserem kulturellen Hintergrund zusammen.”

David Kouidri, Handelskommissär des Swiss Business Hub USA in Chicago, teilt diese Ansicht.

“Wir müssen der Forschung unbedingt helfen, ihre Arbeit aus dem Labor und auf den Markt zu bringen”, meint er. “Das ist wegen des wachsenden Markts für Nanotechnologie ein kritischer Zeitpunkt. Wir sind überzeugt, dass die Schweiz und die USA eine Menge voneinander lernen können.”

Treibende Kraft für die Wirtschaft

Ein Höhepunkt des Programms in San Jose ist eine Nanotech-Konferenz, an der führende Schweizer Wissenschaftler ihre Forschungsstrategien und Zukunftsaussichten diskutieren können.

Nanotechnologie dürfte in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren zur treibenden Kraft der Weltwirtschaft werden.

Die Schweiz steckt jährlich über 30 Millionen Franken (18.5 Millionen $) in die Forschung der Nanotechnologie und damit verwandte Bereiche – das ist laut einer letztes Jahr durchgeführten Studie der Swiss Technology Consulting Group die weltweit höchste pro Kopf-Investition. Zum Vergleich: die USA geben 422 Millionen Dollar für diesen Forschungsbereich aus.

International anerkannte Nano- und Mikrotechnologieforschung wird an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und Lausanne, am Institut für Microtechnologie (IMT) der Universität Neuenburg und am physikalischen Institut der Universität Basel betrieben.

Angewandte Forschung wird an verschiedenen Orten durchgeführt, so am IBM-Forschungslabor in Zürich, dem Schweizerischen Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) in Neuenburg und am Paul Scherrer Institut in Villigen.

Vincent Landon

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