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Systematisches Frühwarn-System für die Natur

Die sich verändernde Natur soll erfasst werden - nicht nur in Naturschutzgebieten sondern überall. (Bild: BUWAL) Die sich verändernde Natur soll erfasst werden - nicht nur in Naturschutzgebieten sondern überall. (Bild: BUWAL)

In der Schweiz werden die Veränderungen der Artenvielfalt künftig systematisch erfasst: Ein Frühwarn-System soll mithelfen, negative Entwicklungen zu erkennen - eine notwendige Grundlage, damit die Politik Gegensteuer geben kann.

Dieser Inhalt wurde am 17. Mai 2001 - 12:04 publiziert

Am 3. Juni 2000 kraxelten 74 Biologinnen und Biologen quer über die Alp Flix im Bündnerland. Sie bestimmten alle Tier- und Pflanzenarten, die sie während der 24 Stunden fanden. Das Resultat: eine Liste von rund 2'092 Pflanzen, Insekten, Vögel, Kleinlebewesen - insgesamt viel mehr Arten, als die Fachleute erwartet hatten. Und auf der langen Artenliste stehen gar einzelne Tierarten, die in der Schweiz zuvor nie erfasst worden waren.

Dieser "Tag der Artenvielfalt" zeigte eines klar: Noch immer gibt es Lücken im Wissen über das biologische Kapital der Schweiz. Doch dies gilt nicht nur für besondere und seltene Tier- sowie Pflanzenarten. "Die grössten Veränderungen der biologischen Vielfalt haben in den letzten 50 Jahren nicht bei den seltenen, sondern bei den häufigen Arten stattgefunden", sagt Erich Kohli vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL).

Systematisch zählen und messen

Um zu erfassen, wo sich was genau ändert, startet das BUWAL nun das so genannte "Biodiversitäts-Monitoring". Erste Bestandes-Aufnahmen sollen noch in diesem Sommer beginnen, erklärten die Verantwortlichen an einer Medien-Orientierung am Donnerstag (16.05.).

Die Biologinnen und Biologen werden auf 500 Flächen von je einem Quadratkilometer sowie an 1'600 zusätzlichen Mess-Punkten festgelegte Indikatoren erfassen und zählen. Dazu gehört beispielsweise das Vorkommen von bestimmten Blütenpflanzen, Moosen oder Schnecken.

Es geht um ein Frühwarn-System mit besonders empfindlichen Lebewesen, das überhaupt erst ermöglichen soll zu erkennen, wie nachhaltig die Schweiz im Umgang mit der Natur wirklich ist. Denn am Umweltgipfel in Rio 1992 hat sich die Schweiz international verpflichtet, die biologische Vielfalt zu erhalten und zu fördern.

Wiesen früher bunter?

Immer wieder erzählen ältere Leute, die Matten und Wiesen seien früher bunter gewesen, viele Blumen finde man heute nicht mehr im Mittelland. Mit den künftig erhobenen Daten werden solche Beobachtungen auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt. Gegenüber swissinfo vergleicht Erich Kohli die Monitoring-Pläne mit regelmässigen Verkehrs-Zählungen auf einer Strasse: In der Schweiz fehlten bei der Artenvielfalt systematische Daten, um Trends zu erkennen.

"Jemand muss beginnen"

Mit dem Biodiversitäts-Monitoring wird die Schweiz "als eines der aller ersten Länder verlässlich wissen, wie es um ihr biologisches Kapital bestellt ist", erklären die Verantwortlichen. 1,8 Mio. Franken wird das Zählen und Messen pro Jahr kosten.

Einmal mehr macht sich die Schweiz dazu auf, im Umweltbereich eine Pionierrolle zu spielen. Dies trotz Stimmen, die bereits die heutigen Umwelt-Auflagen als übertrieben kritisieren. "Der einzige Nachteil, den wir haben, ist, dass wir nirgends 'abschauen' können, wie es andere machen", sagt Erich Kohli. "Aber irgend jemand muss beginnen, sonst geschieht überhaupt nichts. Und die Schweiz als reiches Land sollte hier eine Pionierrolle übernehmen können."

Eva Herrmann

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