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Studierende unter der Lupe

Wer sind die Studierenden an Schweizer Universitäten? imagepoint

Über die Hälfte der Studierenden an Universitäten stammt aus hohen und gehobenen sozialen Schichten. Über 75% gehen neben dem Studium einer Arbeit nach, über 33% wohnen bei den Eltern.

Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des Bundesamtes für Statistik (BFS) über die soziale Lage von Studierenden. Sie soll im Februar veröffentlicht werden.

Laut der Publikation “Studien- und Lebensbedingungen an Schweizer Hochschulen” entstammen 31% der Studierenden an universitären Hochschulen einer hohen sozialen Schicht, 28% einer gehobenen, 25% der Mittelschicht und 16% niedrigen Sozialschichten.

An den Fachhochschulen sind 22 respektive 27% der Studierenden Sprösslinge von hohen und gehobenen und 29 respektive 22% von mittleren und niedrigen Schichten. Die soziale Schicht definiert sich anhand der beruflichen Stellung und Bildung der Eltern.

An den Universitäten weisen die Fächer Medizin und Pharmazie, technische und Wirtschaftswissenschaften die höchsten Anteile von Studierenden aus hohen Sozialschichten auf. In den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften sind sie geringer.

An den Fachhochschulen sind die hohen Schichten vor allem bei Design und bildender Kunst stark vertreten, bei Chemie, life sciences sowie Technik und IT schwächer.

Drei Viertel sind Werkstudenten

77% der Studierenden gehen neben dem Studium einer Erwerbsarbeit nach. Jede zweite Person gibt an, aus finanzieller Notwendigkeit oder um unabhängiger von den Eltern zu sein, nebenher Geld zu verdienen. Im Schnitt wenden Studierende 38 Stunden in der Woche fürs Studium auf und 7 Wochenstunden für Erwerbstätigkeit auf.

38% der Studierenden wohnen bei den Eltern, 4% in einem Studentenwohnheim, 24% in Wohngemeinschaften, der Rest in Wohnungen, allein oder mit Partner. Studierende, die ausserhalb des Elternhauses wohnen, geben monatlich im Schnitt 1900 Franken, jene, die bei den Eltern wohnen 1300 Fr. aus.

Den Löwenanteil zahlen die Eltern

Im Schnitt deckt der Beitrag der Familie mehr als die Hälfte der Gesamtausgaben der Studierenden ab. Bei hohen Schichten sind es 63, bei niedrigen 45%. Die Einnahmen aus Erwerbsarbeit decken 36% der Ausgaben.

Weniger als 20% der Studierenden erhalten Ausbildungsbeihilfen (Stipendien, Darlehen). 7% aus den hohen, 30% aus niedrigen Schichten bekommen solche Beihilfen.

Trotz Studienbeihilfen haben einige der Bezüger finanzielle Probleme, vor allem solche, die nur Darlehen erhalten. 5% der Studierenden mit Ausbildungsbeihilfen nehmen noch einen privaten Bankkredit zur Finanzierung ihres Studiums auf. Von den übrigen Studierenden verschulden sich weniger als 2% bei einer Bank.

Für den Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) zeigt die Studie einmal mehr “das Scheitern der tertiären Bildung in der Schweiz bezüglich Demokratisierung des Studiums”. In einem Communiqué betont der VSS, dass Studieren nicht ein Privileg sein sollte, sondern ein Recht.

swissinfo und Agenturen

Zu Beginn des Studienjahres 2006/07 haben sich rund 114’000 Studierende an Schweizer Hochschulen eingeschrieben.
Im Vergleich zum Vorjahr sind das 1,3% mehr.
Die Fachhochschulen zählen über 55’000 Studierende, 4% mehr als im Vorjahr.
Laut Schätzungen des Bundesamts für Statistik (BFS) könnte die Zahl der Studierenden bis 2015 auf 200’000 steigen.

Das Hochschulsystem der Schweiz umfasst derzeit die zwei Eidgenössischen Technischen Hochschulen (Lausanne und Zürich), die dem Bund unterstehen und zehn kantonale Universitäten, die von den Kantonen kontrolliert und finanziert werden.

Ausserdem gibt es 8 Fachhochschulen, 15 Pädagogische Hochschulen, sowie universitäre Institutionen, die vom Bund unterstützt werden.

Unter diesen letzteren figurieren das Institut universitaire de hautes études internationales (IUHEI) in Genf und das Institut des hautes études en administration publique (IDHEAP) in Lausanne.

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